Alan Jones ist auch 25 Jahre nach seinem WM-Titel für Williams ein viel beschäftigter Mann. Neben der Leitung des australischen A1GP-Teams ist er in seinem Heimatland Australien als TV-Experte aktiv. Beim ersten Rennen der neuen Grand Prix Masters Serie in Kyalami stieg er außerdem selbst wieder ins Cockpit. Aufgrund einer Nackenverletzung fiel sein Auftritt allerdings äußerst kurz aus.

Im motorsport-magazin.com-Exklusivinterview mit Andi Gröbl verriet er, dass er nach wie vor an Mark Webber glaubt und welchen Gedanken sich ein alternder Weltmeister stellen muss.

Was muss die moderne Formel 1 ändern, um so gut zu werden wie das GP Masters?

Alan Jones: Auf diese Diskussion lasse ich mich nicht ein. Aber irgendwas muss dort wohl nicht stimmen, denn anscheinend beschwert sich heutzutage jeder über die Formel 1.

Alan Jones im Gespräch mit motorsport-magazin.com-Redakteur Andi Gröbl., Foto: adrivo Sportpresse
Alan Jones im Gespräch mit motorsport-magazin.com-Redakteur Andi Gröbl., Foto: adrivo Sportpresse

Reden wir über Mark Webber. Er ist ein großer Mann in ihrem Heimatland. Ich kann mich noch an die Schlagzeilen erinnern: "Dieser Mann wird Weltmeister", hieß es. Das sagte damals auch Jack Brabham. Wie würden Sie Webber nach seinem ersten Jahr in einem Spitzenteam einschätzen?

Alan Jones: Er muss noch sein Potenzial unter Beweis stellen, denn aus dem einen oder anderen Grund konnte er dieses in diesem Jahr nicht zeigen. Vielleicht zeigt er es ja nächstes Jahr. Vielleicht hat Williams Glück und es gelingt ihnen mit dem Cosworth Motor ein großer Wurf. Vielleicht wird es aber ein neutrales Jahr, dann muss er einfach geduldig sein und bis 2007 warten.

Haben Sie und Mark viel Kontakt? Fragt er sie um Rat, tratschen sie schon einmal?

Alan Jones: Nein, wir plaudern ab und zu, wenn wir uns bei einem GP sehen. Aber engen Kontakt haben wir nicht.

Ist es schwer für einen jungen Australier wie ihn, in der Formel1 Fuß zu fassen, weil sie am anderen Ende der Welt beheimatet sind?

Alan Jones: Ja, natürlich. Für einen jungen Australier ist es ein wesentlich größeres Opfer diese Verbindung einzugehen, nach Europa zu gehen und im Motorsport groß zu werden als für einen Italiener, Franzosen, Deutschen, Spanier oder sonst irgendjemanden.

So wie Sie Frank Williams und Patrick Head kennen: Was ist da wohl im Werk von Williams im Moment los?

Alan Jones: Sie kennen diese Ups and Downs ganz genau. Jetzt gibt es natürlich eine neue Herausforderung mit neuen Reifen und neuem Motor. Es wird ein schwieriges Jahr werden, sie werden sich sehr anstrengen müssen. Aber im Prinzip bleibt ihnen nichts anderes übrig als sich diesen Herausforderungen zu stellen - wie schon so oft in der Vergangenheit.

Alan Jones kann es nicht lassen: Er stieg wieder ins Cockpit., Foto: Sutton
Alan Jones kann es nicht lassen: Er stieg wieder ins Cockpit., Foto: Sutton

Ist Nico Rosberg als Nachfolger von Nick Heidfeld eine gute Wahl?

Alan Jones: Ich habe ihn beobachtet: A good kid, a nice guy. Er hat die GP2 Meisterschaft gewonnen und er war sehr schnell in der Formel 3. Warum sollte er in der Formel 1 nicht seinen Mann stehen?

Wie schaut es mit Michael Schumacher aus. Jeder Champion muss sich irgendwann einmal die Frage stellen, bin ich jung genug, bin ich fit genug, habe ich noch den Biss? Ist das bei ihm noch der Fall?

Alan Jones: Sie haben das gerade selber beantwortet. Jeder Champion muss sich das selbst fragen, ich kann das nicht beantworten. Andere Leute können nur spekulieren, das ist eigentlich nicht mein Geschäft. Nur er kann das wissen.

Wie war das bei Ihnen? Wann haben sie damals entschieden aufzuhören?

Alan Jones: Ich glaube ich habe mehr Comebacks gehabt als die meisten anderen Sportler. Es ist eine harte Entscheidung, man benötigt einen starken Charakter, um diese Entscheidung zu treffen. Eine harte Entscheidung. Man sagt, jetzt höre ich auf, denkt aber im nächsten Moment, es macht mir doch noch immer so viel Spaß. Ich liebe den Sport, die Autos, ich liebe Straßenautos, ich liebe Rennautos, es ist sehr hart das aus seiner Blutbahn raus zu bekommen. Sonst wäre ich nicht beim GP Masters dabei gewesen.

Die Unterschrift des Ex-Champions ist noch immer heiß begehrt., Foto: Sutton
Die Unterschrift des Ex-Champions ist noch immer heiß begehrt., Foto: Sutton

Welche Faktoren sind es, die da mitspielen. Sind es die Familie, das Geld?

Alan Jones: Verschiedene Faktoren zu verschiedenen Zeiten. Warum habe ich das erste Mal aufgehört? Viele Leute haben gesagt, es war 2-3 Jahre zu früh. Jetzt weiß ich es, damals habe ich es nicht gewusst. Warum habe ich dann ein Comeback in der Formel 1 gefeiert? Ich weiß es nicht. Ich bin lieber spontan, denn es macht das Leben viel interessanter, als alles vielfach zu überdenken.

Spielt der Stolz ab einem gewissen Punkt eine Rolle oder ist es nur eine rationale Entscheidung?

Alan Jones: Nein, es ist eine irrationale Entscheidung. Ich wollte einfach mehr Zeit in Australien verbringen, ich wollte zu Hause sein, ich wollte auf meiner Farm sein. Ich dachte ich würde Farmer werden, aber nach 8 Monaten habe ich herausgefunden, dass das doch nicht mein Ding ist. Ich musste diese Entscheidung revidieren. Das ist das was ich mit den vielen Meinungsänderungen meine. Manchmal magst du deine Entscheidungen, und viele Jahre später bereust du sie vielleicht. Das ist so wie wenn du jung bist: Du lernst ein schönes Mädchen kennen und an einem Tag rennst du meilenweit, um zu ihr zu kommen. Und am nächsten Tag rennst du meilenweit, um wieder von ihr davon zu laufen.

Kimi und Fernando waren die Dominatoren dieses Jahres. Viele Leute sagen, Kimi war der Schnellere, der Stärkere. Fernando hatte einfach nur Glück. Was sagen Sie?

Alan Jones: Stimmt. Wenn Kimi nicht so oft ausgefallen wäre, wäre er Weltmeister geworden. Soviel steht fest. Aber wenn Früchte Nüsse wären, wären Früchte Nüsse und keine Früchte und wir hätten jeden Tag Weihnachten. Am Ende des Tages ist Alonso Weltmeister geworden. Ende der Geschichte.