Es war die Knallnachricht am Dienstagabend: das Qualifying in der Formel 1 wird revolutioniert. Am Mittwoch folgte die offizielle Bestätigung der FIA sowie das detaillierte neue Format. Strategiegruppe und F1-Kommission haben sich bereits geeinigt, nun muss der World Motor Sports Council auf seiner Sitzung am 4. März die Änderung noch bestätigen.

Künftig sollen zwar wie bisher auch die drei Abschnitte der Qualifikation ausgetragen werden, jedoch sollen nicht erst an deren Ende, sondern bereits während der Sektionen Fahrer ausscheiden. Bei den Fahrern selbst stößt das neue Format auf ein geteiltes Echo zwischen Hoffnung auf Spannung und der Annahme, dass sich eher wenig ändern wird.

"Es ist immer gut, wenn wir den Sport hinterfragen und immer wieder ein paar Neuerungen reinkommen. Und das ist auch gut, da das Qualifying so spannender wird. Man sieht immer wieder einen wegfallen. Früher sah man alle fahren und erkannte erst am Schluss, wer in der Knock-Out-Zone ist. So ist es vielleicht ein bisschen einfacher", konstatierte Nico Rosberg.

Gleichzeitig bemängelt der Mercedes-Fahrer jedoch auch die Verkomplizierung des Formats und glaubt nicht zwangsläufig, dass es zu mehr Fahrbetrieb auf der Strecke kommt. "Es ist nicht so, dass wir die ganze Zeit draußen sind. Es bedeutet, dass wir immer sehr früh rein- und rausfahren müssen und sind dann immer in den 90-Sekunden-Abschnitten mit unserer Zeit noch dabei. Das ist die Tendenz", so Rosberg. "Aber das ist auch viel zu kompliziert, das alles zu erklären. Ich verstehe es selbst gar nicht. Man muss abwarten, aber ich glaube nicht, dass es allzu viel ändern wird."

Nico Rosberg fuhr 2015 in den letzten sechs Rennen auf die Pole, Foto: Sutton
Nico Rosberg fuhr 2015 in den letzten sechs Rennen auf die Pole, Foto: Sutton

Ungewohnte Einigkeit verbindet Rosberg hier mit seinem Teamkollegen Lewis Hamilton. "Ich habe nicht das Gefühl, dass sich viel verändern wird. Aber hoffe, es ist eine Überraschung für uns alle", so der dreimalige Weltmeister. "Es führt nur dazu, dass du deine Runden schnell hinbekommen musst. Die Leute draußen zu halten, damit ihre Zeit nicht verfällt, ist eine interessante Sache für die Zuschauer", glaubt er an einen Spannungsfaktor für die Fans.

Wenig euphorisch oder auskunftsfreudig gibt sich Nico Hülkenberg. Der Force-India-Pilot nimmt es einfach hin. "Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, ob es gut oder schlecht ist. Ich denke, es ist einfach ein anderes Format und jeder muss sehen, wie er damit klarkommt. Wir werden sehen", so der Schnellste des Mittwochs.

Ganz ähnlich sieht es auch Felipe Massa. "Ich weiß nicht, ob ich es mag oder nicht. Ich glaube, ich brauche etwas Zeit, um mich hinzusetzen und die Regeln und die Änderungen zu verstehen. Das einzige, was ich verstehe, ist, dass sie Chaos erzeugen wollen. Und das wird mit Sicherheit passieren", ist der Brasilianer überzeugt.

Erste Reaktion: Sauerei!

Daniil Kvyat war dagegen im ersten Moment geschockt, als er von der Neuerung erfuhr. "Als ich es zum ersten Mal gelesen hatte, dachte ich zunächst, es ist eine Sauerei", gibt er offen zu. Die Empörung sei jedoch schnell einem gewissen Realismus gewichen. "Aber dann dachte ich, dass sich so viel wahrscheinlich gar nicht ändern wird. Aber es wird interessant. Ich hoffe, es funktioniert gut. Ich denke, es wird nun ein engeres Qualifying, denn du brauchst die besten Runden zur richtigen Zeit und das wird nun schwieriger", erklärt er den Balance-Akt, der ab kommender Saison ansteht.

Daniil Kvyat will dem neuen Format erstmal eine Chance geben, Foto: Sutton
Daniil Kvyat will dem neuen Format erstmal eine Chance geben, Foto: Sutton

Der junge Russe plaudert zudem aus dem Nähkästchen, welches Quali-Format ihm am liebsten wäre. "Mein Lieblings-Qualifying war 2003 und 2004, als es nur über eine Runde ging", erinnert sich der Red-Bull-Pilot an die Ära des Einzelzeitfahrens. "Es war angemessen. Du gehst raus, machst dein Ding, aber es war bei den Streckenbedingungen nicht so fair. Es gibt immer Positives und Negatives, daher lasst uns schauen, ob dieses das Beste sein wird. Das bisherige war nicht allzu schlecht, schauen wir, ob das neue besser ist", gibt er sich diplomatisch.

Eine Herausforderung wird das neue Qualifying auch für die Strategen an den Kommandoständen. Die Gefahr prominenter Opfer ist größer als zuvor. Das weiß auch Pat Symonds. "Es ist eine schwierige Situation. Man hat nicht viel Zeit, sich Gedanken zu machen und die Software als Hilfe hinzuzuziehen. Alle von uns werden Fehler machen", so der Williams-Cheftechniker. Dadurch könnte sogar die Qualität der Rennen zunehmen, meint er. "Wir werden schnellere Autos weiter hinten sehen. Das wird uns spannende Rennen bescheren."

In die gleiche Kerbe schlägt auch Massa. "Ich bin sicher, dass es Chaos geben wird. Autos, die eigentlich weiter vorne starten müssten, müssen vielleicht weiter hinten starten. Für euch ist das vielleicht interessant, aber ob das besser ist, weiß ich noch nicht", so Massa.

Deutlich abgekühlter nimmt McLaren-Renndirektor Eric Boullier die Änderung zur Kenntnis. "Egal was in der Formel 1 geändert wird, es gibt immer Vor- und Nachteile. Die Idee am Quali-Format wurde nicht geändert. Es gibt eine neue Herausforderung für die Teams, was die Reifenstrategie und so weiter angeht", so der Franzose. "Insgesamt sehe ich aber keine große Änderung. Wir müssen als Team sehr koordiniert sein, es gibt zusätzlichen Druck für die Fahrer. Wir haben keine Flexibilität mehr, wann wir die Fahrer rausschicken können", blickt er auf die strategische Komponente.

Klar ist bereits jetzt: Nach dem ersten Rennen mit dem neuen Format, mutmaßlich der Saisonauftakt in Australien, werden die Diskussionen so richtig losgehen.