In der Gluthitze von Sepang fand heute das erste Kräftemessen der Protagonisten unter gleichen Bedingungen, sprich mit "leerem" Tank, statt. Und in punkto Reifen war das Ergebnis mehr als eindeutig. Der Taschenrechner darf trotzdem gezückt werden - da beide Gummigiganten je eine harte und eine weichere Reifenmischung nach Malaysia brachten.

Bridgestone hat auf alle Fälle in punkto Qualifying eine herbe Niederlage einstecken müssen. Selbst wenn es stimmt, dass die beiden Ferrari-Piloten die härtere Mischung gefahren sind, können damit wohl kaum die satten 1,4 Sekunden Rückstand von Michael Schumacher erklärt werden.

Was das Fahren einer einzelnen schnellen Runde betrifft, liegt Bridgestone also im Hintertreffen. Die Bridgestone-Techniker können jetzt jene 0,5 bis 1,0 Sekunden abziehen, welche Ross Brawn dem neuen F2005 gutschreibt - um so viel soll der Neue schneller sein - was im Umkehrschluss bedeutet, dass der F2004M um so viel langsamer als der Neue ist. Dann hätte man immer noch zwischen 0,4 und 0,9 Sekunden Rückstand zu beklagen. Berechnet man nun für die weichere Reifenmischung generös ein Minus von 0,5 Sekunden, wäre das Gespann Ferrari/Bridgestone zwar wieder in der vorderen Region der Zeitenliste zu finden - von einer Dominanz der Scuderia könnte man aber immer noch nicht sprechen.

Wie auch immer - Bridgestone hofft jetzt auf das Rennen respektive auf die konstante Performance der japanischen Reifen. Doch eine konstante Performance stellt auch für Michelin das oberste Ziel dar - beide Gummifirmen wissen, wie wichtig ein haltbarer, stabiler Pneu in der Materialschonungs-Formel 1 des Jahres 2005 geworden ist. Und: Auch bei den in den freien Trainingseinheiten abgespulten Longruns war die Achse Ferrari/Bridgestone alles andere als dominant.

Für die Japaner gilt: Gerade in schlechten Zeiten ist die Zusammenarbeit mit einem einzigen Top-Team ein Nachteil, da die Vergleichsmöglichkeiten fehlen. Stürzt Ferrari in eine Krise, stürzen die Japaner mit. Michelin darf sich derweilen darüber freuen, dass in der provisorischen Startaufstellung sechs der Kundenteams vor den Ferrari stehen.

Michelin-Motorsportdirektor Pierre Dupasquier ist naturgemäß erfreut: "Alles, was an diesem Wochenende bislang passiert ist, zeigt uns, dass wir für das Rennen in bester Verfassung sind. Wir sind uns klar, dass im Rennen natürlich alles Mögliche passieren kann. Und wir müssen mit den heißesten Temperaturen der gesamten Saison klarkommen."

Dupasquier fügt hinzu: "Es wird interessant sein, wie sich unsere Reifen über die Distanz von 56 Runden halten werden, aber wir sind recht zuversichtlich. Es war sehr ermutigend, drei unserer Partner-Teams in den Top 4-Platzierungen zu sehen, innerhalb von 0,3 Sekunden. Das hat einmal mehr die Fähigkeiten von Michelin wieder gespiegelt - wir sind konkurrenzfähig, aber auch in gleichem Maße wandlungsfähig."

Der große Verlierer dieses ersten Abschlags, Bridgestone-Motorsportdirektor Hisao Suganuma, hofft auf das Rennen: "Obwohl wir schon ein wenig enttäuscht sind, was die Rundenzeiten unserer Fahrer im ersten Qualifying betrifft, sind wir dennoch sehr erfreut über die Konsistenz unserer Reifen im Renntrimm. Während der Trainingsläufe zuvor haben wir exzellente Abnützungsraten erzielt."

Suganuma fügt hinzu: "Wir würden unsere Teams im Qualifying künftig gerne in besserer Verfassung sehen, aber wir sind in Hinblick auf dieses Wochenende nicht allzu deprimiert. Der Sonntag könnte wieder eine ganz andere Story werden und wir sind zuversichtlich, dass wir für das Rennen gut vorbereitet sind. Es wird sicherlich ein hartes Rennen für uns alle werden, aber eine konsistente Reifen-Performance wird der Schlüssel zum Erfolg sein.