FIA-Pressekonferenz mit zwei Reifenbossen - Pierre Dupasquier von Michelin und Hiroshi Yasukawa von Bridgestone - sowie drei Teambossen - Nick Fry (British American Racing), Christian Horner (Red Bull) und Colin Kolles (Jordan). Die beiden Reifenbosse sagen im Prinzip nichts Neues - es geht um die zuletzt ausgiebig diskutierten Fragen, die das neue Reifenreglement erzeugt. Es sind Fragen, die frühestens erst nach dem Melbourne-GP wieder neue Aspekte zulassen werden…

So ähnlich verhält sich das auch mit dem Fall Minardi, der sich ohnehin stündlich ändert. Sicher sind auch die Debatten rund um den Designer Mark Smith nicht völlig uninteressant. Sicher sprechen die neuen Teambosse auch ganz gerne über ihren neuen Job, ihre Herangehensweise - aber ein Thema dieser Pressekonferenz überragt alle: Der Fun Factor in der Formel 1 oder das Arbeiten für die Zuschauer.

Nick Fry und Colin Kolles outen sich als Fun Factor-Freunde - beide betonen, man müsse für die Leute auf den Tribünen und für jene hinter den TV-Schirmen arbeiten. Beide bringen dabei Red Bull ins Spiel - der Energy Drink-Hersteller sei quasi der Fun Factor-Experte. Red Bull-Teamchef Christian Horner bestätigt: "Red Bull möchte die Leute auf den Tribünen ansprechen, darum dreht sich die Marketing-Strategie…"

Schön. Ein Journalist wirft ein: "Ihr sagt, ihr wollt für die Leute auf den Tribünen arbeiten, aber die haben heute dank der neuen Regeln nur wenig Action, wenige Formel 1-Autos gesehen. 10, 12 oder 15 Runden im Training. Und am Samstag gibt es keine Pole. Wie denkt ihr, werden die Leute darauf reagieren?"

Nick Fry sagt: "Ich denke, wir blicken derzeit eher in die Zukunft als auf das, was sich in der Gegenwart abspielt. Und ich denke, dass man die Gegenwart verbessern könnte. Aus meiner persönlichen Sicht heraus sage ich, dass die Gegenwart nicht optimal ist. Wäre ich ein Formel 1-Zuschauer, würde ich wohl ziemlich verwirrt sein." Die Arbeit in punkto Fun Factor, die er gemeinsam mit Horner und anderen Teams zu bewerkstelligen versuche, würde sich darum drehen, wie man nach dem Ablaufen des Concorde-Abkommens weitermachen könnte…

Sowohl Fry als auch Horner als auch Kolles finden, dass man von der Optimallösung für die Formel 1 weit entfernt sei. Der vorhin erwähnte Journalist würde nun gerne wissen, welche Ideen die drei Entscheidungsträger für eine Optimallösung in petto hätten. "Habt ihr irgendwelche Ideen?", fragt er.

Nick Fry verneint. Er hätte keine Lösungen, die reif genug wären. Und das sei auch das Grundübel der aktuellen Situation. Dass nämlich Lösungen und Regelungen eingeführt wurden, die einfach zu wenig analysiert worden sind.

Das heißt also: Viele Entscheidungsträger der Königsklasse - neben Fry, Horner und Kolles haben ja auch schon einige andere Teambosse Kritik ausgeübt - empfinden die Ist-Situation der Formel 1 als nicht optimal für das Publikum und den Sport. Aber weil sie nicht weitere unüberlegte Schnellschüsse fabrizieren wollen, orientieren sie sich jetzt an dem Jahr 2008. Die Gegenwart überlässt man Max Mosley.

Der wiederum führt in einer Zeit, in der über zu wenig Action auf der Strecke geklagt wird - nicht nur an den Trainingstagen oder am Sonntag Vormittag, sondern auch im Rennen selbst - jene Paragraphen ein, die das Materialschonen erzwingen. Und die Logik sagt: Materialschonen und Action sind oft zwei verschiedene Paar Schuhe, sie stehen einander schlicht im Wege. Vielleicht sollte man vor dem Fun Factor zunächst einmal den Race Factor generalüberholen? Der geht nämlich langsam aber sicher am Rundengeiz und am Reifen- respektive Motorenschonen zugrunde.