Die ersten vier Rennen der Formel-1-Saison 2014 in Übersee sprachen eine nur allzu deutliche Sprache. Vier Siege, vier Poles, vier schnellste Rennrunden für Mercedes AMG. Das Duo Lewis Hamilton und Nico Rosberg spielte mit der Konkurrenz mitunter Katz und Maus. Der Europa-Auftakt am Wochenende auf dem Circuit de Catalunya birgt vor allem für die Verfolger der Silberpfeile eine besondere Brisanz. So zeigte die Geschichte der Formel 1 häufig das Bild, dass das Kräfteverhältnis in Barcelona 'Pi mal Daumen' auch für den Rest des Jahres erwartet werden kann. Zwar könnte die aktuelle Saison aufgrund der großen technologischen Revolution mit dem Wechsel auf die hybriden V6-Antriebsstränge durchaus eine Ausnahmesituation kreieren; Allzu lange dürfen sich vor allem Red Bull und Ferrari jedoch nicht mehr Zeit lassen, wollen sie den silbernen Sololauf noch rechtzeitig unterbinden.

Hoffnungsschimmer im Doppelpack

Zwar ist Mercedes auch in Spanien wieder erster Anwärter auf Sieg und Podestplätze, jedoch darf sich die Konkurrenz Hoffnung machen, den teils eklatanten Rückstand der bisherigen Rennen zumindest partiell aufzuholen. Zum einen ist der Europaauftakt traditionell für die ersten großen Update-Packages der Saison bekannt - eine Disziplin, in der sich vor allem Red Bull in den letzten Jahren des Öfteren Bestnoten verdiente.

Im Vorjahr belegten Nico Rosberg, Lewis Hamilton und Sebastain Vettel die ersten drei Startplätze - aufs Podium schaffte es keiner von ihnen, Foto: Red Bull
Im Vorjahr belegten Nico Rosberg, Lewis Hamilton und Sebastain Vettel die ersten drei Startplätze - aufs Podium schaffte es keiner von ihnen, Foto: Red Bull

Andererseits schränkt das Layout des Circuit de Catalunya mit überwiegend schnellen und flüssigen Kurven, nur einer langen Geraden und anteilsmäßig wenig extrem langsamen Passagen die Vorteile Mercedes' in Sachen Traktion sowie Leistung auf Vollgasabschnitten doch etwas ein. Einen gänzlichen Einbruch der Mercedes-Dominanz zu erwarten, wäre jedoch definitiv vermessen. So gehörte Silber auch in den bisherigen 'Aerodynamik-Passagen' stets zu den Schnellsten.

Alonso-Faktor und Duell der Teamkollegen

Auch vor dem fünften Rennen der Saison verspricht vor allem das Duell der Teamkollegen durch das Feld hinweg große Spannung. Wie selten zuvor fliegen in diesem Jahr Rennstall-intern die Funken, was ein aufregendes zusätzliches Spannungselement garantiert. Ob Hamilton vs. Rosberg, Vettel vs. Ricciardo, Alonso vs. Räikkönen, Massa vs. Bottas, Hülkenberg vs. Perez, Button vs. Magnussen - in Barcelona wird neben dem Fokus auf Rennverlauf und -ergebnis auch die Frage nach den Siegern des nächsten Kapitels der Stallduelle einiges an Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Vor allem Rosberg, Vettel und Räikkönen stehen dabei besonders unter Druck, mussten sie zuletzt doch empfindliche Niederlagen einstecken.

In Spanien meist eine Klasse für sich: Fernando Alonso, Foto: Sutton
In Spanien meist eine Klasse für sich: Fernando Alonso, Foto: Sutton

Ein Mann, der in Spanien nie außer Acht gelassen werden darf, ist Lokalmatador Fernando Alonso. Zwei Siege und fünf weitere Podestplatzierungen zieren bislang die beeindruckende Vita des Asturiers - im Vorjahr fuhr er im Ferrari Kreise um die Konkurrenz. Doppelten Ansporn dürften auch die Mercedes-Piloten Hamilton und Rosberg verspüren. Beide siegten auf der Traditionsstrecke vor den Toren Barcelonas noch nie - WM-Leader Rosberg verpasste bei sämtlichen acht Auftritten bislang das Podest. Nach zwei Jahren ohne Podium zum Europaauftakt wird sich auch Sebastian Vettel mehr denn je rehabilitieren wollen.

Reifen und Wetter 2014 kein Faktor?

Nachdem in den vergangenen Jahren regelrechte Reifenmassaker und bis zu vier Stopps auf dem Circuit de Catalunya eher die Regel waren denn die Ausnahme, reagierte Pirelli und wird 2014 die beiden härtesten Mischungen an die Strecke bringen. Dies sollte vor allem den Teams helfen, die aufgrund von Einstellungen mit viel Abtrieb traditionell größere 'Reifenfresser' geben, wie beispielsweise Red Bull. Auch Mercedes offenbarte hier stets große Probleme, sollte in diesem Jahr aber weitaus weniger anfällig für einen übermäßigen Reifenverschleiß sein.

Pirelli rechnet für das Wochenende bei keinem Fahrer mit mehr als drei regulären Boxenstopps, was eine Einschränkung der Strategiekomponente zur Folge haben könnte. Im Vorjahr siegte Alonso beispielsweise noch mit einer 'Sprintstrategie' und vier Stopps, während sich der Zweitplatzierte Räikkönen durch Reifen-schonende Fahrweise und einen Boxenbesuch weniger aufs Podest flüsterte. Seit dem Regenrennen im Jahr 1996 schien am Sonntag in Barcelona stets die Sonne - ein Umstand, der auch für dieses Wochenende als gesichert gilt.