In der letzten Woche schien bereits Klarheit über die Besetzung des zweiten Marussia-Cockpits zu herrschen. Brasilianische Medien vermeldeten, dass sich der Rennstall mit Luiz Razia geeinigt hätte und auch der 23-Jährige äußerte sich bereits zum Deal. "Es ist die Erfüllung eines Traums", wurde Razia zitiert, der über große finanzielle Mittel verfügt und damit die Anforderungen von Marussia erfüllt. Der Rennstall trennte sich zuletzt von Timo Glock, da man auf zwei Paydriver angewiesen ist.

Ob Razia, der Zeitungsartikel über seine Verpflichtung bereits auf seine Webseite stellte, aber tatsächlich den Zuschlag erhält, ist weiterhin offen. Marussia stellte am Dienstag unmittelbar vor dem Beginn der Testfahrten in Jerez seinen neuen Wagen vor, machte jedoch in der Presseaussendung keinerlei Angaben zu Personalfragen. "Die Gespräche mit den Medien sind gefährlich, nicht wahr?", meinte Teamchef John Booth gegenüber Reuters. "Jemand stellt etwas auf seine Webseite und es gilt als Fakt", äußerte er Kritik an Razias Verhalten, fügte jedoch an: "Wir sprechen mit ihm."

Bisher steht lediglich fest, dass Max Chilton einen Vertrag bei Marussia unterschrieben hat. Der Brite bestreitet derzeit die Testfahrten in Südspanien, doch Booth hofft, bis Freitag den zweiten Mann präsentieren zu können, damit Chilton nicht an allen vier Tagen im Cockpit sitzen muss. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass Max bei seinem ersten Test alle vier Tage absolviert", so der Teamchef. "Es wäre eine ziemliche harte Aufgabe für ihn."

Klein aber fein

Obwohl Glock das Team aus wirtschaftlichen Gründen verlassen musste, sei man finanziell gut aufgestellt, hielt Booth fest, der seine Mannschaft als jene mit dem geringsten Budget bezeichnete. "Ich denke, unsere Position kommt uns ziemlich entgegen", meinte er. "Wir sind ein Team mit 180 Leuten und diese Gehälter zu bezahlen ist bei weitem nicht so schwierig, als wenn man jeden Monat 500 bezahlen müsste. Wir sind sehr kompakt und haben einen guten Businessplan."

Dennoch sei die Formel 1 freilich ein äußerst hartes Geschäft und Marussia habe in seinen dreieinhalb Jahren in der Königsklasse noch keinen einfachen Tag gehabt. "Aber wir glauben, dass wir einen nachhaltigen Businessplan haben und fühlen uns wohl, wo wir stehen", beteuerte Booth. Mit dem neuen Motorenreglement werden 2014 weitere Kosten auf die Teams zukommen und Marussia könnte von Cosworth zu einem anderen Hersteller wechseln, da es als nicht unwahrscheinlich gilt, dass sich die britische Motorenschmiede aus der Formel 1 zurückziehen wird.