Auf jeden Regen folgt wieder Sonnenschein. Diese Redewendung gilt im Sommer 2012 auch für die Formel 1, denn wie schon vor zwei Wochen in Silverstone präsentierten sich auch der Freitag und Samstag in Hockenheim zum Großteil verregnet. Für den Rennsonntag sind sich die Wettermodelle jedoch einig; der Himmel über dem Badischen sollte die Schleusen geschlossen halten, was für die Teams und Piloten eine neue Herausforderung darstellen dürfte.

Sowohl der Beginn des dritten Freien Trainings als auch das erste Qualifying-Segment verliefen trocken, dann folgte jedoch die kalte Dusche von oben, während der sich Fernando Alonso am besten aus der Affäre zog. "Es war am Limit. Zwar ist das für alle gleich, aber manchmal ist es besser, die Verhältnisse zu prüfen", hielt der Asturier fest, der vor dem Beginn von Q3 aufgrund der Wassermassen sogar für eine Verschiebung plädiert hatte und damit dieselbe Meinung wie Red Bulls Motorsport-Berater Dr. Helmut Marko vertrat.

Vor allem das stehende Wasser auf den Geraden machte den Piloten schwer zu schaffen, da es Aquaplaning auslöste, was zu einigen gefährlichen Szenen führte. Nico Hülkenberg wurde auf seiner Outlap kalt erwischt und hatte großes Glück, seinen Force-India-Boliden nicht zu verschrotten. "Ich fuhr 260 und das Auto wollte nicht dahin, wo ich hin wollte. Da schaust du und bangst, dass du nirgendwo anschlägst. Zum Glück kam ich ins Kiesbett und konnte ohne Schaden weiterfahren", schilderte er die brenzlige Szene.

Unterschiedliche Gefühlslage bei Mercedes

Einmal mehr wurde Michael Schumacher der Bezeichnung Regenkönig gerecht, denn der Kerpener hielt in Q3 sogar zwischenzeitlich die Bestzeit und qualifizierte sich schlussendlich als Vierter - aufgrund Mark Webbers Rückversetzung wurde daraus sogar noch Startplatz drei. Angesichts dessen ist es wenig verwunderlich, dass der siebenmalige Weltmeister auch am Sonntag auf Niederschlag hofft, auch wenn dieser als unwahrscheinlich gilt. "Die Analyse ist, dass wir im Regen definitiv eine Chance haben, auch aus eigener Kraft auf das Podium und vielleicht sogar noch weiter nach vorne zu kommen", zeigte sich Schumacher optimistisch. Im Trockenen sei Rang drei für das Team mit dem Stern hingegen das Maximum, das es zu erreichen gebe.

Nico Rosberg hatte mit dem Regen seine liebe Not, Foto: Sutton
Nico Rosberg hatte mit dem Regen seine liebe Not, Foto: Sutton

Des einen Freud war des anderen Leid, denn während Schumacher über seine Platzierung strahlen konnte, lief für Nico Rosberg alles schief. Der Mercedes-Pilot beendete das Qualifying lediglich als 17. und wurde aufgrund eines Getriebewechsels sogar auf P21 zurückgestuft. Rosberg begann Q2 mit einem Satz nicht optimaler Intermediates, kehrte wegen eines Funk-Problems jedoch zu spät an die Box zurück und entschied sich für Regenreifen, die allerdings keine Verbesserung zuließen.

Einige Ideen

Sebastian Vettel bezeichnete die Verhältnisse im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com als Lotterie, womit er vermutlich vielen Kollegen aus der Seele sprach. Direkt beeinflusst wurde das Qualifying des Red-Bull-Piloten durch seinen Teamkollegen Mark Webber, der seinerseits in der Gischt von Pastor Maldonado festhing und Vettel in den entscheidenden Minuten blockierte. Dazu kamen auf der spiegelglatten Asphaltbahn auch noch zwei Ausrutscher, was das Erreichen der Pole Position unmöglich machte. "Ich habe die letzte Runde nicht hingebracht. Bei den Bedingungen ist das so schwierig. Wenn ich mehr riskiert hätte, hätte ich das Auto vielleicht auf einem der Bäche auf der Strecke verloren", gab Vettel zu.

Da es nun am Sonntag jedoch trocken bleiben sollte, gilt es für die Teams, die wenigen Eindrücke, die unter diesen Bedingungen gewonnen wurden, bestmöglich umzusetzen. "Wir haben ein paar Ideen, aber Fakt ist, dass wir in den vergangenen beiden Tagen nicht viele Longruns fahren konnten", verriet etwa Felipe Massa, der wie seine Kollegen beim Rennstart über freie Reifenwahl verfügt. Mit den Reifen hatte auch Jenson Button zu kämpfen, der seine Pneus im Nassen einfach nicht auf Temperatur brachte und sich daher über die gute Wetterprognose freute. "Es ist wie Schlittschuhlaufen - man muss immer Angst haben, dass man wegrutscht", zog der McLaren-Pilot einen Vergleich mit dem Wintersport.