Der Große Preis von Malaysia gilt Jahr für Jahr als jenes Rennen, das den Formel-1-Piloten die meisten Kräfte abverlangt. Ausschlaggebend dafür ist die enorme Hitze, die in Kombination mit der hohen Luftfeuchtigkeit für äußerst schwüle Bedingungen sorgt, die dem menschlichen Körper schwer zusetzen. Als weitere Herausforderung kommen in der Regel die für Südostasien so typischen monsunartigen Regenfälle hinzu, die die Strecke binnen weniger Sekunden überfluten können. Besonders in Erinnerung bleibt hier wohl das Rennen aus dem Jahr 2001 als nahezu alle Fahrzeuge von der Strecke gespült wurden. 2009 musste der Grand Prix sogar abgebrochen werden - am Ende gab es nur halbe Punkte.

Der tägliche Monsunschauer

Da sich die Wetterverhältnisse so schnell verändern, sind genaue Prognosen sehr schwierig, auch wenn es nahezu als gesichert angenommen werden kann, dass der Himmel einmal täglich seine Schleusen öffnet. Auch Fernando Alonso ist sich der großen Unsicherheit der Wetterverhältnisse bewusst. "Um ehrlich zu sein, habe ich kein Vertrauen in die Wettervorhersagen. Malaysia ist der einzige Ort, wo Sonnenschein und Regen sich innerhalb von fünf Minuten abwechseln können, deshalb müssen die Leute an der Boxenmauer ihre Augen offen halten."

Auch für erfahrene Piloten wie Michael Schumacher ist das Rennen vor den Toren der Hauptstadt Kuala Lumpurs immer wieder eine harte Prüfung. "Malaysia ist eine große Herausforderung. Es ist das anstrengendste Rennen für uns alle. Mich stört es aber nicht, ich mag warmes Wetter. Mittlerweile sind wir auch alle so gut vorbereitet, dass es uns im Auto nicht wirklich etwas ausmachen sollte", erklärte der siebenfache Champion.

Um den großen Flüssigkeitsverlust während des Rennens zu kompensieren, ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Piloten genügend Wasser zu sich nehmen. Da in den Cockpits über 40 Grad herrschen, verlieren die Fahrer in den knapp zwei Stunden, über die sich das Rennen erstreckt, mehr als drei Liter Flüssigkeit. Ein Geheimtipp von Nico Rosberg lautet Kaugummi kauen: "Das sorgt für mehr Speichelfluss und lässt den Mund bei diesen Temperaturen nicht austrocknen."

Rauer Asphalt sorgt für hohen Reifenverschleiß

Der Sepang International Circuit befindet sich seit dem Jahr 1999 im Saisonkalender der Formel 1 und ist die erste von Hermann Tilke entworfene Strecke, auf der die Königsklasse des Motorsports zu Gast war. Geprägt ist der 5,5 Kilometer lange Kurs von vielen schnellen Kurven und zwei langen Geraden, die die besten Überholmöglichkeiten bieten und durch eine 180-Grad-Kehre getrennt sind. Die DRS-Zone befindet sich in diesem Jahr auf der Hauptgeraden; im Gegensatz zu Melbourne darf in Sepang nur in einem Streckenabschnitt der Heckflügel flach gestellt wird.

Den ersten Grand Prix von Malaysia konnte Eddie Irvine für sich entscheiden, doch Michael Schumacher holte in Sepang drei Siege, der letzte datiert aus dem Jahr 2004. Generell scheint es als würde die Strecke deutschen Piloten durchaus liegen, denn auch Ralf Schumacher konnte in Malaysia einen Triumph erringen und in den letzten beiden Jahren blieb Sebastian Vettel siegreich.

Im Gegensatz zum Albert Park in Melbourne ist der Sepang International Circuit eine permanente Rennstrecke und verfügt über relativ rauen Asphalt. Demnach werden die Reifen ein entscheidendes Kriterium sein, wie auch Jenson Button im Vorfeld des Rennens anmerkte. "Ich mag den Kurs in Malaysia, er ist sehr schnell und flüssig, aber für die Reifen ist es hier sehr schwer. Auch Schumachers Gedanken gelten vornehmlich den Reifen. "Hier ist das Thema, die Reifen aufgrund der Hitze zusammenzuhalten", sagte der Deutsche. Pirelli brachte die harte und mittlere Reifenmischung an die Strecke, im Vorjahr steuerte der Großteil der Piloten rund drei Mal die Box an, um sich neue Pneus aufzuziehen.

Schnelle Kurven, lange Geraden

Anders als in Melbourne dominieren in Sepang schnelle Kurven, in denen die Aerodynamik voll gefordert wird. Aufgrund dessen betreten Teams und Fahrer Neuland, da es in der heurigen Saison erstmals auf eine Strecke geht, die über eine solche Charakteristik verfügt. Mit ein Grund, weshalb auch Button sich nicht sicher ist wie die Kräfteverhältnisse auf diesem Streckentyp aussehen werden. "Wir sind bisher noch nicht auf einem Kurs mit so vielen schnellen Kurven gefahren, sodass es für alle etwas Neues ist. Es wird wichtig sein, dass wir einige Runden abspulen, um zu wissen, wo wir genau stehen."

Durch die zwei langen Geraden werden auch die Motoren voll gefordert, worüber sich Fernando Alonso bereits Sorgen macht. "Sepang hat zwei sehr lange Geraden, weshalb wir aufgrund unseres geringen Top-Speeds einen noch höheren Preis als in Australien zahlen könnten", meinte der Ferrari-Pilot. Eine gute Höchstgeschwindigkeit ist in Malaysia unerlässlich, um vor der Haarnadelkurve zu einem Überholmanöver ansetzen zu können, obwohl DRS dieses Unterfangen in den meisten Fällen deutlich erleichtert.

Die Kombination aus langsamen und sehr schnellen Kurven sowie das Vorhandensein der beiden langen Geraden hat in Malaysia stets für unterhaltsame Rennen gesorgt. Die Strecke hebt sich angenehm von anderen Strecken der neueren Generation ab, die in der Regel mit deutlich weniger Action aufwarten und darf daher durchaus als Gewinn für den Formel-1-Kalender angesehen werden.

Angenehmes Ambiente

Auch den Piloten sagt das Ambiente am malaiischen Archipel zu, das sich wohltuend von vielen anderen Orten, die während der Saison bereist werden, unterscheidet. "Ich mag Malaysia. Es geht hier sehr viel entspannter als in Melbourne zu. Ich werde dieses Rennwochenende wirklich genießen, denn aus Sicht eines Fahrers ist das der beste Ort, um Rennen zu fahren", meinte Button.