1. - S wie Startaufstellung

2011 gab es unterhalb dieser Überschrift nur eine Antwort: Red Bull und meistens Sebastian Vettel. Doch das Blatt scheint sich gewendet zu haben, denn in Australien sicherte sich McLaren-Pilot Lewis Hamilton vor seinem Teamkollegen Jenson Button die Pole Position. "Der erste und zweite Platz für Jenson und mich ist eine tolle Leistung des Teams", freute sich Hamilton.

War McLaren noch eine erwartete Größe, war es Romain Grosjean sicher nicht. Der Franzose stellte seinen Lotus auf den dritten Platz und konnte es nicht glauben, als ihm das Team seine Position über Funk bekanntgab. "Es ist wie ein wahrgewordener Traum", jubelte der GP2-Champion des vergangenen Jahres.

Doch auch dahinter hätte man wohl viel Geld bekommen, wenn man auf die Reihenfolge Michael Schumacher, Mark Webber und Sebastian Vettel getippt hätte. Nur auf Rang sechs, war der Weltmeister vor allem von seiner letzten Runde enttäuscht, da er nicht alles herausquetschen konnte. Niki Lauda brachte es gegenüber Motorsport-Magazin.com auf den Punkt: "Die Verlierer waren die beiden Red Bulls mit Vettel und Webber, die ihre Leistung nicht bringen konnten."

2. - S wie Start

Vorne scheint die Situation geregelt. Hamilton und Button werden durch ihre Erfahrung vorne wegziehen und sich vielleicht die ersten Kurven ein Duell liefern. Danach wird aber sicher im Vordergrund stehen, den Doppelsieg nicht zu gefährden. "Ich hoffe, wir gehen mit Hirn an die Sache", überlegte auch Hamilton. Aber da ich auf der sauberen Seite starte, sollte ich im Vorteil sein. Dann hoffe ich einfach auf einen guten Kampf."

Der Start wird ein entscheidender Faktor für das Rennen werden, Foto: Pirelli
Der Start wird ein entscheidender Faktor für das Rennen werden, Foto: Pirelli

Eine unbekannte Größe wird die zweite Reihe. Noch nie stand Romain Grosjean so weit vorne in einer Formel-1-Startaufstellung. Er wird vermutlich vorsichtig an die Sache herangehen, um nicht zu gefährden, seinen E20 gleich in der ersten Kurve wegzuwerfen. Ein Schumacher in Startform wie 2011 dürfte den jungen Franzosen dann gleich kassieren. Doch niemand weiß, ob der Mercedes auch in diesem Jahr zündet wie eine Rakete, oder ob letztes Jahr nur der Eindruck täuschte, da das Team meist von weiter hinten startete.

Die traurige Figur könnte erneut Mark Webber sein. Denn wie schon so oft in der Vergangenheit, wollte sein KERS auch im entscheidenden Moment nicht wie er es wollte. "Ich hatte am Ende der Session kein KERS, was den Rhythmus im Qualifying natürlich schon stark beeinträchtigt. Es ist eine Schande, denn den ganzen Winter lang lief es problemlos", ärgerte sich der Lokalmatador. Sollte dieses Problem auch am Start auftreten, dürfte es für Vettel ein Leichtes sein, seinen Teamkollegen zu passieren.

3. - S wie Strecke

Der Albert-Park zählt zu den Klassikern der Formel 1. Bereits zum 17. Mal sind die Boliden in Melbourne unterwegs und beinahe alle Piloten freuen sich auf den Kurs, der aber auch Herausforderungen bietet. "Die Strecke ist sehr gut und sieht interessant aus, wenn auch nicht leicht", machte Grosjean deutlich.

Mit seinem zehn Rechts- und sechs Linkskurven hält der Kurs einige interessante Merkmale für die Piloten bereit. Das Griplevel ist zudem nicht so gut, da Melbourne einer der Straßenkurse im Kalender ist. Die Bestzeit liegt bei 1:24.125 Minuten, die von Schumacher im Jahr 2004 aufgestellt wurde.

4. - S wie Strategie

Die Entscheidung bezüglich der Strategie könnte am Sonntag ein Spiel mit dem Feuer werden - oder eher eines mit den Reifen. Nachdem es in beiden Freien Trainings am Freitag nass war, konnten keine genauen Schlüsse über die Reifen gezogen werden. "Es wird darum gehen, die Reifen auf die richtige Arbeitstemperatur zu bringen und in den Stints nach ihnen zu sehen", so Button.

Auch Williams' Mark Gillian erklärte, grundsätzlich zwar eine Idee zu haben, aber alles würde sich durch den Abbau der Reifen entscheiden. Red-Bull-Teamchef Christian Horner wollte sich mit der Strategie ebenfalls nicht zu weit aus dem Fenster lehnen und blieb deshalb mit seiner Aussage sehr vage: "Es könnte ein, zwei oder drei Stopps geben und das lässt viel Raum für richtige und falsche Strategien. Das Qualifying war nicht das ganze Bild in Melbourne."

5. - S wie Surprise

Wenn man am ersten Samstag der Saison über Überraschungen redet, gibt es sicherlich drei, die herausstechen: Grosjean auf drei, Red Bull nur in der Mitte der Top-10 und Schumacher. Der siebenfache Weltmeister sicherte sich bereits am Freitag die schnellste Zeit im Freien Training, die aber von vielen Kritikern belächelt wurde. Nun strahlt er, was Niki Lauda gut versteht: "Logisch, das würde ich an seiner Stelle auch machen. So weit vorne stand er noch nie mit Mercedes."

Michael Schumacher überzeugte mit dem vierten Startplatz, Foto: Sutton
Michael Schumacher überzeugte mit dem vierten Startplatz, Foto: Sutton

"Die amtierenden Weltmeister und klaren Favoriten für die Saison werden hinter Michael starten, was zeigt, wie überraschend die Formel 1 sein kann", freute sich auch Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. Ganz Deutschland träumt nun natürlich von der nächsten Überraschung durch Schumacher und er selbst gibt der Hoffnung ein bisschen Nahrung. "Vom ersten Tag im neuen Auto an war für mich klar, dass mir das Auto mehr entgegen kommt. Ich muss jetzt in etwa halb so viel am Lenkrad arbeiten wie im letzten Jahr", zeigte sich der Weltmeister erleichtert.

6. - S wie Schlusslichter

Den Platz der traurigen Schlusslichter teilen sich HRT und Ferrari. Zwar sind die Situationen der Teams doch recht unterschiedlich, das Ziel wurde aber von beiden verfehlt. Ferrari startet am Sonntag aus den Rängen zwölf und sechszehn. Sicher nicht der Anspruch eines ehemaligen Weltmeisterteams. "Ich hatte große Probleme, mit dem Auto Grip zu finden. Selbst mit neuen Reifen war das fast unmöglich. Ich musste in jeder Kurve mit dem Auto kämpfen, beim Anbremsen, beim Einlenken, es war immer instabil, deshalb ist mir keine gute Runde gelungen", verteidigte Felipe Massa gegenüber Motorsport-Magazin.com seinen schlechten Startplatz.

Fernando Alonso hatte erst gar nicht die Möglichkeit vorne mitzukämpfen, da er seinen F2012 in Q2 im Kies versenkte. Doch auch ohne diesen Fehler hätte es nicht für den Sprung an die Spitze gereicht, wie der Doppelweltmeister vernichtend bilanzierte: "Heute haben wir gezeigt, dass wir nicht konkurrenzfähig sind."

Weit von Konkurrenzfähigkeit entfernt sind auch Narain Karthikeyan und Pedro de la Rosa in ihrem HRT F112. Mit Zeiten, die mehr als sechseinhalb Sekunden hinter der Spitze und knappe zwei Sekunden oberhalb der 107-Prozent-Regel lagen, muss das Team bereits nach dem Samstag wieder die Koffer packen und die Heimreise antreten, denn die FIA hat dem Team einen Start verweigert.

7. - S wie Spannung

Das erste Rennen der Saison ist immer voll von Nervenkitzel. Wer wird sich durchsetzen, was waren die Zeiten aus dem Qualifying wirklich wert? Red Bull glaubt daran, am Sonntag deutlich mehr zeigen zu können. "Für das Rennen dürften wir gut aufgestellt sein", machte Vettel seinen Fans wieder neuen Mut.

Sebastian Vettel hofft auf ein besseres Rennen, Foto: Sutton
Sebastian Vettel hofft auf ein besseres Rennen, Foto: Sutton

Vor allem die Reifen und die Art, wie mit ihnen umgegangen wird, könnten ein entscheidender Faktor sein. "Ich hoffe, es wird uns am besten gelingen, mit den Reifen sanft umzugehen", wünschte sich Polesetter Hamilton. Dann strebt er einen Doppelsieg für McLaren an, was die hinteren Reihen vermutlich verhindern wollen. Da es 2012 so eng wie selten zuzugehen scheint, hat selbst Nico Rosberg auf der siebten Position noch Chancen auf das Podest.

Zudem ist fraglich, wie viele der neuen Boliden das Ziel sehen werden. Denn traditionell ist das erste Saisonrennen ein Garant für Ausfälle, technische Defekte oder andere Probleme. So überfuhren beim Auftakt in Melbourne 2008 lediglich sechs Autos die Ziellinie.