Pro: Nick Heidfeld - erfahrener Pilot

von Kerstin Hasenbichler

Bis dato gilt Nick Heidfeld nur als "potenzieller Ersatz" für den verletzten Robert Kubica bei Lotus Renault, doch nach den Testfahrten in Jerez könnte die Sache bereits anders aussehen. Der Deutsche wäre für den Rennstall die beste Wahl.

Warum? Es gibt aktuell keinen Fahrer auf dem Markt, der über mehr F1-Erfahrung verfügt als Heidfeld. Während die jungen Wilden wie Bruno Senna meist erst eine Saison auf dem Buckel haben, stand Heidfeld bereits bei 173 Grand Prix am Start - viele Piloten kommen in ihrer Karriere gar nicht auf diese Zahl. Zudem hat man 2010 bei Rubens Barrichello gegen Nico Hülkenberg gesehen, dass Erfahrung immer noch ein Trumpf in der Formel 1 ist.

Sauber holte 2010 Heidfeld ins Team zurück, Foto: Sutton
Sauber holte 2010 Heidfeld ins Team zurück, Foto: Sutton

Heidfeld hat genug F1-Duelle hinter sich und holte bisher acht zweite Plätze und eine Pole Position. Als Test- und Reservepilot bei Mercedes stellte er unter anderem unter Beweis, dass er ein Auto weiterentwickeln kann. Diese Tatsache hat auch Sauber im Vorjahr überzeugt, Heidfeld anstelle von Pedro de la Rosa die letzten fünf Saisonrennen einzusetzen.

Dadurch konnte der Mönchengladbacher Qualifying- als auch Rennluft schnuppern und die neue Strecke in Korea kennenlernen. Doch der größte Pluspunkt des Deutschen ist seine frühere Rolle als Pirelli-Testfahrer. Heidfeld konnte in der vergangenen Saison nicht nur die neuen Reifen ausgiebig testen, sondern war auch an deren Entwicklung beteiligt.

Contra: Bruno Senna - junger Pilot

von Stephan Heublein

Klar, die Argumente für einen gestandenen Formel-1-Piloten sind eindeutig. Viele Grand Prix auf dem Buckel, jede Menge Erfahrung bei der Weiterentwicklung eines Autos und gutes Wissen von anderen Teams. Doch reicht das heutzutage alleine aus?

Nichts gegen Nick Heidfeld & Co, die sicherlich eine Chance und ein Cockpit in der Formel 1 verdient haben, aber warum sollte ein Team nicht einmal etwas riskieren, als andauernd die gleichen alt gedienten Piloten aus der Versenkung zu holen? Peter Sauber hat in der Vergangenheit gerne etwas gewagt und öfter gewonnen als verloren.

Felipe Massa, Kimi Räikkönen, Kamui Kobayashi und selbst Nick Heidfeld durften sich bei Sauber trotz mangelnder Erfahrung ihre Sporen verdienen. In der Saison 2001 trat Sauber mit dem noch unerfahrenen Heidfeld und dem vollkommenen Rookie Räikkönen an, der gerade mal 24 Autorennen in seinem Leben bestritten hatte und die Superlizenz zunächst nur auf Bewährung erhielt. Der Lohn: Sauber landete auf Platz 4 der Konstrukteurswertung. Das beste Ergebnis als Privatteam.

Senna zählt zu den jungen Wilden, Foto: Sutton
Senna zählt zu den jungen Wilden, Foto: Sutton

Warum sollte Renault also nicht auf einen jungen Wilden wie Senna setzen, der immerhin auch schon ein Jahr F1-Erfahrung aufweist? Das Gespann Vitaly Petrov und Senna klingt nicht gerade nach einem dynamischen Duo, aber das hat sich Renault bereits im letzten Jahr bei der Verpflichtung von Petrov eingebrockt, als mehr auf den russischen Markt als die Ergebnisse geschielt wurde.

Sauber setzt auch 2011 auf zwei junge Wilde: Kobayashi gilt als einer der besten Zweikämpfer im Starterfeld und Perez ist immerhin GP2-Vizechampion, wobei er dort noch etwas zu wild unterwegs war. Das könnte sich dieses Jahr wieder auszahlen. Räikkönen, Massa & Co hat das in sie gesetzte Vertrauen nicht geschadet - ihren Teams ebenso wenig.

Das sagen unsere Leser:

In einer Umfrage unter unseren Motorsport-Magazin.com Lesern sprachen sich 55 Prozent für einen "erfahrenen Piloten wie Nick Heidfeld" als Ersatzmann für Robert Kubica aus. Immerhin 31 Prozent entschieden sich für einen ebenso erfahrenen wie ehemaligen "F1-Rückkehrer wie Kimi Räikkönen". Nur 14 Prozent unserer Leser glauben, dass "einer der Testfahrer wie Bruno Senna" die richtige Wahl wäre.