An modernen Formel-1-Autos erzeugen die Diffusoren mehr als 40 Prozent des gesamten Abtriebs. Es handelt sich dabei um die kunstvoll gestalteten Luftkanäle im Heck der Boliden. Sie steigen ab der Hinterachse bis zu einer maximal erlaubten Höhe von 17,5 Zentimetern an. Dabei erweitert sich der Querschnitt der Luftkanäle, sodass die Luft unter dem Fahrzeug beschleunigt wird.

Dies wiederum sorgt für einen Unterdruck - der ersehnte Abtrieb, der die Autos förmlich an die Straße saugt. Der zusätzliche Charme der Diffusoren: Anders als bei den Front- und Heckflügeln wird die gewonnene Downforce hier nicht durch einen höheren Luftwiderstand erkauft, sondern stellt sich praktisch kostenlos ein.

Der Auspuff hat starken Einfluss auf den Diffusor, Foto: Paolo Filisetti
Der Auspuff hat starken Einfluss auf den Diffusor, Foto: Paolo Filisetti

Gar nicht gratis, sondern das Ergebnis aufwendiger kontinuierlicher Weiterentwicklungen sind die zahllosen Verbesserungen an den Diffusoren im Lauf einer Saison. Diese Baugruppe steht im Zentrum der Entwicklungsarbeit in Windkanal und Computermodellen - und oft genug auch in den Schlagzeilen. War im Vorjahr der "doppelstöckige" Diffusor ein Schlüssel zum Erfolg, ist jetzt die Rede vom sogenannten "blown diffuser". Dabei werden die Auspuffgase über einen Luftkanal im Unterboden in den Diffusor geleitet.

James, was genau ist ein angeströmter Diffusor?
James Allison: Ein angeströmter Diffusor ist nichts anderes als ein Diffusor, dessen Wirkungsgrad erhöht wird, indem wir die Abgase hindurchleiten und ihn damit anströmen.

Warum produziert er damit mehr Abtrieb?
James Allison: Ein Standard-Diffusor erzeugt einen Unterdruck unter dem Auto, der es auf den Boden saugt. Wir nutzen jetzt zusätzlich die Abgasenergie, also einen extrem schnellen Gasstrom. Wir leiten ihn über eine gewölbte Fläche im Unterboden, sodass der Unterdruck-Effekt noch verstärkt und noch mehr Downforce aufgebaut wird.

Die Teams arbeiten standing am Diffusor, Foto: Sutton
Die Teams arbeiten standing am Diffusor, Foto: Sutton

Das klingt einfach, aber in der Formel 1 geht es stets um minimale Unterschiede. Worauf kommt es an, damit das System möglichst effizient funktioniert?
James Allison: Die erste Herausforderung besteht darin, die Auspuffgase an die richtige Stelle zu leiten, um den Saugeffekt maximal zu steigern. Die andere Schwierigkeit ist, mit der enormen Hitze der Abgase umzugehen, die bis zu 1000°C heiß sein können. Es ist nicht einfach, Werkstoffe zu finden, die es aushalten, direkt mit so heißen Gasen angeströmt zu werden.

Wirkt sich der angeströmte Diffusor auch auf den Fahrstil eurer Piloten aus?
James Allison: Der Fahrer moduliert ja laufend den Motorzustand, indem er mehr oder weniger stark Gas gibt. Damit ändert sich zwangsläufig Menge und Geschwindigkeit des Abgasstroms und damit die Größe des zusätzlich erzielten Abtriebs. Dieser Wechsel tritt meist im Scheitelpunkt einer Kurve ein, wenn der Fahrer wieder aufs Gas steigt. Das bedeutet, dass die Piloten etwas andere Linien finden und anders mit dem Gaspedal umgehen müssen, um das Maximum aus diesen neuen Unterböden herauszuholen.