Damon Hill und Michael Schumacher sind zwei Menschen, die eine nicht unbedingt harmonische Vergangenheit verbindet, immerhin waren die Beiden in den 90ern große Rivalen und kämpften mehrfach um die Weltmeisterschaft - unter anderem 1994, als eine Kollision zwischen ihnen in Adelaide den Titel zugunsten von Schumacher entschied. Dennoch stellt sich Hill hinter den Rekordweltmeister und rät allen, Schumacher nicht abzuschreiben. "Ich habe den Fehler gemacht. Schreibt ihn nicht ab, er ist nie draußen. Er hat immer irgendwas aus dem Hut gezaubert", sagte Hill.

Einige Experten hatten Schumacher unterstellt, dass er nicht mehr diesen Antrieb habe wie früher und seine Detailverliebtheit zu großer Lockerheit gewichen sei. Er fahre nur mehr zum Spaß, hieß es. Hill stimmte dem Faktor Spaß bedingt zu. "Er liebt es zu fahren. Wo sonst bekommt man die gleiche Erfüllung oder diesen Kick?", fragte er. "Es geht nicht um Geld. Er ist ein Perfektionist, sehr entschlossen, Dinge zu erreichen und er will zeigen, dass es mit 41 möglich ist, zu gewinnen", erklärte Hill.

Hamilton-Button wird überkochen

Interessant fand der Weltmeister von 1996, wie sich die Situation bei McLaren entwickeln wird. Dort schien bislang alles gut zwischen Lewis Hamilton und Jenson Button zu laufen, die vor der Saison erwarteten Spannungen gab es nicht, stattdessen harmonierten die Beiden ganz gut. Hill rechnete aber damit, dass es nicht mehr lange so weitergeht. "Bislang hat es nur leicht geköchelt und es wird bald zu überkochen beginnen. Zwischen zwei britischen Fahrern in vielleicht dem besten Auto wird man einen sehr engen und faszinierenden Kampf erleben", meinte er.

Bislang lief es bei McLaren recht harmonisch ab, Foto: Sutton
Bislang lief es bei McLaren recht harmonisch ab, Foto: Sutton

Kritische Situationen haben Hamilton und Button bislang allerdings gemeistert, etwa in der Türkei, als sie sich Rad an Rad duellierten, nachdem Hamilton eigentlich gesagt worden war, er soll Benzin sparen und dann Button angriff. Hill geht davon aus, wenn es in der Weltmeisterschaft in die kritische Phase geht, wird es auch bei McLaren kritisch werden. "Jenson wird Lewis nicht mit allem davonkommen lassen. Dein engster und wichtigster Gegner ist dein Teamkollege und wenn man einen so guten Teamkollegen hat wie Jenson, dann ist das kein Spaziergang. Ich weiß, Lewis ist ein Fahrer, der es als normal ansieht, dass er der Schnellste ist, was auch toll ist und das soll man auch erwarten, aber Jenson ist vielleicht etwas opportunistischer, etwas reifer und realistischer."

Die Uhr tickt

Mit Silverstone beginnt für Hill jetzt nicht nur die zweite Saisonhälfte, sondern auch der Rest des Wegs für McLaren. "Traditionell ist Silverstone der Ruck in der Mitte der Saison, das Vorspiel ist vorbei und von nun an tickt die Uhr. Es ist nur Platz für einen", betonte er. Denn nach seiner Meinung - und nach Meinung wohl vieler - macht es aus taktischer Sicht mehr Sinn, wenn immer nur ein Fahrer mehr Punkte einfährt. "Es gibt aber Regeln bezüglich Teamorder und wir wollen Wettbewerb sehen. Die Teams, für die ich gefahren bin, wollten keine vorarrangierte Situation und ich denke, McLaren will das auch nicht. Für einen Fahrer ist es frustrierend, wenn man gegen ein Team kämpft, dass Teamorder hat, wenn man selbst an zwei Fronten kämpfen muss."

Noch sei man bei McLaren nicht in der Situation, dass man sich entscheiden müsse, um so gegen ein anderes Team anzukommen. Wenn es aber soweit ist, rechnet Hill mit interessanten Entwicklungen. Wer letztendlich wirklich den Titel holen wird, war für ihn im Moment aber noch zu schwierig zu sagen. Darüber war er aber auch froh, schließlich wolle jeder einen offenen Kampf erleben.