In den letzten zwei Wochen standen gleich zwei Stationen in der Formel 3 EuroSerie an. Dort befinde ich mich mitten im Titelkampf gegen Romain Grosjean. Zunächst ging es auf die spanische Strecke von Barcelona, danach ins französische Nogaro. In Barcelona war das Wetter im ersten Rennen alles andere als spanisch. Kurz vor dem Rennen hat es angefangen, heftig zu regnen.

Als Fahrer ist es nicht einfach, sich so schnell auf komplett andere Bedingungen umzustellen. Doch letztlich ist es für alle gleich. Man muss einfach Ruhe bewahren und an die Regenlinie denken. Außerdem darf man am Start nicht zu viel Gas geben, denn die Räder drehen schnell durch. Wenn man ruhig bleibt, passieren nicht so schnell Fehler. Wenn man aber spät bremsen will, fliegt man ganz schnell raus.

Wenn die Strecke nass ist, muss man darauf achten, in den Kurven die Ideallinie aus dem Trockenen zu meiden. Dort liegt viel Gummi und es ist sehr rutschig. Ganz außen geht es normalerweise am besten. Gas sollte man erst geben, wenn man geradeaus fährt. Sonst drehen die Reifen gnadenlos durch. In Barcelona haben wir die Chance bekommen, kurzfristig Änderungen am Setup vorzunehmen. Natürlich fährt man mit mehr Flügel, aber man erhöht auch die Bodenfreiheit, um Aquaplaning zu vermeiden. Des Weiteren muss man das Auto an den Stabilistatoren und Federn weicher machen. Denn beim Beschleunigen braucht man viel Gewicht auf der Hinterachse, damit man besser Gas geben kann.

Die Mechaniker von Romain Grosjean haben in Barcelona zu lange am Auto gearbeitet. Dass es genau sie waren, wundert mich nicht. Sie reizen das Limit immer aus, bleiben bis zur letzten Sekunde am Auto. Diesmal waren sie zwei Minuten zu lange in der Startaufstellung. Dadurch konnten sie noch Änderungen am Auto vornehmen, was natürlich ein großer Vorteil war. Eigentlich darf nur ein Mechaniker am Auto bleiben, um es zu starten. Videomaterial beweist aber eindeutig, dass es vier Stück waren. Für mich ist absolut klar, dass die Berufung von Grosjean abgelehnt werden muss. Ansonsten würde er seine eigenen Regeln bekommen und das geht nicht. Ich mache mir deswegen keine Sorgen.

In Nogaro lieferte sich Sébastien ein Duell mit Kobayashi, Foto: F3 EuroSerie
In Nogaro lieferte sich Sébastien ein Duell mit Kobayashi, Foto: F3 EuroSerie

Im Rennen selbst habe ich mir meinen ersten Fahrfehler in diesem Jahr geleistet. Ich habe im Regen einfach zu spät gebremst. Dadurch habe ich viele Punkte verloren, auch im zweiten Rennen, welches ich von ganz weit hinten starten musste. Ich hatte einen tollen Start und viel Glück, den Crash unbeschadet zu überleben. Bis zur ersten Runde habe ich so 14 Positionen gewonnen. Am Ende hat es für Platz sechs gereicht - immerhin ein Punkt.

In Nogaro haben mal wieder die Reifen Probleme bereitet. Seit Mugello gibt es zwischen den einzelnen Reifensätzen sehr starke Unterschiede. Ich fahre seit zwei Jahren in der EuroSerie und bisher gab es so etwas nicht. Man muss sich nur einmal die Qualifyings anschauen. Bis Italien waren immer die gleichen Fahrer in der Spitzengruppe. Jetzt fallen sie manchmal weit zurück und es sind andere ganz vorne, die man dort nicht erwarten würde. In Nogaro war ich mit dem ersten und dritten Satz eine Sekunde langsamer, mit dem zweiten konnte ich wegen roter Flaggen keine wirklich gute Runde drehen.

Immerhin hat es am Sonntag noch zum zweiten Saisonsieg gereicht. Damit bin ich sehr zufrieden. Das Duell mit Kobayashi war sehr hart, aber nach dem ersten Kontakt ist er wirklich sehr fair weitergefahren. Vorne konnte Mortara mit frischen Reifen acht Zehntel schneller fahren - auf einer Runde, die nur 3,6 Kilometer lang ist. Das lag auf jeden Fall an den Reifen, denn ich bin kein schlechter Fahrer.

In Hockenheim wird es schwierig. Sieben Punkte Rückstand sind eben sieben Punkte. Ich wünsche mir faire Rennen, mit gleichen Reifen für jeden. Entweder alle haben einen guten Satz oder alle haben einen schlechten. Die Hauptsache ist, dass jeder dieselben Chancen hat. Wir werden alles versuchen, denn es passiert schnell, dass sich ein Wochenende negativ entwickelt. Wenn man im ersten Rennen keine Punkte holt, hat man schon verloren.