Siege sind immer gut, aber das war das Masters! Wenn man in der Formel 3 fährt, egal ob Deutschland, England oder Euroserie, dann gibt es immer zwei Highlights in der Saison: das Masters und Macau. Wenn man eines der beiden gewinnen kann, dann darf man schon ein bisschen stolz darauf sein. Das Masters ist ein prestigeträchtiges Rennen. Es hat viel Geschichte und viele große Rennfahrer haben es gewonnen, deswegen freue ich mich riesig, dass mir das auch gelungen ist.

Das Wochenende war insgesamt gut. Die Strecke war noch genau so, wie ich sie von meinem Test im Formel BMW im Winter 2004 in Erinnerung hatte. Von der ersten Runde an hat es richtig Spaß gemacht. Die Strecke ist schnell, flüssig, es gibt schnelle Kurven, Schikanen, also alles, was das Herz begehrt. Wenn man bremst, dann nur ganz kurz runter in den zweiten Gang und danach beschleunigt man gleich wieder bis in den sechsten auf über 200 km/h. Es hat einfach richtig Laune gemacht.

Deswegen war es auch nicht so problematisch, dass wir nur zwei Mal 20 Minuten Training hatten. Das Team hatte von Beginn an ein gutes Setup, wir mussten nur noch Detailarbeiten machen, um noch ein bisschen etwas zu verfeinern. Wichtig war es vor allem, die Reifen gut zum Arbeiten zu bekommen, da sie etwas anders sind als in der Euroserie. Das hat aber alles super funktioniert. Im Training war ich in meiner Gruppe Schnellster und am Samstag im Pre-Qualifying, wo man unter die ersten 20 fahren musste, hatte ich insgesamt die schnellste Zeit.

Nico ist auf seinen Sieg in Zolder stolz., Foto: Patching/Sutton
Nico ist auf seinen Sieg in Zolder stolz., Foto: Patching/Sutton

Im Qualifying selbst hat es dann nicht ganz so gut funktioniert. Wir wurden durch rote und gelbe Flaggen ein bisschen behindert und hatten nicht wirklich viel Zeit zum Fahren. Ich hätte das Zeug gehabt, um die Pole zu erreichen, das Auto war definitiv gut genug. Die Runden, die ich hatte, waren aber nicht ganz optimal. Ich habe keinen Fehler gemacht, aber wenn man am Limit fährt, rutscht man auch einmal und es war hier und da nicht ganz perfekt. Am Ende war ich deswegen nur auf Platz drei. Es hat aber nur ein Zehntel auf Grosjean gefehlt, also war es eine ganz knappe Kiste. Mit dem dritten Platz konnte ich aber leben, denn ich wusste, dass der Speed da war - und das ist auch sehr wichtig.

Danach habe ich mich schon auf das Rennen gefreut und mich voll darauf konzentriert. Der Start ist mir auch gut gelungen. Grosjean vor mir hat abgewürgt, Mailleux neben mir hat gezuckt, als die Ampel an ging; er fuhr ein Stück nach vorne, ist dann aber wieder stehen geblieben. Als die Ampel ausging, hatte er einen schlechten Start und ich konnte direkt an ihm vorbei. Allerdings hatte ich eher damit zu tun, um Grosjean herum zu lenken, denn wenn direkt vor dir jemand stehen bleibt, muss man schon große Lenkbewegungen machen. Ich kam aber vorbei, bog als Erster in die erste Kurve und danach habe ich einfach nur mehr nach vorne geschaut und Gas gegeben. Ich war deutlich schneller als die anderen und konnte ihnen wegfahren. Damit war am Start eigentlich schon alles passiert und danach war das Rennen recht unspektakulär. Es lief alles mehr oder weniger nach Plan. Nur zur Mitte des Rennens musste ich viel überrunden und einige kamen von der Strecke und haben viel Sand drauf geworfen. Deswegen musste ich schon noch ein bisschen aufpassen.

Was mich ein bisschen gewundert hat, war der Rückstand der Fahrer aus der britischen Formel 3. Im Winter hatten sie dort getestet und trotzdem war Jonathan Kennard nur auf P13, Marko Asmer sogar nur auf 16. Ich hatte sie schon mehr auf der Rechnung und mir erwartet, dass sie vorne sind und mit uns kämpfen würden. Im Nachhinein habe ich gehört, dass sie sich nicht ganz gerecht behandelt gefühlt haben. Denn in ihrer Meisterschaft fahren sie mit Reifen von Avon und wir aus der Euroserie fahren mit Kumho-Reifen, die auch in Zolder verwendet wurden. Zur Erhöhung der Chancengleichheit brachte Kumho eine andere Reifenmischung mit, als sie in der EuroSerie zum Einsatz kommt. Da die grundlegende Konstruktion des Kumho-Reifens jedoch gleich blieb, kann ich die Kritik der Engländer schon ein wenig verstehen. Aber dann soll man das eben ändern. Kumho könnte für die nächsten Jahre für das Masters einfach einen völlig anderen Reifen herausbringen oder wir fahren eben auch einmal auf Avon.

Für mich geht es jetzt jedenfalls voller Selbstvertrauen in die nächsten Rennen. Ein Sieg gibt immer Selbstvertrauen und tut auch der Seele gut. Gerade wenn man beim Masters gewinnt, da freut man sich zuerst nur und zwei Tage später realisiert man das erst. Das ist schon ein besonderes Rennen. An Macau denke ich jetzt aber noch nicht. Wir haben noch vier Wochenenden in der Euroserie vor uns: den Nürburgring, Nogaro, Barcelona und den Hockenheimring. Erst müssen wir einmal das Beste aus diesen Rennen machen und erst danach kommt Macau.