Liebe Motorsport-Magazin.com-Leser,

ich habe es zwar noch nicht ganz realisiert, aber: Am vergangenen Wochenende in Oschersleben konnte ich vorzeitig die Meisterschaft im ATS Formel 3 Cup klarmachen! Der Sieg im ersten Rennen von der Pole reichte für den Titelgewinn in meinem ersten F3-Jahr. Das Gefühl nach dem Überqueren der Ziellinie war einfach unglaublich und kaum in Worte zu fassen. Mein Ingenieur gratulierte mir noch am Teamfunk und im ersten Moment wollte ich einfach nur ein paar Burnouts auf der Strecke machen - das Team meinte aber, dass wir das lieber zu einem anderen Zeitpunkt mit ein bisschen mehr Sprit an Bord machen sollten...

Auch einige Tage nach dem Erfolg ist mir das alles noch nicht so ganz bewusst. In Oschersleben, wo wir im Rahmen der DTM fuhren, war nach dem ersten Rennen nicht so viel Zeit zum Feiern. Klar, abends haben wir gemeinsam mit der Familie und dem Team angestoßen, aber am nächsten Tag standen ja noch zwei weitere Rennen bevor. Platz 2 im Reversed Grid-Rennen und ein weiterer Sieg im dritten Lauf waren das i-Tüpfelchen eines unvergesslichen Wochenendes.

Ich kann euch sagen: Nachdem klar war, dass ich den Titel sicher habe, ist eine Menge Druck von mir abgefallen. Es war zwar etwas 'entspannter' als bei meinem Meisterschaftssieg 2012 im ADAC Formel Masters, als die Entscheidung erst beim Saisonfinale fiel und denkbar knapp war - aber wenn du weißt, dass dir keiner mehr den Titel nehmen kann, ist das schon eine große Erleichterung.

Foto: F3V
Foto: F3V

Die Resonanz auf den Titelsieg war für mich unfassbar. Mein Handy stand nicht mehr still, ich bekam viele Nachrichten und Likes auf meiner Facebookseite sowie Glückwünsche an der Strecke - ich war wirklich erstaunt, dass so viele Menschen meinen Weg verfolgen und möchte mich an dieser Stelle noch einmal herzlich für alles bedanken. Ich habe mich über jede einzelne Nachricht gefreut. In Oschersleben habe ich unheimlich viele Interviews gegeben, das war ein richtiger Medien-Marathon! Sogar im Radio war ich beim MDR live auf Sendung - so einen Andrang hatte ich noch nie zuvor erlebt, aber es war eine tolle Erfahrung.

Nach diesem aufregenden Wochenende ging es für mich rasant weiter: Anfang der Woche war ich in Imola und testete auf Einladung des Prema Powerteam erstmals einen Formel 3 EM-Boliden - ich kam gut mit dem Auto zurecht und bin dankbar, weitere Erfahrungen gesammelt zu haben.

In diesem Moment bin ich in meiner Heimat Leipzig, aber schon wieder die Koffer am packen - am Wochenende fliege ich nach Abu Dhabi zu einem Treffen der FIA Institute Young Driver Excellence Academy. Das ist ein internationales Nachwuchsförderprogramm, ähnlich der ADAC Stiftung Sport in Deutschland.

Foto: F3V
Foto: F3V

Ich bin sehr gespannt, was mich bei meinem ersten Ausflug nach Abu Dhabi so alles erwartet. Soweit ich weiß, stehen dort verschiedene Tests an - darunter Fahr-, Koordinations- und Wissenstests - um uns junge Fahrer zu bewerten. Wer einen Platz in der Academy erhält, hat für seine weitere Zukunft im Motorsport natürlich gute Möglichkeiten - ich gebe auf jeden Fall Vollgas und werde euch berichten, was ich dort so alles erlebt habe.

Anfang November fliege ich übrigens ein weiteres Mal nach Abu Dhabi. Nach dem Formel-1-Wochenende finden dort in der darauffolgenden Woche GP3-Testfahrten statt und da werde ich wohl auch dabei sein. Ich habe noch keinen Vertrag unterschrieben für die kommende Saison, möchte den Test aber gern nutzen, um das Auto und ein paar Teams kennenzulernen. Ich sehe die GP3 als einen guten Schritt nach dem F3 Cup, dieses Jahr sind die Autos deutlich schneller als im Vorjahr. Aber ich verrate euch kein Geheimnis, wenn ich sage, dass die GP3 sehr teuer ist und vieles natürlich vom Finanziellen abhängt.

Ich möchte noch gar nicht zu weit in die Zukunft blicken, denn in gut einer Woche steht ja das Saisonfinale des ATS Formel 3 Cup am Hockenheimring an. Ich fliege direkt von Abu Dhabi nach Hockenheim - wer jetzt aber denkt, dass ich es dort locker angehen lasse, der irrt sich gewaltig. Titel hin oder her, ich bin noch voll im Rennmodus und möchte bei den letzten drei Läufen des Jahres so gut wie möglich abschneiden. Von den bislang 24 Rennen konnte ich elf gewinnen und stand 22 Mal auf dem Podium - über weitere Podestplätze würde ich mich natürlich freuen. Genau wie auf die Meisterfeier am Sonntagabend im Fahrerlager - dann wird mir wahrscheinlich erst so richtig bewusst, dass ich den Titel gewonnen habe...

Bis dahin die besten Grüße!