Bei dem bunten Motorsportwochenende im niederländischen Assen kamen trotz unsicheren Wetters fast 60.000 Zuschauer an den TT-Circuit und tauchten mit den tausendfach verteilten Rizla-Caps die Tribüne in ein sattes Orange.

Die Formel 3 bestritt erneut die Hauptrennen am Samstag und am Sonntag. Die Veranstalter hatten für die schnellste deutsche Formel-Rennserie mit dem Start um 13.25 Uhr die perfekte Zeit direkt nach der rennfreien Mittagspause vorgesehen. Flankiert wurde der ATS Formel-3-Cup unter anderem von der holländischen Superbike-Serie, der Dutch-Supercar-Challenge und auch der europäischen Superkart-Meisterschaft. Gegen die 1:31er Rundenzeiten der Formel 3 kam allerdings niemand an.

Aus dem Fahrerlager

Bei Van Amersfoort Racing ist man nicht gut auf Tom Dillmann zu sprechen. Verständlich: hatte doch der Franzose im Samstagrennen seine unliebsame Begegnung mit Daniel Abt und am Sonntag dann mit Stef Dusseldorp. Während Dillmanns Auto aus dem Team HS Technik Motorsport die Rennen fortsetzen konnte, blieben die Dallara-Volkswagen des Teams Van Amersfoort Racing auf der Strecke.

Für den Finnen Aki Sandberg war das freie Training bereits nach zehn Runden beendet. An seinem Trophy-Renner war die Feder am Gaszug gebrochen. "Ich hatte entweder Vollgas oder gar nichts", sagte Sandberg. Doch der Finne nahm es gelassen. "Wir waren ja vor ein paar Wochen schon mal hier, ich kenne die Strecke."

Die Kurbs in Assen sind unbarmherzig. Vor allem in der letzten Kurve räubern die Piloten regelmäßig über die Randsteine und Kratzen mit dem Unterboden kräftig drüber. Grund genug für die Crew von Performance Racing am Formel-3-Boliden von Felix Rosenqvist nach dem freien Training einen neuen Unterboden anzubringen.

Mit 19 Jahren macht mal schon mal die ein oder andere kleine Dummheit. Zum Beispiel die Haare färben. Jimmy Eriksson hatte wohl genug von seinem schwarzen Schopf und ließ sich ein, sagen wir mal, interessantes Blond verpassen. Anscheinend bereute der 19-jährige Schwede diese Färbeaktion bereits wenige Minuten später, weshalb er im Fahrerlager nur mit dicker Mütze gesehen wurde - bei Temperaturen jenseits der 20 Grad.

Formelsport ist sauberer Sport. Das beweisen Fahrer und Mechaniker in jeder Rennpause. Denn dann werden die Autos fast ununterbrochen geputzt. Der grobe Schmutz wird mit Bremsenreiniger entfernt, dann folgen die unterschiedlichsten Putzmittelchen. Von Wasser und Seife über Reinigungsmilch bis hin zu Politur. Insgesamt benötigen die Teams durchschnittlich einen Liter Reiniger pro Wochenende und Fahrzeug. Wenn es regnet wird es problemlos das Doppelte bis Dreifache.

Für den ehemaligen Formel-3-Piloten Kevin Mirocha wurde das Wochenende zu einem Déjà-Vu. 2008 holte er sich als Pilot von Josef Kaufmann Racing den zweiten Platz im ATS Formel-3-Cup in Assen. Diesmal saß er in einem Formel Renault und wiederholte eben jenen zweiten Platz.

Felix Rosenqvist sammelte am Wochenende die beste Punkteausbeute, Foto: Formel 3 Cup
Felix Rosenqvist sammelte am Wochenende die beste Punkteausbeute, Foto: Formel 3 Cup

Fahrer des Wochenendes

… ist Felix Rosenqvist, weil er an diesem Wochenende mit 14 Punkten die meisten Zähler für die Meisterschaft sammelte und das spektakulärste Rennen der jüngeren Formel-3-Geschichte für sich entschied. Der Schwede war in diesem Jahr generell in Assen der beste Pilot. Schon vor drei Wochen sammelte er mit einem zweiten Platz und seinem ersten Sieg im ATS Formel-3-Cup viele Punkte. Eine bessere Bilanz kann keiner der Konkurrenten vorweisen.

Die Rennen

Das Samstagrennen wurde bestimmt vom engen und spannenden Zweikampf zwischen Jimmy Eriksson und Tom Dillmann. Der Rookie aus Schweden hatte sich nach einem grandiosen Start den dritten Platz geangelt, den er bis zum Ende nicht mehr abgab. Während ganz vorne Stef Dusseldorp einem ungefährdeten Sieg entgegenfuhr und dahinter Kevin Magnussen Platz zwei sicherte, musste Eriksson bis zur letzten Runde um den letzten Podestplatz bangen. Doch Dillmann fand einfach keinen Weg vorbei.

An das Rennen am Sonntag wird man sich noch lange zurückerinnern. Durch einen kleinen Nieselregen vor dem Start wurde der zwölfte Saisonlauf unglaublich spektakulär. Nacheinander wechselten alle Piloten auf Slicks. Pommer, der als Erster die profillosen Pneus nahm, wurde mit dem zweiten Rang belohnt. Ebenfalls auf dem Podium: Rene Binder, der als Dritter ins Ziel kam und ebenfalls vom frühen Reifenwechsel nach vorne gespült wurde. Sieger wurde Felix Rosenqvist, der von der Poleposition ins Rennen gestartet war, zwischenzeitlich im Wechselchaos aber zurückfiel. Dagegen gingen die beiden Fahrer von Van Amersfort Racing Daniel Abt und Stef Dusseldorp leer aus. Dusseldorp schied nach einer Kollision mit Tom Dillmann mit gebrochener Radaufhängung aus, Abt geriet in Führung liegend von der Ideallinie und rutschte in den Kies. Trotz eines schlechten Starts, des Unfalls und eines Drehers gelang Tabellenführer Dillmann noch der Sprung auf Platz fünf.