Mit neun Punkten Vorsprung waren Marc Lieb und Richard Lietz von der Pole-Position aus ins Rennen gegangen, doch dann entwickelte sich der fünfte und letzte Saisonlauf bis zum Fallen der Zielflagge zum Krimi.

Schließlich reichte dem Spitzenduo vom deutschen Team Felbermayr-Proton im 911 GT3 RSR ein siebter Platz in Silverstone zum Titelgewinn in der GT2-Klasse. Werksfahrer Patrick Pilet und Raymond Narac rundeten den Porsche-Erfolg mit einem dritten Platz ab.

"Unsere Gefühle sind während des Rennens Achterbahn gefahren", gab der neue GT2-Meister Marc Lieb unumwunden zu, "aber jetzt freuen wir uns alle wahnsinnig über den Titel. Wir hatten mit dem Elfer und den Michelin-Reifen in diesem Jahr das beste Gesamtpaket, was wir mit drei Trainingsbestzeiten und drei Siegen in fünf Rennen unter Beweis gestellt haben." GT2-Meister Lietz fügte hinzu: "Unser Team hat mit absolut fehlerfreien Boxenstopps einen großen Anteil an diesem Erfolg."

Lietz war verhalten ins Rennen gestartet und fand sich zunächst auf Rang sechs wieder: "Ich wollte absolut kein Risiko eingehen, schließlich brauchten wir ja nur einen einzigen Punkt, um Meister zu werden." Das Drama begann nach einer knappen Rennstunde, als am 911 GT3 RSR der Favoriten Zündaussetzer auftraten. "Das hatten wir noch nie", sagte Lieb. Nach zwei längeren Boxenstopps beschloss man, das Auto so im Rennen zu lassen, da der Wechsel der Zündspule zu viel Zeit gekostet hätte.

"Wir fielen auf Rang zwölf zurück, konnten nicht mehr die Zeiten der Spitze fahren und büßten den Verbrauchsvorteil ein, den unser Motor normalerweise auf die Konkurrenz hat", erklärte Marc Lieb. "Unsere Nerven lagen blank, erst recht, als das französische Porsche-Team von der Strecke geschubst wurde und dadurch die Führung an unseren größten Meisterschaftsrivalen fiel." Lietz ergänzte: "Aber alle im Team haben sich gesagt: Wir kämpfen bis ins Ziel und geben alles, um unsere Chance zu nutzen."

Zum Beginn der letzten Rennstunde hatten sich Lietz/Lieb den achten Platz zurückerobert - und am Ende wurden sie sogar noch Siebte. "Mir bedeutet der Titel persönlich unheimlich viel", sagte ein sichtlich erleichterter Richard Lietz. "Außerdem freue ich mich, dass die Anstrengungen des Teams belohnt wurden und dass wir zeigen konnten, dass der Elfer das beste Auto seiner Klasse ist."

Für Marc Lieb ist es bereits der dritte GT2-Titel in der Le Mans Series nach 2005 und 2006. Die Weiterentwicklung des 911 GT3 RSR ist unter anderem der akribischen Detailarbeit des Perfektionisten Lieb zu verdanken. Er hat alle Langstreckenklassiker dieser Welt gewonnen.

Mit gemischten Gefühlen schloss das französische Duo des Teams IMSA Performance Matmut die Saison ab. Werksfahrer Patrick Pilet hatte sich von Startplatz drei aus noch in der ersten Rennrunde an die Spitze des GT2-Feldes gesetzt und seine Führung von Runde zu Runde kontinuierlich ausgebaut. Er übergab das Cockpit nach dem ersten Renndrittel an seinen Teamkollegen, den Hobby-Rennfahrer Raymond Narac, der die Spitze behaupten konnte - bis der Fahrer eines schnelleren Sportprototyps sich verschätzte und den Porsche touchierte. Narac fuhr ins Kiesbett, und bis er wieder befreit und zurück im Rennen war, war er nur noch Vierter. Ins Ziel kamen die beiden als Dritte.

"Der erste Sieg für unser Team wäre erneut möglich gewesen. Aber wie schon an der Algarve und am Nürburgring wurden wir durch andere Fahrer um die Früchte unserer Arbeit gebracht", schimpfte Pilet. "Dennoch freuen wir uns über den dritten Platz als weiterem Podiumsergebnis in diesem Jahr und natürlich mit unseren Markenkollegen über den Meistertitel."

Der zweite 911 GT3 RSR des Felbermayr-Teams, besetzt mit Teamchef Christian Ried (Schönebürg), Horst Felbermayr Jr. (Österreich) und Francisco Cruz Martins (Portugal), holte als Achter noch einen Punkt. Das englische Porsche-Team James Watt Automotive belegte mit den Fahrern Markus Palttala (Finnland), Paul Daniels und Martin Rich (Großbritannien) den neunten Platz der GT2-Klasse.