So, jetzt wird es langsam ernst in der Vorbereitung auf die 24 Stunden von Le Mans, das 1000-Kilometer-Rennen in Spa an diesem Wochenende ist für mich und das ORECA-Team ja sozusagen die Generalprobe. Das Auto wird gegenüber dem, mit dem wir beim Saisonauftakt in Barcelona Dritter geworden sind, deutlich verändert sein, vor allem, was die Aerodynamik angeht, aber auch in einigen anderen Bereichen.  Es ist auf jedenfall ein Schritt nach vorne, schneller, baut auch mehr Grip auf - allerdings sind wir in der Entwicklung noch nicht ganz da, wo wir sein könnten und eigentlich vor Spa auch schon sein wollten.

Denn leider konnten wir mit dem neuen Aerodynamikpaket nun doch nicht ganz so ausgiebig testen, wie ich mir das erhofft hatte. Einen ersten Versuch in Barcelona mussten wir vorzeitig abbrechen, weil es Probleme mit dem Getriebe gab. Da mussten einige Teile ein bisschen modifiziert und neu hergestellt werden. Wir sind dann damit noch einmal einen Tag in Paul Ricard gefahren, das hat dann auch alles funktioniert und ist jetzt wohl auch zuverlässig, aber dass man in Paul Ricard im Bereich Aerodynamik-Arbeit nicht groß weiterkommen kann, keine vernünftigen Daten bekommt, das ist ja nichts Neues... Jetzt werden wir dann halt erst nach Spa für drei Tage nach Magny Cours testen gehen, um dann in der Vorbereitung auf Le Mans weiter an der Aerodynamik zu arbeiten.

Kommt Bruno Senna zusammen mit Paul Jackson in die Formel 1?, Foto: Bumstead/Sutton
Kommt Bruno Senna zusammen mit Paul Jackson in die Formel 1?, Foto: Bumstead/Sutton

Deshalb bin ich ein bisschen skeptisch, ob die Fortschritte, die wir ohne Zweifel gemacht haben, reichen, um in Spa wieder auf's Podest zu fahren. Aus eigener Kraft  wird das sicher sehr, sehr schwer - vor allem, weil ja diesmal auch die Peugeot-Diesel dabei sind. Aber es wird andererseits auch sehr interessant sein, den Vergleich zu den Diesel-Autos zu sehen, die auch für die 24 Stunden von Le Mans sicherlich als Favoriten gelten müssen. Mal sehen, wie nahe wir herankommen können. Und auch wenn es sicher kein einfaches Rennen wird, ich freue mich schon sehr darauf, schon allein deshalb, weil Spa ja eine meiner absoluten Lieblingsstrecken ist. Mit dem LMS-Auto das erste Mal durch Eau Rouge und Radillion, das wird sicher interessant.  Ein Problem, dass ich in Barcelona noch hatte, mit dem vielen Verkehr auf der Strecke zurechtzukommen, sollte ich diesmal jedenfalls nicht mehr so stark haben, das wurde ja schon  damals im zweiten Turn deutlich besser, das ist einfach eine Erfahrungssache.

Vom Formel-1-Grand Prix in Spanien an diesem Wochenende werde ich wohl nicht viel sehen, wir fahren ja unser Rennen gleichzeitig. Ich erwarte jetzt auch nicht, dass jetzt ab Barcelona durch die Neuentwicklungen bei den verschiedenen Teams alles auf den Kopf gestellt wird, aber ein paar Verschiebungen sehe ich schon. Ich glaube durchaus, dass McLaren-Mercedes seinen Aufwärtstrend insgesamt fortsetzen kann, das war schon ziemlich beeindruckend, wie die sich zuletzt herangearbeitet haben. Ich traue auch Red Bull sehr viel zu, die haben ja jetzt schon ein richtig gutes Auto, konnten Brawn zuletzt Konkurrenz machen - und da kommt ja in nächster Zeit noch einiges bei denen.

Formel-1-Gespräche mit Paul Jackson

Ich glaube wirklich, dass Sebastian Vettel in diesem Jahr ein echter WM-Kandidat sein kann, ich bin wirklich beeindruckt von dem, was er in den letzten Rennen geleistet hat. Und dazu ist er noch ein sehr netter Kerl, der sehr symphatisch rüberkommt. Ich kenne ihn ja aus meiner Formel-3-Zeit von ein paar gemeinsamen Rennen in Zandvoort und Macau, wann immer ich ihn getroffen habe, sind wir immer gut miteinander ausgekommen. Auch was Timo Glock macht, verfolge ich immer mit Interesse. Er war ja bei iSport in der GP2 mein Vorgänger und kam auch letztes Jahr des Öfteren bei uns vorbei. Ich finde, dass er bei Toyota einen sehr guten Job macht, und der interne Fight, zu dem er Jarno Trulli zwingt, bringt das ganze Team mit Sicherheit nach vorne.

Apropos iSport: Ich habe letzte Woche mal mit Paul Jackson gesprochen, natürlich auch über die eventuellen Formel-1-Pläne dort. Es ist aber noch zu früh, um da etwas Konkretes zu sagen, etwa, ob das dann das ideale Team für mich 2010 wäre. Ich mag die Leute dort unheimlich gern und ich glaube auch, dass sie technisch durchaus die Kompetenz hätten, Formel 1 zu machen - trotzdem ist das alles nicht so einfach, man muss man erst mal sehen, wie sich alles entwickelt, eben auch die Rahmenbedingungen, ob das Reglement jetzt wirklich so bleibt, oder ob die Budgetgrenze doch noch mal nach oben geschoben wird. Ich spreche natürlich auch sonst hin und wieder  mit dem ein oder anderen aus der Formel 1, aber noch lassen wir das alles ziemlich langsam angehen, jetzt sind ja gerade erstmal alle aus Übersee zurück, muss erst die Europasaison in Gang kommen und dann eben auch die ganze Regelsituation geklärt werden, ehe irgendjemand überhaupt weiter planen kann..