In Spa-Francorchamps habe ich einen dieser seltenen, beinahe perfekten Renntage erlebt. Bis zu unserem Ausfall hat einfach alles gestimmt: es war ein sonniger, toller Tag, schöner geht es nicht zum Rennen fahren. Und dann die Strecke: Du fährst die lange gerade hoch, der Schatten der Wälder an der Seite, rauf und wieder runter, dazu 35.000 Fans auf den Tribünen - das ist schon klasse. So macht Rennfahren Spaß. Vor allem, wenn man die wohl einzigen drei Tage des Jahres erwischt, an denen es in Spa nicht regnet. Das klingt unglaublich, ist aber wahr.

Spa ist absolut mega, mega, mega. Jeder spricht über die Eau Rouge und ja: sie ist wirklich etwas Besonderes. Im Rennen habe ich zweimal meinen Mut zusammengenommen und das Ding voll Volley genommen. Die Strecke wurde immer besser und dann hat es das Auto auch zugelassen. Allerdings nur zweimal mit neuen Reifen, ansonsten musste ich kurz lupfen. Aber es gibt nicht nur Eau Rouge, auch die Blanchimont ist ein Knaller mit dem Ferrari.

Nicht ganz so perfekt wie die Bedingungen war der Freitag. Das scheint in dieser Saison nicht unser Tag zu sein. Schon in Barcelona und Monza hatten wir am Freitag Probleme und auch in Spa kamen wir nicht richtig in Fahrt. Übernacht haben wir einige Änderungen vorgenommen und das Auto so hingestellt, dass am Samstagmorgen der Knoten platzte: wir waren nur ganz knapp hinter dem Virgo Ferrari. Im Qualifying wirkte sich eine Veränderung nicht ganz so aus, wie wir es gedacht hatten, und ich drehte mich. Dennoch hatten wir mit Platz 3 eine gute Ausgangsposition für das Rennen.

Plötzlich fehlte Pierre der Vortrieb, bis dahin lief alles nach Plan., Foto: Pierre Kaffer
Plötzlich fehlte Pierre der Vortrieb, bis dahin lief alles nach Plan., Foto: Pierre Kaffer

Mein Teamkollege Pierre Ehret ist einen super Startstint gefahren, leider hatte ich das Pech, dass wir wegen einer Safety Car-Phase eine Runde verloren haben. Danach lief es wieder wie geschmiert: ich bin die schnellste Rennrunde gefahren und konnte uns nach vorne kämpfen. In der nächsten Safety Car-Phase hatten wir Glück und konnten die verlorene Runde wieder gutmachen. Zudem war unsere Strategie sehr gut und besser als die der anderen. Nach dem nächsten Fahrerwechsel lag Pierre sogar eine halbe Stunde in Führung, bevor ich wieder ran durfte.

Wir lagen auf Platz 2, nur zehn Sekunden hinter dem Führenden, und hatten die Chance, aus eigener Kraft die GT2-Klasse zu gewinnen. Auf meiner zweiten Runde ist es dann passiert: plötzlich hatte der Ferrari keinen Vortrieb mehr. Fünf Zapfen in der Felge waren abgeschält, das Rad konnte so keine Kraft mehr übertragen. So etwas hatte ich vorher noch nie bei einem Rennauto erlebt. Leider ließ sich das nicht provisorisch beheben. So ist unsere Meisterschaftsführung dahin und mit sieben Punkten Rückstand wird es schwierig, da nur noch zwei Saisonrennen ausstehen.

Dennoch ist das Fazit des Wochenendes klar aus den Rundenzeiten ersichtlich: wir verstehen unser Auto besser, wissen besser, an welchen Schrauben wir drehen müssen, kommen besser mit der Reifentemperatur der neuen Dunlops klar und hätten das Rennen aus eigener Kraft gewinnen können - das bestätigt die schnellste Rennrunde. Das war schon ein tolles Gefühl.

Für mich geht es gleich weiter mit der nächsten genialen Rennstrecke: Grand Am in Laguna Seca. Was in Spa die Eau Rouge und Blanchimont sind, ist in Laguna Seca die berüchtigte Corkscrew. Die Kurve ist unheimlich geil: Du fährst hoch und schaust nur in den Himmel. Irgendwann musst du bremsen, kommst an deinen Einlenkpunkt, siehst aber nichts - du lenkst blind in die Kurve ein, das Auto fällt Auto ein, zwei Meter nach unten und du fährst weiter. Das ist hammerhart. Eine echte Oldschool-Strecke.

Gute Erinnerungen habe ich auch an den Kurs: dort habe ich 2004 mein letztes Sportwagenrennen zusammen mit Johnny Herbert gewonnen. Hoffentlich haben wir mit dem Wetter so viel Glück wie in den Ardennen. Denn im Regen ist Laguna Seca wegen des vielen Sandes sehr schmutzig und verschmiert. Monza, Spa-Francorchamps, Laguna Seca - eine geile Strecke jagt die andere. Und das ist noch lange nicht das Ende: danach geht es auf die Nordschleife am Nürburgring und nach Le Mans.