Zunächst sah alles nach einem gewohnten und wenig spannenden Tag in den Dünen von Zandvoort aus - bis kurz vor der Zieldurchfahrt ein zweifacher Positionsgewinn von Mattias Ekström für Unmut bei den Zuschauern und erhöhtes Gesprächsaufkommen im Fahrerlager sorgte. Anschuldigungen von der einen Seite, Erklärungen auf der anderen Seite - an der Nordsee wehte eine steife Brise. Auch wenn die Ausmaße des Barcelona-Eklats 2007 lange nicht erreicht wurden, warf der vierte Saisonlauf viele Fragen auf.

Ganz nebenbei wurden gut vier Stunden nach dem Rennen vier Audi-Fahrer aus der Wertung genommen. Weitere Sanktionen sind nicht ausgeschlossen, alles hängt von den Untersuchungen des DMSB ab, die ein offizielles Ergebnis allerdings erst in den nächsten Tagen erwarten lassen. Ein Blick in das Sportliche Reglement gibt jedenfalls Aufschluss über die bisherigen Entscheidungen...

Jeder Fahrer muss nach dem Rennen auf die Waage, Foto: GEPA
Jeder Fahrer muss nach dem Rennen auf die Waage, Foto: GEPA

Der Fall Bakkerud: Im Gegensatz zu seiner Leistung im Rennen hatte es der Däne nach der Zieldurchfahrt wohl besonders eilig. "Der Fahrer hat vergessen, zum Wiegen zu kommen", erklärte Boris Bermes, der Technische Leiter von Futurecom TME, gegenüber den drei Stewards Hans-Gerd Ennser, Francis Murac und Mike Berger. Zum Gespräch zwischen den Stewards und Bakkerud selbst kam es nicht mehr - der Neuling war längst abgereist.

Bakkeruds Vergesslichkeit wird mit einer Disqualifikation bestraft, schließlich hat er gegen die Parc Fermé Regulationen und gegen Artikel 26.12 des Sportlichen Reglements verstoßen. "Nach den jeweiligen Sektionen des Qualifying und dem Wertungslauf müssen sich alle platzierten Fahrer zur Feststellung ihres Gewichts sofort vom Parc Fermé zum Wiegebereich begeben", heißt es dort.

Der Fall Prémat/Scheider: Auch die beiden Audi-Werkspiloten Alexandre Prémat und Timo Scheider haben gegen den Artikel 26.12 verstoßen. Immerhin erschienen die beiden Fahrer noch zum obligatorischen Wiegen, kamen nach Meinung der Stewards allerdings zu spät und begaben sich nicht direkt vom Parc Férme in den Wiegebereich.

Der amtierende Meister Timo Scheider kam 24 Minuten zu spät, Alexandre Prémat sogar deren 31. Phoenix-Pilot Prémat, der das Rennen auf dem vierten Platz beendete und damit fünf wertvolle Punkte gesammelt hätte, sagte gegenüber den Rennkommissaren: "Ich weiß, dass ich zu spät war. Die Ursache dafür sind einige Pressekontakte auf dem Weg zum Wiegen."

Durch das verspätete Wiegen hätten die Fahrer die Chance, ihr eigenes Gewicht zu verändern und so eine mögliche Unterschreitung des Mindestgewichts zu verhindern. "Die Unterschreitung des Mindestgewichts im Wertungslauf wird mit Wertungsausschluss bestraft", sagt Artikel 26.15 - die Entscheidungen der Stewards sind damit in allen drei Fällen nachvollziehbar.

Der Fall Winkelhock: Mit einer tollen Aufholjagd und einem späten letzten Boxenstopp fuhr Markus Winkelhock bis auf den sechsten Platz nach vorne - die Freude über drei Punkte hielt jedoch nicht lange an. Während der obligatorischen Kraftstoffkontrolle nach dem Zieleinlauf konnte nicht genug Benzin aus dem Tank des Audi-Jahreswagen entnommen werden.

"Die Wettbewerbsfahrzeuge müssen zu jedem Zeitpunkt der Veranstaltung, insbesondere nach dem Qualifying und nach dem Wertungslauf noch soviel Kraft- stoff im Kraftstoffbehälter haben, dass 1,0 kg Kraftstoff (...) entnommen werden kann", besagt Artikel 29a.1 des Sportlichen Reglements. Im Tank des Rosberg-Autos mit der Startnummer 12 befand sich nach dem Rennen allerdings nicht die geforderte Menge Kraftstoff, womit gegen das Regelwerk verstoßen wurde und ein Wertungsausschluss die Folge ist.

Bei Winkelhock floss zu wenig Benzin in den Tank, Foto: Sutton
Bei Winkelhock floss zu wenig Benzin in den Tank, Foto: Sutton

"Das ist richtig", lautete ein kurzes, aber treffendes Statement von Teamchef Arno Zensen. Die Fehlerquelle liegt sicherlich an der zu geringen Spritmenge beim letzten Boxenstopp, hat jedoch einen interessanten Hintergrund: eigentlich waren für das Rennen in Zandvoort 39 Runden angesetzt - die Renndistanz wurde nach einer Rücksprache der Teilnehmer, dem Ausrichter und dem Fernsehpartner ARD aber auf 41 erhöht. Wahrscheinlich waren es genau diese zusätzlichen 8,614 Kilometer, die Winkelhock die Punkte kosteten.

Der Fall Audi: Noch offen ist eine mögliche Bestrafung Audis, beziehungsweise den drei Piloten Mattias Ekström, Oliver Jarvis und Alexandre Prémat, die kurz vor dem Ziel ihre Positionen tauschten. "Im Rennverlauf sind Zweifel darüber aufgekommen, wie die Positionen am Ende zu Stande gekommen sind. Die Sportkommissare haben mit mir beschlossen, dass die Ergebnisse nur vorläufig bleiben", sagte der DMSB-Delegierte Christian Schacht. "Wir werden in Ruhe alles untersuchen, was am Ende passiert ist."

Grundlage der Zweifel ist ebenfalls das Sportliche Reglement, das in Artikel 20.2 sagt: "Stallregie (Teamorder), die das Rennergebnis verfälscht, ist verboten." Anhand der während des Rennens aufgezeichneten Daten, wollen die Verantwortlichen des DMSB in Laufe der Woche den Sachverhalt klären. Von einem Freispruch bis zu einer möglichen Disqualifikation ist alles möglich - das Rennergebnis bleibt damit weiterhin vorläufig.