Weniger Kosten - mehr Spannung: So hatte die Formel gelautet, nach der das neue Wochenendformat erdacht worden war. Während der Entfall des Testfreitags für Einsparungen sorgen sollte, sollte die vierte und entscheidende Qualifying-Session unter den Top 4 mehr Würze in die - zuvor bei den Fans durchaus akzeptierte - Qualifying-Übertragung bringen. "Das neue Format kommt mir seltsam vor. Wenn ich nun von Dingen spreche, die heute passiert sind, wäre im letzten Jahr vieles davon gestern gewesen", verweist Mattias Ekström im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com auf den Entfall der beiden 90-minütigen Freitagstests. "Sogar beim Kofferpacken für die Reise merkt man, dass das Wochenende viel kürzer geworden ist."

Nachteile für Neueinsteiger

Insbesondere Routiniers wie Ekström dürften mit der um insgesamt 90 Minuten verkürzten Testzeit zwar keine größeren Probleme haben. "Der neue Zeitplan macht es für unerfahrene Leute aber nicht leichter", gibt Ralf Schumacher auch mit Blick auf seine eigene Lernphase im HWA-Mercedes zu bedenken. Mike Rockenfeller ergänzt: "Der Freitag ist entspannt - dafür ist der Samstag umso stressiger. Die Termine von zwei Tagen werden nun auf einen Tag hin komprimiert."

Das zweieinhalbstündige freie Training am Samstagmorgen erweist sich als schwerer nutzbar als die kürzeren, aber etappenweise stattfindenden Freitagstests des letzten Jahres. "Mir wurde der neue Zeitplan heute zum Verhängnis, denn ich habe viel Zeit verloren", spielte Mathias Lauda auf eine Beschädigung am Unterboden seines Boliden an. Die mangelnde Trainingszeit machte sich auch beim Qualifying-Ergebnis des Österreichers bemerkbar. "Irgendwann wird es in diesem Jahr jeden Fahrer erwischen: Man hat ein Problem und kann dann im Training nur wenige Runden fahren", brachte es Oliver Jarvis auf den Punkt. "Aber die Session ist lang genug und die meisten Fahrer sind schon mehrere Male auf den Strecken gefahren."

Vorerst fraglicher Spannungsgewinn

Auf ein geteiltes Echo stieß auch das neue Qualifying-Format, das unter den Top 8 des Qualifyings einen weiteren Schlagabtausch unter den besten vier Piloten vorsieht. "Ich persönlich habe im Qualifying keine Steigerung der Spannung erkennen können. Es ist schwierig, den Kampf der vier Autos im Fernsehen so eng herüberzubringen, wie er wirklich ist", zeigte sich Timo Scheider nur wenig begeistert. Ekström sah das Spannungsproblem darin begründet, dass das Quartett der schnellsten Vier gänzlich aus Vertretern der Ingolstädter bestand: "Es ist gewöhnungsbedürftig. Heute habe ich mit Q4 gute Erfahrungen gemacht - aber in Zukunft kann es nur spannender werden."

Martin Tomczyk verweist auf den erhöhten Reifenverbrauch während der vier Sessions. "Für mich war der vierte Durchgang hier eher negativ, weil ich in Q3 Zweiter war, aber für die vierte Session schon alle Reifen aufgebraucht hatte. Man kann vom neuen Modus profitieren, man kann aber auch einen Nachteil haben", stellte der Bayer fest - während Ralf Schumacher mit einem Augenzwinkern bemerkte: "Haben die vier Audis eigentlich noch einmal versucht schnell zu fahren? Vielleicht war ja untereinander ausgemacht, wer vorne bleibt..."