Nur wenig wollte Mercedes einst in der ersten Saisonhälfte der Saison 2002 gelingen. War der erfolgsverwöhnte Bernd Schneider bereits über vier Rennen hinweg sieglos geblieben, so waren ihm auf dem Norisring zwar unzählige Führungsrunden vergönnt - nicht jedoch die oberste Stufe des Podiums. Mit einem beherzten Überholmanöver von Abt-Audi-Pilot Laurent Aiello wurde Schneider beim letzten Umkurven der Grundig-Kehre aus den Siegträumen gerissen. Seither verteidigen die Mercedes-Piloten ihre Norisring-Führung auch auf den letzten 2,3 Kilometern erfolgreich...

"Es ist ein gutes Gefühl, von Beginn an mit einem Setup zu fahren, das man grob beibehalten kann. Der Tag war positiv. Im zweiten Training sind wir wie immer viele Programme für den Rennsonntag gefahren", bilanzierte Timo Scheider gegenüber der adrivo Sportpresse. Auf Platz zwei hatte der Tabellenführer am Morgen zur überraschenden Audi-Dreifachspitze beigetragen - und ist auch in Nürnberg voll des Lobes für seinen Dienstwagen: "Es ist unglaublich, wie gut das Auto schon in ersten Saisonhälfte auf jeder Strecke funktioniert. Der Norisring ist der erste Kurs, der von seinem Charakter her eigentlich uns nicht zu Gute kommt."

Dass der nur 2,3 Kilometer lange Stadtkurs weiterhin weit davon entfernt ist, Audi-Terrain zu werden, bewies am Nachmittag die Stuttgarter Konkurrenz. "Mercedes ist nach wie vor Favorit", baut Scheider trotz der auch am Nachmittag konkurrenzfähigen Zeiten der Abt-Audi möglichen Enttäuschungen vor. Jamie Green will derweil nicht von einer Favoritenrolle der HWA-Mercedes sprechen: "Wir hatten in den letzten Wochen einige Tests, bei denen wir Fortschritte gemacht haben sollten. Aber der Norisring ist eine ganz spezielle Strecke - insofern ist unsicher, inwieweit uns das hilft."

Jamie Green weist die Favoritenrolle von sich, Foto: DTM
Jamie Green weist die Favoritenrolle von sich, Foto: DTM

Der Brite erinnert an seinen unerwarteten Sieg in Mugello - wo nicht zuletzt wegen der Streckencharakteristik der italienischen Berg- und Talbahn eine weitere Spazierfahrt der Ingolstädter prognostiziert worden war: "Auf der Audi-Strecke Mugello haben wir gewonnen. Insofern dürfen auch wir uns auf dieser Strecke, die uns eigentlich sehr gut liegen sollte, nicht zu sicher sein." Am ersten Arbeitstag nach der langen Sommerpause hatte man in beiden Lagern mit ähnlichen Problem zu kämpfen - die den beiden Routiniers allerdings nicht ganz unbekannt waren.

"Die Strecke ist gerade hier am Norisring am ersten Tag immer sehr rutschig. So passieren leicht Missgeschicke", stellte Green fest. Währenddessen philosophierte Scheider über die hohe Kunst der folgenlosen Mauerküsse. "Stehende Räder und ein Mauerkontakt sind hier leicht passiert. Mauerkontakt kann man in vertretbaren Maße haben, aber auch so, dass man sich das Auto verbiegt", differenziert der Oschersleben-Sieger. "Einmal war ich gerade noch so sanft an der Mauer, dass man nur einen Dekorstreifen am Auto erneuern musste - ein perfekter Mauerkuss also."