Vor dem dritten Saisonlauf in Mugello spricht die Gesamtwertung der DTM Bände über das bisherige Kräfteverhältnis zwischen Audi und Mercedes. Bei den Fahrern führen mit Timo Scheider, Martin Tomczyk und Mattias Ekström gleich drei Ingolstädter-Piloten, in der Teamwertung liegen die Audianer mit beiden Abt-Einsatzteams in Front. In Hockenheim und Mugello fuhr man jeweils zu souveränen Siegen, beim Auftakt war das Podium sogar eine reine Audi-Angelegenheit.

Jamie Green ist in Lauerstellung, Foto: Sutton
Jamie Green ist in Lauerstellung, Foto: Sutton

In Mugello scheint die Dominanz von Audi nicht mehr ganz so stark - erstmals konnte sich mit Jamie Green ein Mercedes für die erste Startreihe qualifizieren. Erstmals in dieser Saison scheint das Gewichtsreglement zu greifen, welches für Chancengleichheit unter den Marken sorgen soll. So mussten die aktuellen A4 für das Wochenende auf der 5,245 Kilometer langen Strecke in der Toskana insgesamt zehn Kilogramm Blei zuladen, während die C-Klassen um zehn Kilogramm erleichtert werden. Das macht summa summarum eine Differenz von 20 Kilo - "und die spüren wir", so Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich.

Dass es für Audi trotzdem noch zur Pole reichte verdankt man einem gewissen Timo Scheider. "Er fährt einfach in einer eigenen Liga und hat heute den Speed diktiert", musste Mercedes-Sportchef Norbert Haug anerkennen. "Timo hat die letzte Runde zu 100 Prozent hinbekommen", urteilte Ullrich über die Leistung seines Schützlings. Nun stellt sich die Frage, ob Scheider überhaupt noch aufzuhalten ist - schließlich gestaltete sich das Überholen auf den bisherigen zwei Kursen als äußerst kompliziert...

"Der einzige Platz zum Überholen ist die Anbremszone zur ersten Kurve", erklärte Bruno Spengler im Gespräch mit der adrivo Sportpresse. "Das ist aber nicht leicht, weil die letzte Kurve keine Traktionskurve ist, sondern sehr schnell. Man verliert den Abtrieb und ist danach auf der Geraden nicht nah genug dran. Der Vordermann muss schon einen Fehler machen, erst dann kann man vielleicht zuschlagen."

Timo Scheider war selbst überrascht von sich und seiner Leistung. "Ich habe gedacht, dass wir es vielleicht in die zweite oder mit Glück in die erste Reihe schaffen könnten", gab Scheider später zu. "Aber dann haben wir im vorletzten Outing einen großen Schritt gemacht." Dieser große Schritt brachte am Ende fast vier Zehntel. "Es ist natürlich schön, dass ich die dritte Pole in Folge holen konnte. Jetzt brauche ich nur noch einen guten Start und muss unfallfrei um die erste Ecke kommen."

Ein weiteres Problem: Bis auf Scheider liegen die ersten Sieben außergewöhnlich eng zusammen. Zwischen Jamie Green auf Platz zwei und Bernd Schneider auf dem siebten Rang liegen nur mickrige zwei Zentelsekunden - und das auf einer Strecke, die mehr als fünf Kilometer lang ist. "Es war unglaublich eng. Im Qualifying reichte ein kleiner Fehler und man verlor gleich mehrere Plätze", so Spengler, der morgen als Sechster starten wird. Bei ähnlichen Rundenzeiten wird das Vorbeikommen noch schwerer, zudem kann man in den vielen schnellen Kurven nur schlecht im Windschatten des Vordermanns bleiben.

Kommt Mattias Ekström diesmal heil durch die erste Kurve?, Foto: Sutton
Kommt Mattias Ekström diesmal heil durch die erste Kurve?, Foto: Sutton

Hinter Scheider wird es also durchaus heiß zur Sache gehen. Damit kennt sich Mattias Ekström bestens aus: in Oschersleben musste er sich ein ganzes Rennen lang gegen hartnäckige Verfolger wehren, weil sein Bolide in der ersten Runde Schaden nahm. Morgen startet der Schwede zusammen mit Kristensen im Mercedes-Sandwich - vorsichtiger will Ekström aber nicht zu Werke gehen. "Ich werde wieder volles Rohr fahren und hoffe die anderen Piloten passen diesmal besser auf!"

Wer im Duell Mercedes gegen Audi letztlich die Nase vorn haben wird, zeigt sich erst bei der Zieldurchfahrt. Die Pole-Position von Scheider ist in jedem Fall keine Sieg-Garantie, wie auch Dr. Wolfgang Ullrich weiß: "Das Qualifying ist wichtig, aber noch lange keine Garantie auf ein gutes Rennresultat. Letztes Jahr hatten wir fünf Autos vorne und das Ergebnis war am Ende nicht sehr berauschend. Das müssen wir morgen besser machen!"