In der Lobby des Intercontinental-Hotels an der Kö sitzend verlebte Dr. Wolfgang Ullrich einen eher entspannten Mittag - verglichen mit seinem Kollegen Norbert Haug, der sich in Bahrain am Kommandostand mit seinen schwächelnden Silberpfeilen mühte. Es war dem Österreicher zu gönnen, hatte er doch während der Testfahrten wesentlich aufreibendere Tage erlebt als der Mercedes-Sportchef...

"Die beiden Unfälle in der Phase, in der die neuen Autos gerade erst fertig geworden waren, haben uns natürlich zurückgeworfen", berichtet Ullrich gegenüber der adrivo Sportpresse von den Auswirkungen der Unfälle von Timo Scheider in Mugello und Mattias Ekström in Oscherleben. "Aber wir haben wieder einigermaßen aufgeholt und werden in Hockenheim gut aufgestellt sein."

Zweifel daran, dass der vor einem Jahr am gleichen Ort verunglückte Tom Kristensen diesmal wieder von Beginn an vorne mitmischen kann, hegt Ullrich nicht: "Ich habe einen sehr guten Eindruck von Tom. Er ist in einer unheimlich guten Verfassung; er ist fit und durchtrainiert. Er ist fokussiert darauf, für den Erfolg zu kämpfen." Die Erwartungen an die beiden Neuzugänge Katherine Legge und Oliver Jarvis will er derweil noch nicht zu hoch schrauben.

"Ein erstes Jahr in der DTM ist immer schwierig - man muss Geduld mit ihnen haben. Allerdings haben sie eine sehr gute Basis, und nach dem, was wir bisher gesehen haben, kommen sie mit den Teams und mit den Autos eigentlich gut zurecht", bilanziert Ullrich die Eindrücke der letzten Wochen. "Jetzt müssen sie sich noch in das nicht unkomplizierte DTM-Wochenende einarbeiten." Eine nicht unkomplizierte Aufgabe, die sich durch die Änderungen am Sportlichen Reglement anders präsentiert als noch vor einem Jahr...

"Ich bewerte die Änderungen als sehr gut. Das Reglement stellt den Zuschauern und Fans die Rennen transparenter dar. Auch werden wir dadurch noch spannendere Rennen bekommen", zieht der Audi-Sportchef eine positive Bilanz. Auch mit dem Verbot der Stallorder kann sich Dr. Wolfgang Ullrich anfreunden - verteidigt jedoch die viel kritisierten Positionswechsel von Zandvoort 2007: "Klar ist: Eine Entscheidung bezüglich der Stallorder war wichtig. Aber wenn im Reglement etwas nicht verboten ist, gehört es einfach zum Spiel dazu. Nun haben wir eine andere Ausgangssituation, und auch das ist für die DTM insgesamt eine positive Entscheidung."