Die äußerliche Gelassenheit, mit der Jamie Green 2006 eine Serie aus Pleiten, Pech und Pannen wegzustecken schien, verdiente Respekt. Bereits beim Saisonauftakt hatte eine defekte Motorelektronik für einen missglückten Start von der Pole Position aus gesorgt - woraufhin sich gelegentlich auch mit intakter Mercedes C-Klasse das gleiche Bild bot. Den ersten Sieg in Brands Hatch, von Audi nach Tom Kristensens Aus auf dem Silbertablett serviert, vereitelte Green mit einem folgenschweren Verbremser. Mangelte es nicht an fehlerfreien Leistungen, fehlte die Fortune: Drei Wochen später befand sich der Brite auf dem Norisring erneut auf Siegkurs - und kollidierte unverschuldet mit dem überrundeten Christian Abt.

Die innerliche Gelassenheit hat bei Jamie Green gleichwohl gelitten, wie der 24-Jährige nun gesteht. "Mehr als jeder andere erwarte ich von mir Siege. Je länger das nicht klappt, desto größer wird der Wunsch, und desto mehr Druck übe ich mich aus", schildert Green gegenüber motorsport aktuell die wachsende mentale Belastung, "das Problem ist nur: Mehr Druck macht die Sache nicht leichter - im Gegenteil." So wollen beim Saisonauftakt in Hockenheim 21 sieglose Rennen im Mercedes-Neuwagen verdrängt werden, um jenen beeindruckenden Speed umzusetzen, wie Green ihn im Qualifying seit jeher zeigt:

"Ich liebe es, mit viel Grip unterwegs zu sein. Im Qualifying hast du maximalen Grip und das leichtestmögliche Auto. Du musst dich von Segment zu Segment steigern und dich dem Limit das Autos annähern. Das kann ich, glaube ich, von Natur aus ganz gut", verrät der frühere Meister der F3 Euroserie sein Erfolgsgeheimnis beim Zeitfahren, das ihn 2006 zum Stammgast in der ersten Startreihe machte. Es war vermutlich jener titeltaugliche Grundspeed, der Jamie Green zur dritten Chance in einer aktuellen C-Klasse verholfen hat:

"Ich habe im Winter viel Vertrauen seitens des Teams zu spüren bekommen. Sie stehen hinter mir", stellt der Meisterschaftsfünfte von 2006 zufrieden fest - und sieht mit McLaren-Mercedes-Tester Gary Paffett auch künftig jenen Piloten als Vorbild, der bei seinem Comeback zunächst auf Greens HWA-Cockpit geschielt hatte: "Bevor ich nicht ein wirklich erfolgreicher DTM-Pilot bin, brauche ich mir über die Formel 1 keine Gedanken zu machen..."