"Sie springt Fallschirm. Sie war die erste Frau, die den Ärmelkanal mit einem Ultra-Leichtflugzeug überquerte. Sie hält mit 136 km/h auf Skiern den Geschwindigkeitsrekord auf einer Skisprungschanze. Und seit dem vergangenen Jahr ist ihr Arbeitsplatz ein 460 PS starker Audi A4 DTM." Eine Frau der Superlative - so wird Vanina Ickx von den Ingolstädtern präsentiert. "Ich staune selbst, wie mutig ich geworden bin", wird sie zitiert, "als Kind war ich nämlich sehr vorsichtig und hatte vor allem Angst."

Und in der Tat ließ sich die Hobby-Fallschirmspringerin während ihrer Debütsaison nur schwerlich aus der Ruhe bringen. Die DTM als späte Konfrontationstherapie: Die Angst vor gewagten Überholversuchen während des Rennens schien bei der Tochter des sechsfachen Le-Mans-Seigers Jacky Ickx gar nicht erst aufzukommen. Regelmäßige Niederlagen im Damenduell gegen Susie Stoddart im Mercedes-Gebrauchtwagen konnten sie nicht schrecken. Das Gerede ihrer Kritiker, die sie angesichts der Häufung 20. Startplätze und Überrundungen im Rennen als "Quotenfrau" verunglimpften, ließ sie abprallen.

Mit Startplatz 14 in Barcelona Ickx immerhin im Damenduell um das beste Qualifying, Foto: Audi
Mit Startplatz 14 in Barcelona Ickx immerhin im Damenduell um das beste Qualifying, Foto: Audi

Vanina Ickx kämpfte sich im zweijährigen Gebrauchtwagen des TME-Teams durch eine schwierige erste DTM-Saison, insbesondere im Qualifying sowie beim Start zeigte ihre Formkurve durchaus nach oben. Dass das vergangene Jahr zu ihrer Zufriedenheit verlief, konnte Ickx dennoch nicht behaupten: "Ich war eher unglücklich in dieser Saison - unglücklicher als in meinen bisherigen Jahren im Rennsport. Aber durch alles, was einen nicht umbringt, wird man stärker", zog Ickx im Herbst vergangenen Jahres ein offenes wie ehrliches Fazit.

"Ich kann nicht sagen, dass das Auto und ich wirklich zusammengewachsen sind - und das wäre schließlich das Ziel", versuchte sie zu erklären, warum sie bei der Suche nach den nötigen Zehntelsekunden oft scheiterte - und konnte mit der späten Formierung des DTM-Debütantenteams TME, den wenigen Testfahrten, dem Fehlen erfahrener Teamkollegen sowie fehlenden Vorerfahrungen in vergleichbaren Rennserien weit mehr Hindernisse aufzählen als ihre Konkurrentin Stoddart.

Während sich die gewohnt cool auftretende Schottin trotz vorhandener Qualifing-Schwächen im Ruhm der künftigen Siegfahrerin sonnen konnte, wurde die charmante Belgierin auch im Interview nachdenklich: "Was die nächste Saison angeht, habe ich gemischte Gefühle. Die Frage ist für mich, wie ich mich in der nächsten Saison verbessern könnte", wog sie Für und Wider einer zweiten DTM-Saison ab - mit ihrem neuen Vertrag als Audi-Werkspilotin überwog am Ende der Ehrgeiz, 2007 einen Imagewandel zu vollziehen...

Für solche Fotomotive will Ickx 2007 nicht mehr zu Verfügung stehen..., Foto: Sutton
Für solche Fotomotive will Ickx 2007 nicht mehr zu Verfügung stehen..., Foto: Sutton

Schon vor Wochen begann für Vanina Ickx der zweite Anlauf mit der Teilnahme am Audi-Exklusivtest in Almeria. Abseits hektischer ITR-Tests konnte die Wahl-Wiesbadenerin Fahrpraxis in ihrem künftigen Dienstwagen des TME-Teams sammeln - was sie 2006 oftmals vermisst hatte. Ob Ickx mit dem 2005er-A4 zur stimmigeren Einheit aus Mensch und Maschine verschmilzt als mit dem Audi des Jahrgangs 2004, bleibt dennoch abzuwarten, schilderte insbesondere Martin Tomczyk doch den ersten A4 mit Singleframe-Nase als das launischere Auto als seinen dezenter gestylten Vorgänger.

Auf einen erfahrenen Teamkollegen darf die 32-Jährige zwar auch 2007 nicht hoffen - dafür erwartet sie mit dem wahrscheinlichsten Kandidaten, dem britischen Nachwuchstalent Adam Carroll, eine nicht zu verachtende Messlatte. Zur Motivation trägt auch ein nun zusammengewachsenes Team bei, das die Lernfortschritte der vergangenen Saison mit ihr teilt: "Ich sehe deutliche Verbesserungen, das Team wird besser und besser; jeder Einzelne im Team ist mittlerweile sehr konkurrenzfähig", stellte sie bereits damals erleichtert fest.

Die letzte Rettung aus eigener Kraft oder das Aus ihrer jungen DTM-Karriere: Die Alternativen scheinen für Vanina Ickx eindeutig. Die lange Winterpause mag der Naturliebhaberin Kraft gegeben haben, auch im Damenduell gegen Susie Stoddart, der der erhoffte Aufstieg in den Jahreswagen verwehrt blieb, einen Neuanfang zu starten. Die Wichtigkeit jenes Prestigekampfes geben die beiden Damen indes nur selten zu. "Für mich ist sie einer von 19 anderen Fahrern", bekundet Ickx - und erzielt seltene Einigkeit mit ihrer Kollegin: "Vanina ist einfach nur ein anderer Fahrer, den ich schlagen will..."