Nun ist es also passiert, was spätestens am Sonntagabend in Hockenheim schon zu befürchten war. Der Riss zwischen Heinz-Harald Frentzen und Audi war nicht mehr zu kitten, die Trennung unvermeidlich. Den Schaden hat am Ende die gesamte DTM - denn dass der ehemalige Formel-1-Vizeweltmeister in den letzten beiden Jahren einer der ganz großen Publikumsmagneten für die Serie war, ist unbestritten. Das Traurige an der Sache: Trotz einiger Krisen in diesem Jahr, trotz immer wieder gehörter Trennungsgerüchte, schien bis Sonntagmittag in Hockenheim manches wieder auf dem richtigen Weg, schien gerade auch die Pole-Position beide Seiten in der Ansicht bestärkt zu haben, dass es den Versuch wert wäre, es noch einmal miteinander zu probieren, schien ein weiteres Jahr des Mönchengladbachers bei Audi durchaus noch im Bereich des Möglichen. Gerade die Zusammenarbeit mit einem neuen Renningenieur an den letzten drei Rennwochenenden hatte Frentzen anscheinend neue Perspektiven eröffnet, ihm das Gefühl gegeben, vielleicht doch noch einmal eine Basis zu bekommen, die für die Zukunft wirklich Erfolg versprach.

Tschüß HHF - der Abschied kam nicht unerwartet, aber hart., Foto: DTM
Tschüß HHF - der Abschied kam nicht unerwartet, aber hart., Foto: DTM

Doch dann kamen die unglückliche Strategie und der Zwischenfall mit Mattias Ekström. Sicherlich von Audi in keiner Weise absichtlich so geplant, selbst schaden will sich schließlich keiner. Aber eben gerade mal wieder bei ihm daneben gegangen, wie schon so manches in diesem Jahr - und damit der Tropfen, der bei Frentzen das Fass zum Überlaufen brachte, im Moment tiefer Enttäuschung Emotionen überkochen ließ. Sicherlich wäre es schlauer gewesen, im ersten Ärger nicht gleich vor die Fernsehkameras zu gehen - das weiß Heinz-Harald inzwischen wahrscheinlich selbst am besten.

Aber da hatte sich halt vieles aufgestaut im Laufe eines Jahres, was dann alles auf einmal heraus brach, aus der Emotion heraus auch nicht unbedingt sehr differenziert formuliert, so dass sich auch die getroffen fühlten, die Frentzen wohl bestimmt nicht wirklich gemeint hatte. Viele seiner Mechaniker zum Beispiel, die sich am Samstag wirklich riesig über seine Pole-Position gefreut hatten... Die Probleme, ob um Strategien, um mehr oder weniger unfaire Attacken von Teamkollegen, auch um den Fakt eines nicht immer anwesenden Renningenieurs, gab es ja in erster Linie mit der Führungsetage. Und die um die Außenwirkung mit der Kommunikationsabteilung, die ihn in ein Korsett der Corporate Identity pressen wollte, das nie zu einem Typ wie Frentzen passte.

Sicher wäre es professioneller gewesen, nicht sofort nach dem Fernsehinterview ins Hotel zu verschwinden und dann am Abend auch die DTM-Gala zu schwänzen. Andererseits - menschlich verständlich ist es ja schon, in einer solchen Situation dann nicht auch noch hunderttausend Fragen beantworten zu wollen und öffentlich gute Miene zum bösen Spiel machen zu müssen. Und, einmal ganz ehrlich: So ein Drama, als das mancher Audi-Verantwortliche Frentzens Fehlen am Sonntagabend sehen wollte und das auch ziemlich laut jedem mitteilte, der es hören wollte oder nicht, war es nun auch wieder nicht...

Heinz-Harald muss demnächst woanders kochen..., Foto: AUDI
Heinz-Harald muss demnächst woanders kochen..., Foto: AUDI

Aber wenn Beziehungen gestört sind, wenn Mentalitäten einfach nicht zusammenpassen, dann wird halt alles wichtig, dann laufen auch bei denen öffentlich die Emotionen über, die das auf der anderen Seite immer kritisieren. Ob die Zusammenarbeit zwischen Frentzen und Audi wirklich dauerhaft noch eine Perspektive gehabt hätte, auch ohne die Eskalation von Hockenheim, steht deshalb auf einem anderen Blatt. Vielleicht hätte man dann zwar für 2007 weiter gemacht, nur um schon bald wieder eine für alle Beteiligten unerfreuliche Atmosphäre zu haben. Eine, in der sich dann gerade ein sensibler Fahrer wie Frentzen schwer tun muss, Top-Leistungen zu bringen.

Bleibt die Frage, wo die vielen Frentzen-Fans ihren Heinz-Harald in Zukunft bewundern dürfen. Wirklich den Helm an den Nagel hängen wollte er ja eigentlich noch nicht, dafür macht ihm das Fahren weiterhin viel zu viel Spaß. Und dass er es noch immer bestens kann, hat er ja auch bei Audi bewiesen - zumindest all denen, die ein klein bisschen genauer hinschauen. Anscheinend denkt Frentzen darüber nach, wie Juan-Pablo Montoya in Zukunft sein Glück in der NASCAR-Serie zu suchen. Ob allerdings diese eher raue amerikanische Rennwelt wirklich "sein Ding" wäre, ist eine andere Frage. Aber vielleicht überlegt sich ja mal einer der Protagonisten in der doch gerade in Deutschland so sehr um Anerkennung ringenden WTCC, ob man dort einen Heinz-Harald Frentzen nicht gut brauchen könnte. Und da, wo zwar auch große Hersteller vertreten sind, das nach außen propagierte "Markenimage" aber noch nicht ganz so sehr alles andere überlagert und den Fahrern noch mehr Raum für eigenen Charakter und Persönlichkeit gelassen wird, da wäre doch ein guter Platz für einen wie ihn, ein Platz, wo er verdammt schnell Auto fahren und dabei er selbst sein könnte...