Nach einem Qualifying, wie man es bei Audi schon seit langem nicht mehr in dieser Performance an den Tag gelegt hatte, trat man heute den Beweis für das Potenzial des Audi A4 DTM an. Die Karten der Ingolstädter im Meisterschaftskampf scheinen besser zu sein als noch im vergangenen Jahr - trotz des tragischen Endes des markeninternen Favoriten auf die Meisterschaft:

Ebenso wie in Oschersleben schien Tom Kristensen auch in Brands Hatch von der Pole Position aus startend nichts aufhalten zu können: Souverän setzte er sich den ebenfalls gut gestarteten Jamie Green durch, um sich schließlich einen kleinen Vorsprung zu erarbeiten. Ein zu spät angesetzter erster Boxenstopp ließ die Audi-Anhänger nur zwischenzeitlich zittern: Nachdem Kristensen knapp vor dem bereits zum Boxenbesuch angetretenen Jamie Green auf die Strecke zurückkehrte, schien der Sieg auch während der zweiten Boxenstoppphase nicht im Geringsten in Gefahr.

Audi konnte sich immerhin eines Happy Ends erfreuen, Foto: DTM
Audi konnte sich immerhin eines Happy Ends erfreuen, Foto: DTM

Nach drei Vierteln des Rennens wandte sich das Blatt hin zu einer Tragödie für Tom Kristensen: Völlig unvermittelt fuhr er am Ende einer Kurvenpassage geradeaus - infolge einer gebrochenen Radaufhängung. Wie schon nach dem Rennen in Hockenheim, als Mattias Ekström auf gleiche Weise einen sicheren Podestplatz verloren und so die erste Etappe seiner Pechsträhne angetreten hatte, wird sich Audi so vermutlich auch diesmal die Frage nach Sinn und Unsinn eventueller Experimente im Bereich des Mechanischen zu Gunsten der Gewichtsersparnis stellen lassen müssen.

Hockenheim-Pechvogel Mattias Ekström sorgte derweil für mehr als nur ein Trostpflaster für die tief enttäuschten Ingolstädter: In Lauerstellung hinter Jamie Green liegend wusste der Schwede einen Fahrfehler des Briten für sich zu nutzen. Die Audi-Taktik, Ekström mit einem verglichen mit dem Rest der Spitzengruppe außergewöhnlich späten zweiten Stopp zunächst an Bernd Schneider vorbeiziehen und ihn dann mit vergleichsweise unverbrauchten Reifen möglicherweise weitere Positionen gutmachen zu lassen, hatte sich als goldrichtig herausgestellt.

Während Martin Tomczyk schließlich nach einem fehlerfreien Rennen auf Platz vier vorrückte, sich insgesamt jedoch eher farblos präsentierte, litt Heinz-Harald Frentzen offenbar an den Spätfolgen des gestrigen Crashs: Rasch fiel der Mönchengladbacher angesichts eines anscheinend problematischen Handlings seines neu aufgebauten A4 DTM ins Hinterfeld zurück, um zwei Runden vor Schluss das Rennen beenden zu müssen.

Alle vier Ausfälle gingen auf das Audi-Konto, Foto: Sutton
Alle vier Ausfälle gingen auf das Audi-Konto, Foto: Sutton

Die Jahreswagen bestätigten ihre gestrige Form - wenn auch mit deutlich mehr Gegenwehr durch die 2005er-Mercedes: Am Ende hatte sich Christian Abt mit einer gelungenen Strategie weit hinausgezögerter Boxenstopps bis auf Rang fünf vorgekämpft und knüpfte so an Leistungen des Vorjahres an. Das Urteil der Piloten und Verantwortlichen ist trotz des auch zusatzgewichtsbereinigt gelungenen Performancebeweises des aktuellen A4 DTM insgesamt gespalten:

"Ich freue mich für Eki, bin aber natürlich selbst zutiefst enttäuscht", bilanzierte der neue Meisterschaftszweite Kristensen, der angibt, sein Fahrzeug sogar in besonderer Form geschont zu haben: "Ich habe es sogar vermieden, über die Randsteine in der ersten Kurve zu fahren. Doch dann ließ sich das Auto in der Senke auf einmal nicht mehr lenken." Audi Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich kann die Gefühlslage Kristensens nachvollziehen:

"Das ist für ihn und uns sicherlich sehr enttäuschend, aber so etwas gehört zum Motorsport", kommentiert Dr. Ullrich den Ausfall Kristensens und hebt das Comeback Mattias Ekströms hervor: "Es ist großartig, dass Mattias hier den Sieg für Audi geholt hat. Das zeigt, dass er wieder da ist - und genauso stark ist, wie er es immer war."