Die berechtigte Euphorie der DDR-Bürger über die sich schrittweise ankündigende Freiheit sowie die herannahende deutsche Einheit beflügelte so manchen großen Plan und so manches bauliches Großprojekt - so auch 1989 das einer modernen deutschen Rennstrecke in der Magdeburger Börde. Angesichts weitaus bescheidenerer Ansprüche als die des EuroSpeedway Lausitz, dessen Zukunft Jahre nach der Fertigstellung bis heute noch nicht gesichert ist, blickt der sachsen-anhaltische Kurs in Oschersleben einer weniger ungewissen Zukunft entgegen als sein Pendant im brandenburgischen Klettwitz - und dennoch durchlebte der Oschersleben-Kurs ein durchaus wackeliges Standing in der Geschichte der "neuen" DTM...

Ebenso wenig wie die Region Klettwitz im Falle des EuroSpeedways Lausitz erlebte der sachsen-anhaltische Bördekreis angesichts seiner relativen Strukturschwäche sowie schleichender demografischer Probleme durch den 1997 eröffneten, 3,667 Kilometer langen und für seinen eher langsamen und kurvenreichen Streckencharakter bekannten Oschersleben-Kurs eine nachhaltige wirtschaftliche Kraftspritze. Dennoch darf Oschersleben für sich behaupten, im Debütjahr 2000 neben Hockenheim Hauptstadt der aufstrebenden "neuen" DTM gewesen zu sein...

Ab 2001 lief es für Opel auch in Oschersleben nicht nach Wunsch, Foto: Sutton
Ab 2001 lief es für Opel auch in Oschersleben nicht nach Wunsch, Foto: Sutton

So fanden vor sechs Jahren in der Magdeburger Provinz ebenso wie in Hockenheim jeweils zwei von insgesamt neun DTM-Rennwochenenden statt - die sich als äußerst gutes Pflaster für die damals noch aussichtsreich nach dem Titel strebenden Rüsselsheimer präsentierten: Konnte Opel-Astra-Pilot Manuel Reuter beim ersten Oschersleben-Wochenende im Jahr 2000 noch bei beiden Läufen mit einem Sieg punkten, so lief es für die Rüsselsheimer beim zweiten Oschersleben-Wochenende jener Saison nur unwesentlich schlechter: Während es Uwe Alzen im Opel Astra V8 Coupé beim zweiten Gastauftritt der DTM in Sachsen-Anhalt beim ersten Rennen noch zu einem Sieg brachte, scheiterte Manuel Reuter bei Lauf Nummer zwei nur knapp daran, Bernd Schneider vom souveränen Sieg im Mercedes CLK abzuhalten.

Bereits im zweiten Jahr der neuen DTM musste Oschersleben kürzer treten, fand doch nunmehr lediglich ein Rennwochenende mit reglementbedingt nur einem Rennen in der Magdeburger Börde statt. Jenes wusste der damalige Mercedes-Junior Marcel Fässler prompt für seinen ersten DTM-Sieg im Mercedes-Sieg zu nutzen. Angesichts der vollständigen Besetzung des Podests durch Mercedes-Piloten wurde der Opel-Mannschaft ebenso wie der Abt-Audi-Truppe 2001 frühzeitig bewusst, dass man etwaige Titelambitionen auf das folgende Jahr zu verschieben hatte...

Dieses jedoch wurde ebenso wenig wie das Jahr 2003 durch einen weiteren Gastauftritt auf der unspektakulär wirkenden, technisch jedoch umso anspruchsvolleren Strecke in Oschersleben erweitert - in der Streckenhierarchie der DTM verschwand Oschersleben nach einem glanzvollen Beginn im Jahr 2000 zunächst in der Bedeutungslosigkeit. Erst 2004 entdeckte die DTM den Lowspeed-Kurs von Oschersleben wieder - um schließlich auch den ersten Abt-Audi-Sieg in Sachsen-Anhalt darzubieten:

Auf einen souveränen Audi-Doppelsieg von Seiten Tom Kristensens und Martin Tomczyks folgte 2005 der eindeutigen Favoritenrolle der Ingolstädter zum Trotz der dritte Mercedes-Sieg in Oschersleben. Nicht nur für die Streckenbetreiber bedeutete Oschersleben in der DTM-Historie bislang stets ein Wechselbad der Gefühle...