Für Mathias Lauda ist in diesem Jahr alles neu: Er hat ein Dach über dem Kopf, wird von Leuten mit Filzstiften belagert und muss pausenlos die gleichen 'dummen' Fragen beantworten. Herzlich willkommen in der DTM!

"Es ist alles neu für mich", gesteht der Österreicher. "Die ganzen Zuschauer, die Autogramme möchten und Fotos machen wollen, die vielen Interviews... In den ganzen anderen Serien war nicht so viel los." Tatsächlich: Weder in der GP2 noch in der Euro3000 Serie war das Öffentlichkeits- und Medieninteresse so groß. "Aber es ist toll und gefällt mir", sagt er über die ungewohnte neue Umgebung.

Aber nicht nur neben der Strecke ist für den Mercedes-Neuzugang alles anders. Wie fährt es sich mit einem Dach über dem Kopf? "Es ist gar nicht so ungewohnt, da ich ja auch im Straßenwagen mit einem Dach fahre", überrascht Mathias, "aber schnell zu fahren ist etwas ganz anderes. In einem Formelwagen sitzt man in der Mitte und deshalb war es schon etwas ungewohnt."

So schnell wie möglich so viel wie möglich lernen..., Foto: DTM
So schnell wie möglich so viel wie möglich lernen..., Foto: DTM

Beispielsweise beim Anfahren der Kurven. "Ich wusste zu Beginn nicht, ob ich auf die Kerbs schauen sollte oder nicht", erinnert er sich. "Aber nach ein paar Runden hatte sich das eingespielt." Der Umstieg vom Formel- auf den Tourenwagen verlief für Lauda also problemlos. Seine Formelkarriere hat der Österreicher aber noch nicht abgehakt. "Ich würde ganz gerne weiter in der A1 Serie fahren", ist er noch unsicher, "da ich dann im Winter viel Erfahrung sammeln kann." Entschieden ist allerdings noch nichts.

Damit spricht Mathias genau seinen wunden Punkt an: Erst mit 21 Jahren stieg er in den Motorsport ein. Ihm fehlt demnach im Vergleich zu seinen Konkurrenten jede Menge Erfahrung am Steuer von Karts und Rennwagen. "Ich habe mein Leben lang vom Vater gehört: Du wirst keinen Motorsport machen, lern etwas Normales, mach Deine Schule zu Ende", denkt er an die Worte seines weltmeisterlichen Vaters Niki zurück. Und auch seine Mutter hoffte immer, dass Mathias "etwas Vernünftiges" lernen würde.

Heute hat sie sich daran gewöhnt, dass ihr Sohn Rennfahrer ist. Die Starts kann sie sich aber immer noch nicht ansehen. "Anfangs war es ein Schock für sie, da sie niemals gedacht hätte, dass ich so spät noch damit anfangen würde."

Vater Niki hat die motorsportlichen Ambitionen bei seinem Sprössling meistens ignoriert. "Er hat gewusst, dass ich gerne schnell Auto fahre", sagt Mathias, "aber er hat es immer schön unterdrückt." Da er bei seiner Mutter aufgewachsen ist, hatte er auch keinerlei Bezug zum Motorsport. Doch dann kam, was kommen musste: "Als ich meinen Führerschein gemacht habe, merkte ich, dass ich gerne schnell Auto fahre. So hat alles angefangen."

Gerade zu Beginn seiner Spätstarter-Karriere war es "schwierig", da sein Vater dagegen war, dass Mathias Rennen fährt. "Er glaubte, dass es zu spät war, um damit anzufangen", so Lauda Junior. "Deswegen sollte ich meinen eigenen Weg gehen und unterstützte er mich nicht." Die ersten beiden Jahre, sah sich Niki alles aus der Ferne an: Wie sein Sohn nach dem ersten geheimen Test über die Formel Nissan, die Formel 3000 und die GP2 schnell nach oben aufstieg und mittlerweile in der DTM gelandet ist. "Jetzt steht er mir auch für einen Rat zur Seite", ist Mathias stolz.

Vater & Sohn: Mathias drehte eine Runde mit Niki Lauda., Foto: Mercedes
Vater & Sohn: Mathias drehte eine Runde mit Niki Lauda., Foto: Mercedes

Seinen ersten Test musste er damals jedoch in geheimer Mission mit seinem Bruder Lukas organisieren. "Wenn ich es damals meinem Vater gesagt hätte, hätte der nur geantwortet: Du hast einen Vogel, es ist viel zu spät dafür." Deshalb sagte Mathias zu seinem Bruder: "Ich möchte einmal mit irgendeinem Rennwagen einen Test bestreiten und wenn es aufgeht, dann wirst du mein Manager und ich fahre." Genau so sollte es kommen.

Für Mathias war sein weltmeisterlicher Name nicht nur ein Vorteil: "Es ist schon eine Last und ich habe mehr Druck dadurch", erklärt er. "Insbesondere da die meisten Leute einfach nicht wissen, dass ich erst so spät angefangen habe. Ich bin mit Abstand der Fahrer mit der geringsten Erfahrung im Feld. Aber das ist mir egal: Ich gehe meinen eigenen Weg und betreibe Motorsport mit dem Herzen. Es macht mir einfach Spaß die Autos zu fahren und an Rennen teilzunehmen."

Eine kleine Hilfe ist für ihn, dass er mit einem zwei Jahre alten Gebrauchtwagen des Jahrgangs 2004 antreten muss. Dadurch erwartet die Öffentlichkeit keine Wunderdinge vom Weltmeistersohn. "Das tut mir gut", sagt er offen und schiebt ehrlich nach: "Das Jahr in der GP2 kam vielleicht zu früh. Deshalb möchte ich in der DTM langsam aufbauen."

Bei seinem fortwährenden Lernprozess kommt ihm möglicherweise zugute, dass er es aus den letzten Jahren gewohnt ist, schnell so viel wie möglich zu lernen. "Es muss alles schnell gehen, da ich nicht so viel Zeit habe, wie sie andere Fahrer hatten", betont er. "Ich muss daran arbeiten und mir alles so schnell wie möglich aneignen."

Seine Zielsetzung ist deshalb bescheiden: "Mein Ziel ist es bester 4er zu werden und im Rennen vielleicht ab und zu einmal einen 5er zu schlagen." Seine Formkurve soll "vom ersten bis zum letzen Rennen nach oben" zeigen und nicht stagnieren. "Ich möchte mich von Rennen zu Rennen steigern, so dass ich vielleicht irgendwann einmal in die Punkte fahren kann."

Mathias Lauda ist also trotz seines kometenhaften Aufstiegs aus dem Nichts bis in die DTM auf dem Boden geblieben. Da stört es ihn auch nicht, dass er "nicht mehr" als seine Mechaniker oder Ingenieure verdient. "Das ist auch fair", sagt er mit Überzeugung. "Man kann nicht einfach in die DTM kommen und gleich ein großes Gehalt verlangen. Man muss sich alles erst mit Leistung verdienen."