Kleinen Rangeleien mit Audi-Pilot Pierre Kaffer, einem Frühstart und der berühmt-berüchtigten weißen Linie am Boxenausgang zum Trotz - seit zehn Tagen ist Gary Paffett mit seinen 24 Jahren als erster britischer Meister auf dem DTM-Olymp angekommen. "Natürlich waren wir nach Istanbul nahe dran - aber wer weiß, was noch alles hätte passieren können. Und als ich dann in Hockenheim durchs Ziel fuhr und wusste, wir haben es geschafft - das war irre!", beschreibt der sonst eher beherrschte Engländer gegenüber motorsport aktuell seine nachtriumphale Gefühlslage.

Auf dem Norisring feierte Paffett ein Saisonhighlight, Foto: Sutton
Auf dem Norisring feierte Paffett ein Saisonhighlight, Foto: Sutton

Doch insbesondere die gelegentlichen Flüchtigkeitsfehler waren es, die den Stein, der Paffett am Ende vom Herzen fiel, um ein beträchtliches Stück wachsen ließen: "Das hätten zwei weitere Siege werden können, und mit denen hätte ich den Titel in Istanbul oder noch früher schon klargemacht. Von daher bin ich erleichtert." Schließlich war es eine - im Gegensatz zum damals in der zweiten Saisonhälfte schwächelnden Vorgänger - über die ganze Saison hinweg konstant überzeugende Mercedes C-Klasse, die Gary Paffett gewissermaßen zum Einfahren der Meisterschaft verdammt hatte. Dennoch bedurfte es auch eigener fahrerischer Fortschritte, um zur diesjährigen Hochform aufzulaufen - insbesondere im Bereich des Qualifyings: "Ich war im Rennen immer ganz gut, weil ich das auch nach wie vor am meisten liebe. Aber auf eine schnelle Runde hatte ich kleine Defizite. Mit Hilfe der Ingenieure habe ich mich da sehr gesteigert."

Einer glanzvollen Saison zum Trotz braucht der junge Familienvater nicht lange nach einer Antwort auf die Frage nach seinem persönlichen Rennhighlight zu suchen. "Eindeutig Norisring. Die Idee des Teams, in der zweiten Gelbphase beide Pflichtstopps binnen zweier Runden zu machen, war sehr mutig und hat uns wieder ins Spiel gebracht", erinnert sich der achtfache Rennsieger, "wobei mir dann die Aufgabe zufiel, vom neunten Platz aus nach vorne zu fahren. Das war meine beste Leistung in dieser Saison."

Mercedes-Altmeister Bernd Schneider gratuliert seinem Nachfolger, Foto: Sutton
Mercedes-Altmeister Bernd Schneider gratuliert seinem Nachfolger, Foto: Sutton

Obgleich wir Gary Paffett bekanntlich wohl nur noch in der kommenden Saison in der DTM sehen werden, bevor der Brite in die Formel 1 umsteigt - seiner aktuellen Motorsportheimat stellt er trotz der Ungewissheit um ihre Zukunft dennoch ein positives Zeugnis aus. "Ich habe nicht das Gefühl, dass in der DTM etwas falsch läuft. Das Problem ist ja, weitere Hesteller zu finden. In anderen Tourenwagenserien hast du eine Basis, du verwenden musst. In der DTM fängst du mit einem weißen Blatt Papier an", schildert Paffett, bricht jedoch zugleich eine Lanze für die DTM: "Der Wettbewerb lässt an Ausgeglichenheit keine Wünsche offen, und das Niveau der Fahrer wird höchstens noch von dem in der Formel 1 überboten."