Zwei Schumachers bei Mercedes: Zu dieser Konstellation kommt es in der Motorsport-Saison 2023 wie schon einmal in der Vergangenheit. Während David Schumacher mit Mercedes-AMG seine zweite Saison in der DTM bestreitet, unterstützt Cousin Mick Schumacher das Formel-1-Team der Silberpfeile als Test- und Ersatzfahrer.

Ein Schumacher-Doppel gab es schon früher bei der Marke mit dem Stern: Davids Vater Ralf Schumacher ging zwischen 2008 und 2012 nach dem Ende seiner Formel-1-Karriere für Mercedes in der DTM an den Start, während Bruder Michael mit den Silberpfeilen von 2010 bis 2012 in die F1 zurückkehrte. Unterschied zu heute: Mick hat nach seinem Aus bei Haas kein Cockpit und muss sich für eine Rückkehr als Stammfahrer empfehlen.

Michael und Ralf Schumacher 2012 beim DTM-Rennen in Hockenheim, Foto: Burkhard Kasan/ADAC
Michael und Ralf Schumacher 2012 beim DTM-Rennen in Hockenheim, Foto: Burkhard Kasan/ADAC

"Schumacher-Familie immer eng mit Mercedes und AMG verbunden"

Dennoch knüpft die neue Schumacher-Mercedes-Konstellation an eine liebgewonnene Tradition im Rennsport an. "Wir sind sehr happy", sagte Christoph Sagemüller, Leiter Mercedes-AMG Motorsport, während einer AMG-Medienrunde auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Die Schumacher-Familie war schon immer eng mit Mercedes und AMG verbunden und ist seit Jahrzehnten Teil der Familie. Es ist sehr schön, die beiden wieder in unseren Autos zu sehen."

Mick Schumacher versucht nach zwei Saisons mit dem US-Rennstall Haas über die 'Ersatzbank' bei Mercedes die Rückkehr in die Formel 1. Renneinsätze sind vorerst nur möglich, falls die Stammfahrer Lewis Hamilton oder George Russell ausfallen sollten. Parallel hat Motoren-Kunde McLaren ein Zugriffsrecht und könnte im Notfall auf Schumacher zurückgreifen, falls Lando Norris oder Rookie Oscar Piastri passen müssen.

Sagemüller, der seit 2021 in der neugeschaffenen Position als Leiter von Mercedes-AMG Motorsport die Engagements der Marke im GT-Kundensport sowie in der Formel 1 noch enger verzahnen soll: "Mick ist sehr erfahren, denn er ist einer der Test- und Entwicklungsfahrer, die schon Formel-1-Rennen gefahren sind. Es ist sehr nützlich für uns, dieses Wissen bei Simulationen nutzen zu können. Ich würde ihn auch sehr gerne einmal im Auto sehen. Wenn nicht bei uns, dann vielleicht bei McLaren."

Mick Schumacher ist 2023 Ersatzfahrer bei Mercedes in der Formel 1, Foto: LAT Images
Mick Schumacher ist 2023 Ersatzfahrer bei Mercedes in der Formel 1, Foto: LAT Images

Vorerst kein Schumacher-Doppel in der DTM

Während Michael (306 Grands Prix) und Ralf Schumacher (180 Grands Prix) von 1997 bis 2006 gemeinsam in der Formel 1 antraten, werden die deutschen Motorsport-Fans in der DTM auf ein Schumacher-Double wohl erst einmal verzichten müssen.

Mick erteilte der Traditionsserie, in der Vater Michael 1990 und 1991 wenig erfolgreiche Mercedes-Gasteinsätze bestritt auf seinem Weg zu sieben Formel-1-Weltmeisterschaften, im vergangenen Jahr eine klare Absage: "Aktuell ist die DTM nicht mehr das, was sie noch in der Vergangenheit war. Sie ist derzeit keine Option für mich."

Feierten gemeinsam auf dem Formel-1-Podium: Michael und Ralf Schumacher, Foto: Sutton
Feierten gemeinsam auf dem Formel-1-Podium: Michael und Ralf Schumacher, Foto: Sutton

Als Mick Schumacher einen DTM-Mercedes fuhr

Mit der DTM kam Mick bislang nur einmal konkret in Berührung, 2018 bei einigen Probe-Runden im Rahmen des Rennwochenendes auf dem Nürburgring. Unter Beobachtung von Cousin David und dem damaligen DTM-Boss Gerhard Berger, der die Aktion eingefädelt hatte, nahm Mick in einem Mercedes-DTM-Renntaxi Platz und drehte einige ungezeitete Runden auf dem abtrocknenden Asphalt.

Am selben Wochenende gewann Schumacher alle drei Rennen der Formel-3-Europameisterschaft auf dem Weg zum späteren Titelgewinn. Dieses Kunststück war vor Mick erst fünf Fahrern in der Geschichte der Formel-3-EM gelungen, darunter Max Verstappen, Lance Stroll und Esteban Ocon. Sein zwei Jahre jüngerer Cousin David ging zu dieser Zeit in der inzwischen eingestellten ADAC Formel 4 an den Start, bevor er 2019 in die Formula Regional aufstieg und erste Rennen in der FIA Formel 3 fuhr.

Mick Schumacher 2018 mit dem DTM-Mercedes, Foto: Hoch Zwei
Mick Schumacher 2018 mit dem DTM-Mercedes, Foto: Hoch Zwei

David Schumacher: Mehr Rennen im GT3-Mercedes

Heute will David Schumacher auf seinen 2022 in der DTM gesammelten Erfahrungen aufbauen. Das Debütjahr in der deutschen Traditionsserie, die auf ein GT3-Reglement setzt, gestaltete sich schwierig für den 21-Jährigen. An der Seite des früheren DTM-Champions Maximilian Götz und AMG-Fahrer Lucas Auer blieb Schumacher punktelos. Dieses Jahr bildet er mit dem Österreicher Auer das Fahrerduo beim Mercedes-AMG Team Winward, während Götz trotz seines Titelgewinns 2021 nicht mehr für die DTM berücksichtigt worden ist.

"Für David war es ein schwieriges erstes Jahr (in der DTM; d. Red.)", bestätigte Sagemüller. "Wir erwarten, dass er mit all seinem gesammelten Wissen stärker zurückkehren wird." Schumacher soll in der Saison 2023 mehr Möglichkeiten erhalten, sich mit dem Mercedes-AMG GT3 weiter vertraut zu machen. Für Schumacher sind neben der DTM ebenso Einsätze in der GT World Challenge geplant.

Während einige GT3-Piloten heutzutage bis zu 25 Rennen pro Saison rund um die Welt bestreiten und meist schon im Januar eines Jahres die ersten Rennen fahren, war Schumacher auf die acht DTM-Wochenenden beschränkt. "Ich habe die GT3-Umgebung vielleicht zu Beginn ein wenig unterschätzt", sagte Vater Ralf im September 2022 zu Motorsport-Magazin.com. "David kam neu dazu und fährt in keiner anderen GT3-Serie. Viele andere Fahrer haben schon einige Rennen bestritten, bevor die DTM-Saison überhaupt angefangen hat."

Erschwerend für David in seinem ersten GT3-Jahr nach dem Umstieg vom Formelsport kam hinzu, dass wegen der global herrschenden Reifenknappheit viele geplante Testmöglichkeiten verloren gingen. "Ich musste letztes Jahr realisieren, dass der Umstieg vom Formelauto in den GT-Rennwagen noch schwieriger war, als ich ihn mir anfangs vorgestellt hatte", sagte David bei der diesjährigen Teampräsentation. "Das betrifft sowohl den Fahrstil als auch das Verhalten im Zweikampf während des Rennens. Ich musste hin und wieder Lehrgeld zahlen, habe dabei aber auch sehr viel gelernt."

Ralf Schumacher und Sohn David bei der DTM, Foto: DTM
Ralf Schumacher und Sohn David bei der DTM, Foto: DTM

David Schumacher zeigt "hoffnungsvolle Frühform"

In dieser Woche saß Schumacher im französischen Paul Ricard bei Testfahrten der GT World Challenge bereits am Steuer eines Mercedes-AMG GT3. "Er hat eine hoffnungsvolle Frühform gezeigt", sagte Stefan Wendl, Leiter des Kundensportprogrammes von Mercedes-AMG. "Ich erwarte, dass er all seine Erfahrungen aus dem vergangenen DTM-Jahr zusammenbringt und stärker zurückkehrt."

Wendl weiter: "Es war für ihn ein schwieriger Start in der neuen GT-Umgebung. Bei Testfahrten zeigte er einen hoffnungsvollen Speed, fuhr dann aber ausschließlich in der DTM. Wir haben auch mit Ralf gesprochen und sie haben mit ihren Sponsoren daran gearbeitet, das zu verbessern: dass er mehr Runden fahren und mehr testen kann."

Dabei kann sicherlich nicht schaden, dass die DTM nach der Übernahme durch den ADAC von Michelin- auf Pirelli-Reifen wechselt. Die Produkte des italienischen Unternehmens kommen auch in der GT World Challenge zum Einsatz. "All das wird David helfen, sich zu verbessern", war Wendl überzeugt. "Er hat Talent und befindet sich in der richtigen Umgebung beim Titelanwärter-Team Winward. Sie verfügen über viel Erfahrung und Referenzdaten. Aus meiner Perspektive wird er stark sein."