Es ist schon jetzt der Save des Jahres in der DTM-Saison 2022: Thomas Preining rettete seinen Porsche 911 im Samstagsrennen spektakulär in der Eau-Rouge-Raidillon-Kurvenkombination und verhinderte Schlimmeres. Die Belohnung holte sich der Porsche-Werksfahrer aus dem Team von Timo Bernhard knapp eine Stunde später mit seinem zweiten Podestplatz in der laufenden Saison ab.

"Ich bin sehr happy, dass ich hier in einem Stück sitze", sagte der Österreicher nach dem Start-Duell gegen Lucas Auer (Winward-Mercedes) in der wohl berühmtesten Kurve der Welt. "Ich hatte schon ein paar Vorfälle in meiner Karriere. Aber hier brauchte ich ein, zwei Runden, um weitermachen zu können. Mein Reifen hatte auch einen ziemlichen Bremsplatten. Das passiert, wenn man mit so viel Speed driftet. Ich konnte es aber gut managen."

Ereignet hatte sich der atemberaubende Vorfall kurz nach dem Start zum elften Rennen der Saison. Hinter dem Pole-Setter und späteren Rennsieger Dennis Olsen (SSR-Porsche) lieferten sich Preining und Auer von den Startplätzen zwei und drei ein hartes Duell auf den ersten Metern. Nach der Senke der Eau Rouge kamen sich die beiden Kontrahenten in der berüchtigten Bergauf-Passage bei hoher Geschwindigkeit gefährlich nahe.

Preining driftete von der Außenseite der Kurve quer über die Strecke bis auf die Kerbs an der Innenbahn und hätte beinahe die Kontrolle über seinen Porsche 911 GT3 R verloren, während Auer das Rennen zunächst auf der zweiten Position fortsetzen konnte. Preining fing seinen 911er im letzten Moment ein, fiel aber bis auf den achten Platz zurück.

"Ich muss mir die Szene erst mal genau anschauen", sagte Preining während der Podest-Pressekonferenz. "Ich wurde ein bisschen zu viel gedrückt und dann ging mir der Platz aus. Zum Glück ging es gut aus. Es ist nie schön, wenn man in Eau Rouge quersteht und 25 Autos hinter sich hat. Ich hatte Glück, dass ich ohne Schaden weiterfahren konnte." In einem von Boxenstopp-Strategien geprägten Rennen kämpfte sich der Norisring-Sieger schließlich hinter Olsen und DTM-Champion Maximilian Götz (Winward-Mercedes) bis auf den dritten Platz zurück.

Das sagt Auer zum Duell mit Preining

Auch zwei Stunden nach dem Rennende beschäftigte der Vorfall Preining noch. "In Eau Rouge hat es bekanntlich schon einige schwere Unfälle gegeben", sagte er zu Motorsport-Magazin.com. Ob sein Rettungsmanöver mehr Können oder Glück gewesen sei? "Definitiv beides. Dazu braucht man Fahrzeugkontrolle. Aber irgendwann hat man es auch nicht mehr in der Hand."

Nach Ansicht des Video-Materials hielt er sich mit Kritik an Duell-Gegner Auer zurück: "Dazu gehören immer zwei. Wir hätten beide zurückstecken können. So etwas muss man aber nicht in der ersten Runde machen."

Auer sagte gegenüber Motorsport-Magazin.com: "Es war eine unglückliche Situation, die beide nicht gebraucht hätten. Insgesamt war es mit dem Reifenschaden ein wirklich bitterer Tag."

Beobachter Götz: "Ein massiver Moment"

Götz war in dieser heiklen Szene auf Platz vier fahrend der erste Beobachter. Der AMG-Fahrer über das Duell zwischen Preining und seinem Winward-Teamkollegen Auer: "Die waren Seite an Seite, Luggi innen und Thomas außen. Keiner von beiden gab auf. Ich dachte, dass es in einem Crash enden würde, weil es nur eine trockene Linie gab. Ich bin schon vom Gas gegangen, als er sich auf der Innenseite drehte. Ein massiver Moment, der zum Glück gut ausgegangen ist. Ich dachte schon, dass sich jemand drehen würde, noch bevor es dann geschah."

Während Auer in der Schlussphase des Rennens auf P2 liegend mit einem Reifenschaden und nach einem verpatzten Boxenstopp ausfiel, eroberten Götz und Preining das Podium. Der Werksfahrer in Diensten des KÜS Team Bernhard atmete auf: "Ich war erst mal schockiert und froh, dass nichts passiert ist. Ein chaotischer Start, aber wir sind cool geblieben. Dann habe ich nach und nach Positionen gutgemacht."