An diesem Wochenende startet die DTM mit einer Premiere in die 35. Saison. Erstmals in der Geschichte der populären Rennserie seit 1984 werden Piloten in GT3-Sportwagen um Meisterschaftspunkte kämpfen - ein Novum.

Dass es überhaupt dazu kam, ist vor allem DTM-Chef Gerhard Berger zu verdanken - auch, wenn der frühere Formel-1-Fahrer selbst nicht als 'Retter der DTM' gelten will und stattdessen auf seine Mannschaft verweist. Fakt ist aber: Berger als Aushängeschild stand nach dem Rückzug der Hersteller Audi und BMW aus der DTM zum Ende der letztjährigen Saison vor einer riesengroßen Herausforderung.

Für den Österreicher gab es nur einen einzigen realistischen Weg, die DTM über das Jahr 2020 zu retten: Ein neues, kostengünstigeres Technisches Reglement und leistungsstarke GT-Sportwagen, die in vielen GT3-Rennserien weltweit mit einem Dutzend Hersteller und Marken sowie bemerkenswerten Starterfeldern aufwarten.

Drei Tage vor Weihnachten 2020 hatte der Serienchef, der nach dem DTM-Ausstieg von Audi und BMW die alleinige Verantwortung für die Plattform übernommen hat, einen persönlichen Wunsch für das Fest geäußert, den zum damaligen Zeitpunkt viele Experten und Szenekenner für utopisch hielten.

"Für 2021 ist mein großes Ziel, bis zu 20 Fahrzeuge mit mindestens fünf unterschiedlichen Marken am Start zu haben. Dazu Top-Fahrer, eine funktionierende Balance of Performance sowie ein Meisterschaftskampf bis zum letzten Rennen, so dass die Fans bei der DTM wieder auf ihre vollen Kosten an der Strecke kommen", wünschte sich der 61-Jährige.

Im an diesem Freitag erscheinenden Interview mit Motorsport Magazin.com auf den Weihnachtswunsch angesprochen, meint Berger bescheiden: "Ich habe es nicht ganz geschafft, denn in Monza stehen 'nur' 19 Autos am Start. Dafür haben wir eine Marke mehr und das gleicht es wieder aus."

Kritiker in Medien werfen dem zehnmaligen Grand-Prix-Sieger dagegen vor, er hätte wegen der angeblich zur Verfügung stehenden Vielzahl an Marken, Piloten und Teams nicht genug aus dem Vollen geschöpft. Diese Meinung geht aber weit an der Realität vorbei, denn viele angebliche Insider hatten die DTM schon für tot erklärt, bevor Berger und sein Team überhaupt mit der Arbeit und dieser Herausforderung begonnen hatten.

Fakt ist, die DTM ist ohne Hersteller, stattdessen aber mit professionellen Kundenteams besser aufgestellt als in vielen Jahren zuvor! Nimmt man noch die Teilnehmer hinzu, die nicht bei allen Rennen an den Start gehen, steigt das von Berger anvisierte Teilnehmerfeld sogar auf bis zu 22 Piloten an.

Mehr Marken (Alfa Romeo, BMW, Ford, Mercedes-Benz, Opel, Rover, Toyota, Volkswagen und Volvo) sowie Piloten (52!) gab es zuletzt vor mehr als 30 Jahren (1987) und zudem in den Jahren 2014 und 2015 (jeweils 23). Diese Zahl wird in diesem Jahr mindestens erreicht, wenn nicht sogar übertroffen, weil sich die DTM-Fans auf Gaststarter wie den früheren Audi-Werks- und DTM-Fahrer Hubert Haupt freuen können.

Totgesagte leben eben doch länger, und die DTM blickt zunächst einmal in eine hoffungsvolle Zukunft. Hoffentlich wird auch unserer Industrie der unermessliche Wert der DTM für Motorsport-Deutschland noch mehr - und wieder - bewusst!