Die Abendstunden eines turbulenten Rennsonntags sind längst angebrochen, die Live-Zuschauer wieder zu Hause oder auf der Heimreise, es ist ruhig geworden im Fahrerlager, die DTM bricht ihre Zelte ab. Es ist 19.55 Uhr, als die DTM-Welt den offiziellen Sieger des bereits fünf Stunden zurückliegenden Rennens auf dem EuroSpeedway Lausitz kennen lernt: Er heißt Mattias Ekström und hat sich in seinem Audi A4 mehr als respektabel geschlagen. Die oberste Stufe des Siegerpodests schien allerdings zunächst Gary Paffett zu gehören - wären da nicht einige kleine, aber folgenschwere Fehler gewesen...

Bereits im turbulenten Qualifying war der Grundstein für einen ebenso turbulenten Rennsonntag gelegt worden. Während Klaus Ludwig bereits einen "See die Straße hinunterlaufen" sah, barg das Regenwetter in der Tat Pokerpotenzial, das die Titelkontrahenten Christijan Albers und Mattias Ekström am besten ausschöpften und sich Plätze in Startreihe eins reservierten. Mit Peter Dumbreck, Timo Scheider, Manuel Reuter und Marcel Fässler hatten gleich vier Opel-Piloten die Super Pole erobert. Für Gary Paffett endete das Wetter-Roulette hingegen mit Rang sieben eher enttäuschend.

Opel blieb auch diesmal nicht vom Kollisionspech verschont, Foto: Sutton
Opel blieb auch diesmal nicht vom Kollisionspech verschont, Foto: Sutton

Eine Enttäuschung, die nach dem Start, dessen Berührungen mit Heinz-Harald Frentzen, Peter Dumbreck und Timo Scheider gleich drei Opel-Piloten in Mitleidenschaft gezogen hatten, bereits in Runde zwei weichen und stattdessen auf seinen niederländischen Kollegen übergehen sollte: Nachdem sich Mattias Ekström bereits in der ersten Kurve souverän an Pole-Setter Albers vorbeigeschoben hatte, wurde dieser in Runde zwei auf Platz drei durchgereicht - von Seiten Gary Paffetts, der eine fulminante erste Runde in den Asphalt gebrannt hatte.Und so musste sich auch der lange Zeit führende Mattias Ekström schließlich den Angriffen des jungen Briten stellen, denen er letztlich nicht gewachsen war: Machtlos gegen den Topspeedvorteil der Mercedes auf den langen Highspeedpassagen, auf Grund dessen Audi ohnehin nicht als Sieganwärter gehandelt worden war, musste der Schwede die schwarze C-Klasse in Runde 21 passieren lassen - deren Sieg sogleich scheinbar nicht mehr gefährdet war.

Stattdessen kam Ekström erneut in Bedrängnis, hatte doch Albers nach dem misslungenen Start noch eine Rechnung offen. Jegliche Versuche des Vizemeisters am Ende der Start-/Zielgeraden, ebenso wie Paffett den allzu deutlich sichtbaren Topspeedvorteil der Mercedes in ein Überholmanöver schlugen allerdings fehl: Mattias Ekström ging aus dem hochklassigen wie spektakulären Zweikampf als Sieger hervor. Erst später stellte sich heraus, dass die beiden Jungen Wilden damit das Duell um den Sieg ausgetragen hatten. Auch von einem Podestplatz Bernd Schneiders wusste noch niemand; der vierfache DTM-Meister hatte von einem fünften Startplatz aus ein unauffälliges Rennen bestritten und zunächst Endrang vier eingenommen, während Opel trotz der Startquerelen mit Laurent Aiello auf Platz fünf, Marcel Fässler auf Position acht und Manuel Reuter auf Rang neun immerhin noch drei Fahrzeuge in die Top Ten gebracht hatte.

Für Ekström waren es trotz allem keine leicht verdienten 10 Punkte, Foto: Sutton
Für Ekström waren es trotz allem keine leicht verdienten 10 Punkte, Foto: Sutton

Woraus für Opel wenige Stunden später stolze drei Autos in den Punkten werden sollten: Reuter rutschte auf den letzten Punkterang; auch Fässler, Emanuele Pirro im Joest-Audi, Jean Alesi, Laurent Aiello, Bernd Schneider und Christijan Albers durften sich je eines gewonnenen Ranges erfreuen - allen voran Mattias Ekström, der allen Prognosen zum Trotz den zweiten Audi-Saisonsieg eingefahren hatte. Bereits Monate vor Einführung der Platzierungsgewichte stand ein enttäuschendes Wochenende des vermeintlichen Sieger Gary Paffetts im Zeichen des Gewichts: Allzu überschwänglich war der Brite auf das Siegerpodest geeilt, ohne sich pflichtgemäß vorher wiegen zu lassen.

Für die Disqualifikation Ausschlag gebend war jedoch insbesondere ein weiterer Regelverstoß: Die C-Klasse hatte während der Auslaufrunde den Dienst quittiert; der Benz war vor Millionenpublikum - ausgerechnet von einem BMW - am Abschleppseil ins Parc fermé gezogen worden. Die Ursache blieb den Sportkommissaren nicht lange verborgen: Benzinmangel. Nur gut ein Fünftel der zur Untersuchung von Benzinproben benötigten Restmenge von 1,5 Litern war aus paffettschen Tank herauszuquetschen - womit der Brite am Ende womöglich untergewichtet unterwegs war. Am Ekström-Triumph vermochte da auch die Mercedes-Berufung nichts mehr zu ändern...