Keine Zuschauer, weniger Rahmenrennserien, Reiserestriktionen und nur das Rumpfpersonal vor Ort: Die anhaltende Corona-Krise hat kurzfristige und umfangreiche Auswirkungen auf das Rennwochenende der DTM in Zolder (09.-11. Oktober 2020). Belgien gilt seit vergangener Woche als Risikogebiet, die Zahl der Neuinfektionen liegt bei über 50 Fällen pro 100.000 Einwohner auf sieben Tage.

Doppelt bitter für die DTM: In Zolder trägt die Tourenwagenserie an diesem sowie am drauffolgenden Wochenende zwei Veranstaltungen aus. Eine Verlegung oder Absage wurde Ende letzter Woche zwischen den Herstellern und der DTM-Dachorganisation ITR diskutiert. Soweit kam es nicht, alle neun Rennwochenenden sollen über die Bühne gehen, doch das ausgearbeitete Infektionsschutzkonzept der DTM musste deutlich nachgeschärft werden.

Eigentlich sollten pro Renntag 800 Zuschauer für den Circuit Zolder zugelassen werden, doch der Ticketverkauf musste kurzerhand gestoppt werden. "Zolder wird keine gewohnte DTM-Veranstaltung", sagt ITR-Geschäftsführer Marcel Mohaupt. "Aufgrund der jüngsten Entwicklungen der Infektionszahlen haben wir in enger Abstimmung mit dem lokalen Veranstalter entschieden, die Rennen, anders als vorgesehen, ohne Zuschauer auszutragen."

Rahmenprogramm eingedampft

Gleichzeitig fallen zwei der drei geplanten Rahmenrennserien aus. Die beliebten Tourenwagen Classics und das GTC-Race mussten absagen, übrig bleibt nur der Porsche Carrera Cup Benelux.

Tourenwagen Classics-Organisator Ralph Bahr bei Motorsport-Magazin.com: "Die Akteure der Tourenwagen Classics sind vornehmlich ambitionierte Amateurfahrer, die sich das Cockpit ihres ex DTM Tourenwagens mit dessen ehemaligen DTM Piloten teilen. So wie die Autos, sind teilweise die Fahrer selbst fortgeschrittenen Alters und gehören nicht selten zur sogenannten Risikogruppe. Wir bedauern sehr, dass wir in Zolder im Rahmen der DTM unseren Finallauf nicht abhalten können."

Neue GT3-Autos: Wie sieht die Zukunft der DTM aus?: (11:58 Min.)

Sat.1 kommentiert aus München

Audi, BMW, die ITR und TV-Partner Sat.1 sind nur mit dem nötigsten Personal vor Ort, es gilt das Prinzip des sogenannten 'Business Essential'. Journalisten sind nicht zugelassen. Aus dem bekannten Sat.1-Team ist diesmal nur Reporter Matthias Killing an der Strecke. Eddie Mielke und Martin Tomczyk als Experte kommentieren die beiden Rennen aus dem Studio in Unterföhring bei München.

Vergangene Woche teilte das Gesundheitsinstitut Sciensano in Belgien mit, dass die Schwelle von 10.000 Corona-Todesfällen überschritten worden sei. Mit seinen 11,5 Millionen Einwohnern zählt das an Deutschland angrenzende Land zu den am schwersten betroffenen in Europa.

Kein Risiko bei Ein- und Ausreisen

Was genau die aktuellen und sich häufig ändernden Reisebestimmungen für die Rennfahrer bedeuten, ist noch nicht ganz klar. Voraussichtlich werden sie zwischen den beiden Zolder-Rennwochenenden in Belgien bleiben. DTM-Rookie Harrison Newey: "Ich bleibe hier, in Großbritannien verschlechtert sich die Situation. Ich möchte lieber nicht riskieren, nach Hause zu reisen."

Nach Angaben des Belgischen Außenministeriums müssen sich etwa Personen, die aus Österreich oder Frankreich einreisen, in Quarantäne begeben. Für die Einreise aus Deutschland besteht aktuell keine Quarantäne-Pflicht.

Für einige Fahrer könnte es ein längerer Aufenthalt in Belgien werden. Im Anschluss an den zweiten Lauf in Zolder steht das 24-Stunden-Rennen in Spa-Francorchamps an. Die Audi-Fahrer Rene Rast, Nico Müller, Robin Frijns und BMW-Pilot Philipp Eng sind für den Start eingeplant. "Ich erwarte keine Probleme", sagte der Österreicher Eng an diesem Freitagmittag. "Die DTM macht einen guten Job, um sicherzustellen, dass alle gesund sind und bleiben."

Hockenheim-Finale gesichert

Die Corona-Tristesse im Fahrerlager bleibt bestehen. Nur in Assen und bei den Rennen auf dem Nürburgring durften überhaupt Zuschauer auf die Tribünen. Wie es beim Saisonfinale auf dem Hockenheimring aussieht, steht noch nicht fest. Auf der Webseite der Rennstrecke ist der DTM-Termin vom 06. bis 08. November 2020 mit dem Hinweis "Vorbehaltlich Bestätigung" gekennzeichnet. Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com ist die Austragung auf der badischen Traditionsstrecke - mit oder ohne Fans - inzwischen gesichert.

Philipp Eng schilderte in Zolder seine Corona-Eindrücke: "Die Stimmung im Fahrerlager ist ziemlich traurig. Der schlimmste Moment ist die Startaufstellung. Ich erinnere mich an das Grid auf dem Lausitzring, alles war ruhig, ein trauriger Moment. Früher konntest du da nicht mal richtig mit deinem Ingenieur sprechen, weil es so laut war. Jetzt haben wir nur leere Plätze, aber wir alle müssen damit klarkommen."