Vom blödesten Fehler seiner Karriere übers Kiesbett und Startplatz 14 bis auf den vierten Rang: Timo Glock erlebte beim Samstagsrennen der DTM auf dem Lausitzring eine echte Achterbahn der Gefühle. Wer hätte schon denken können, dass der frühere Formel-1-Fahrer nach einem dicken Patzer im Qualifying den Tag als bestplatzierter BMW-Fahrer beenden würde?

Bei der morgendlichen Zeitenjagd unter regnerischen Bedingungen versenkte Glock seinen BMW M4 früh im Kiesbett. Weil er sich aus eigener Kraft nicht befreien konnte, musste die Rennleitung mit roten Flaggen unterbrechen, damit der Bolide abgeschleppt werden konnte. Qualifying gelaufen, letzter Platz für Glock.

Glock: Der blödeste Fehler

"Der Fehler heute Morgen war der blödeste, den ich je gemacht habe", redete Glock nicht um den heißen Brei. "In der dritten Runde darf man bei solchen Wetterverhältnissen das Auto nicht parken. Ich war kurz unaufmerksam, habe die Kontrolle verloren und einen Fehler gemacht."

Mit viel Wut im Bauch und wegen Strafen für andere Fahrer zwei geschenkten Startplätzen ging es rasant los für den ältesten Fahrer im Starterfeld. In der ersten Runde verbesserte sich Glock um vier Positionen und fuhr bis zur zehnten Runde auf der zehnten Position.

Als einer der ersten Fahrer entschied er sich in der 11. Runde für den Wechsel von Regen- auf Slickreifen. Die Strategie ging auf, da zahlreiche andere Fahrer ihr Pflichtboxenstopps ein bis drei Runden später einlegten bei stetig abtrocknenden Bedingungen.

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Glock: Alles riskieren was geht

Glock: "Ich habe gesehen, dass ein Audi in die Box abgebogen ist und entschieden, dass ich alles riskiere, was geht. Erst dachte ich, dass ich schon wieder verwachst hätte, weil gar nichts ging. Dann kamen die Reifen aber auf Temperatur und ich konnte sie lange im richtigen Fenster halten."

Durch die Boxenstopp-Phase wurde Glock innerhalb weniger Runden vom zwischenzeitlich elften bis auf den siebten Platz nach vorne gespült. In Runde 17 setzte er sich ambitioniert gegen Audi-Pilot Mike Rockenfeller durch - "Das Überholmanöver war hart, musste aber sein. Ich musste vorbei und habe die Chance genutzt" - und fuhr eine ganze Weile hinter dem Meisterschaftsführenden Nico Müller.

Gegen den schnellen Audi-Piloten aus der Schweiz konnte Glock nichts ausrichten, dafür aber gegen die BMW-Markenkollegen Philipp Eng und Marco Wittmann. Fünf Runden vor dem Zieleinlauf übernahm Glock die vierte Position vom zweifachen DTM-Champion. Am Ende überquerte er die Zielflagge mit rund 2,5 Sekunden Rückstand auf den Drittplatzierten Robin Frijns.

Eng verständnislos: Das war nix

"Das Rennen hätte in meinen Augen noch zwei Runden länger gehen können, dann hätte ich vielleicht Robin noch einholen können. Am Ende bin ich mit Platz vier aber happy", sagte Glock. "Wir müssen überlegen, was wir hätten ausrichten können, hätten wir weiter vorne gestanden. Aber hätte, wäre, wenn gibt es nicht. Wir haben gute Punkte geholt, und das war wichtig."

Freude bei Glock, Fassungslosigkeit bei Eng: der Österreicher fuhr nach einem wahren Raketenstart zwischenzeitlich auf dem dritten Platz, konnte in der Folge aber nicht mithalten. "Das war nix", meinte er nach Platz acht. "Klar ist die Enttäuschung groß, wenn du am Führenden dran bist und um den Sieg kämpfst, dann aber so nach hinten gereicht wirst, dafür fehlt mir jegliches Verständnis. Ich hatte nach zehn Runden keine Hinterreifen mehr."

Glock feierte unterdessen mit dem vierten Platz sein bestes Ergebnis in einer Saison, in der BMW aus eigener Kraft nicht siegfähig ist. Nur zwei der insgesamt 15 Podestplätze gingen auf das Konto der Münchner. Glock erreichte in vier von fünf Rennen die Punkte und qualifizierte sich dreimal in den Top-8. In der Meisterschaft belegt er mit 34 Punkten den siebten Platz als zweitbester BMW-Pilot hinter Wittmann (P5, 38 Punkte).