Auch wenn Mattias Ekström mit seinen 27 Jahren noch zu den Youngstern in der DTM zählt, eines weiß der amtierende Champion genau: "Es ist schwieriger, einen Titel zu verteidigen, als ihn zum ersten Mal zu gewinnen." Wie schwer, das erfährt der Schwede in dieser vielleicht spannendsten Saison der DTM an jedem Rennwochenende: Tausendstel-Abständen im Zeittraining folgen ebenso enge Rennen am Sonntag. Nur wenige Punkte trennen die Jäger auf den Titel, die Führung wechselt ständig. Dagegen war der Triumph von Ekström im Vorjahr fast ein Durchmarsch:

Bereits in Brünn, beim vorletzten Saisonlauf, löste Ekström 2004 Rekordmeister Bernd Schneider ab und sicherte Audi gleich im ersten Jahr des werksseitigen DTM-Comebacks die Meisterschaft. Seit der Saison 2001 startet Mattias Ekström im Zeichen der vier Ringe – erst für das Audi Kundenteam Abt Sportsline und seit dem vergangenen Jahr als offizieller Audi Werksfahrer im Audi Sport Team Abt Sportsline. Vieles um ihn herum hat sich seit seinen ersten Metern in der DTM verändert – der Blondschopf aus dem etwas verträumten Ort Krylbo in der Mitte Schwedens nicht. Noch immer reisen Vater Bengt und Mutter Agneta fast zu jedem Rennen, um ihren Sohn in Wohnmobil zu bekochen und ihm ein Stück Zuhause zu geben. Morgens wird Haferschleim serviert – fast unpassend zum sonst so coolen Image. Ekströms Erklärung ist simpel: "Es ist genau das Richtige und gibt jede Menge Kraft – auch wenn viele darüber lachen."

Ekström bei der Verteidigung seines Titels, Foto: Sutton
Ekström bei der Verteidigung seines Titels, Foto: Sutton

Überhaupt will der Schwedische Tourenwagen-Meister von 1999, der seine Karriere im Kart begann und dann direkt über einen Markenpokal in die "großen" Tourenwagen aufstieg, nicht so recht ins typische Rennfahrer-Klischee passen. Ein Sportwagen? Partys bis ins Morgengrauen? Eine Wohnung im Steuerparadies Monaco? Das alles entlockt Ekström nur ein verschmitztes Lächeln. Viel zu schade die Zeit für durchzechte Nächte. Und viel zu sehr genießt er die Ruhe in Krylbo. Sein gemütliches Zuhause in einem gelb-weißen Reihenhaus liegt nur wenige Meter vom Fluss Dala entfernt – Jetski-Touren, Angeln oder einfach nur einige Stunden am Ufer, fernab von Fahrwerksabstimmungen, Sektorzeiten oder technischen Meetings.

Alleine ist Ekström bei seiner Freizeit in der Heimat selten. Schon fast acht Jahre hat er mit Tina Thörner eine Partnerin, mit der er auf ganzer Linie harmoniert: Privat sind die beiden vertraut wie kaum ein anderes Paar. Und auch beim Thema Motorsport hat Ekström in der Rallye-Beifahrerin eine verständnisvolle Gesprächspartnerin gefunden. Wenn es denn zum Reden kommt: Seit gut einem Jahr fordert oft genug Jack Russel-Terrier Moss, benannt nach der Motorsport-Legende Stirling Moss, und neuerdings auch dessen kleine Schwester Lou ihr Recht auf Zuneigung ein und halten das schwedische Traumpaar in jeder Lebenslage auf Trab.

Zu seinen Mechanikern pflegt Ekström ein gutes Verhältnis, Foto: Sutton
Zu seinen Mechanikern pflegt Ekström ein gutes Verhältnis, Foto: Sutton

Relaxen, ausruhen, träumen – an der Rennstrecke findet sich dafür im Tagesablauf des neuen DTM-Champions nur selten Platz. Voll konzentriert, professionell, immer im Thema und mit einem Lösungsansatz in die richtige Richtung – diese Eigenschaften schätzen die, die mit ihm zusammen arbeiten. Und sie bewundern und genießen die Leichtigkeit, Freundlichkeit und Fröhlichkeit, mit der Ekström sich im rauen Fahrwasser der DTM bewegt und die er sich seit seinem ersten Start in einem Audi vor vier Jahren bewahrt hat.

Seinem Mechaniker- und Ingenieursteam, ein Mix aus schwedischen Landsleuten und Deutschen, ist er mehr Freund als Fahrer oder Arbeitskollege. Er hat die Herzen der meist bayerischen Teammitglieder mit seiner Mischung aus erfrischender Herzlichkeit und der Gabe, in jeder Sekunde eines Rennwochenendes Leistungen auf höchstem Niveau bringen zu können, schnell erobert.