Ein verärgerter und enttäuschter Mattias Ekström entsteigt nach dem Rennen seinem Audi A4 und findet sich wenig später auf der linken Stufe des Podiums wieder - während sein Titelkontrahent Gary Paffett vom Zuschauer aus gesehen an seiner rechten Seite steht. Angesichts der Audi-Vorstellungen in den Tests, aber auch im Warm-up bedarf es einiger Erklärungen, wieso die Ingolstädter ihrer Favoritenrolle nicht gerecht wurden...

Das zunächst nahezu katastrophe Abschneiden in der Super Pole schien man in der Anfangsphase des Rennens zunächst noch wettmachen zu können: Während Mattias Ekström sofort zwei Plätze gewann, unter anderem auch gegen Gary Paffett, und sich somit auf Position drei wiederfand, vermochten auch Christian Abt, Frank Stippler und Tom Kristensen ihre Startpositionen ebenfalls zu verbessern. Doch bereits die nächsten Runden verhießen nichts Gutes: Während sich der führende Bernd Schneider bis auf 2,5 Sekunden absetzte und sich auch Heinz-Harald Frentzen den Angriffen Ekströms entziehen konnte, konnte Gary Paffett von Rang vier aus Druck ausüben - allerdings nur vorübergehend:

Mattias Ekström diskutiert den Rennausgang mit Gary Paffett, Foto: Sutton
Mattias Ekström diskutiert den Rennausgang mit Gary Paffett, Foto: Sutton

Bereits in Runde sechs stattete Paffett seiner Mercedes-Mannschaft den ersten Besuch in der Box ab - womit der Grundstein zu Ekströms Niederlage gelegt war. Ähnlich wie der mittlerweile führende Heinz-Harald Frentzen zögerte Ekström seinen Stopp allzu lange hinaus, womit er auf Grund abbauender Reifen letztlich Zeit auf Paffett einbüßte. So konnte es kaum noch überraschen, dass der Titelverteidiger nach seinem ersten Boxenstopp mit einem Respektabstand zu Schneider und Paffett auf die Strecke zurückkehrte - um sich kurz darauf mit einem eher störrischen Markenkollegen Christian Abt ein hartes und teamtaktisch wenig überzeugendes Duell zu liefern.

Zwar versuchte Audi beim zweiten Boxenbesuch, die erfolgreiche Mercedes-Taktik zu kopieren und rief Ekström als ersten der Sieganwärter in die Box. Doch war bereits zu diesem Zeitpunkt zu viel Zeit verloren. Während Tom Kristensen mit einer beschädigten und umherflatternden Frontpartie und Allan McNish mit einer wenig dekorativen Plastiktüte im Audi-Singleframe-Grill zu kämpfen hatten, gewann Gary Paffett erneut das Boxenduell. In der Schlussphase des Rennens gelang es Ekström, wenn auch durch die Folgeschäden der Kollision mit Abt etwas gehandicapt, nicht ansatzweise, den souverän dem vierten Saisonsieg entgegenfahrenden Paffett in Bedrängnis zu bringen.

Ein erfolgloses Rennen für die Joest-Mannschaft, Foto: Sutton
Ein erfolgloses Rennen für die Joest-Mannschaft, Foto: Sutton

Aggressiver erschienen da bereits Tom Kristensen und Martin Tomczyk, die sich nach ihren wenig überzeugenden Qualifying-Vorstellungen auf die Plätze fünf und sechs gekämpft hatten. In der letzten Kurve gelang es Kristensen nach einer kampfstarken Leistung, immerhin noch Rang vier von Marcel Fässler zu erobern. Mit großen Hoffnungen gestartet gingen die Joest-Piloten vollends leer aus - wenn auch durch Frank Stipplers Kollision mit Laurent Aiello nicht gänzlich selbst verschuldet.

Und so war es nicht nur die Taktik sowie eine eher schwache Qualifying-Leistung, die Mattias Ekström den Weg zum dritten Saisonsieg verbaute. Angesichts der Leistungen bei Opel und Mercedes schien sich erneut anzudeuten, dass die Konkurrenz beim Erarbeiten des Set-ups seit den freitäglichen Tests die größeren Fortschritte gemacht hatte als die Ingolstädter. Und obwohl so Einiges an unbestrittenem Potenzial ungenutzt blieb und Mattias Ekström die Führung in der Fahrerwertung wieder an Paffett abgeben musste, blieb den Ingolstädtern zumindest ein kleiner Triumph: Wie fast schon gewohnt war Audi die nach Punkten erfolgreichste Marke - womit man nicht nur in der Teamwertung einen Punkt vom H.W.A.-Vorsprung abknabbern, sondern auch die Führung in der Markenwertung um weitere drei weitere Zähler ausbauen konnte. Ob Dr. Wolfgang Ullrich dies als Geburtstagsgeschenk reicht, ist allerdings eher fraglich.