An diesem Donnerstag war es soweit: Robert Kubica drehte beim Young Driver Test im südspanischen Jerez seine ersten Runden im BMW M4 DTM. Der Pole sucht nach seinem Abschied aus der Formel 1 nach einer Saison bei Williams eine neue sportliche Herausforderung. Auch die Testfahrten auf dem Circuito de Jerez sollen zutage fördern, was Kubica in einem aktuellen DTM-Auto leisten kann.

"Es ist lange her, dass ich zuletzt in einem Rennwagen mit Dach gesessen bin, auch wenn ein DTM-Auto eher ein Formel-Fahrzeug mit Dach ist", sagte Kubica, der vor fünf Tagen seinen 35. Geburtstag gefeiert hat. "Wie jedes Auto hat es seine eigenen Charakteristika und fühlt sich anders an. Aber ich habe mich auf Anhieb wohlgefühlt, und es hat mir Spaß gemacht. Schon in den ersten Runden hatte ich in diesem Auto ein gutes Gefühl, und das ist immer gut."

Kubica legte am Donnerstag insgesamt 128 Runden zurück. BMW-Markenkollege Marco Wittmann kam auf 130 Umläufe. Rundenzeiten veröffentlichen die Hersteller bei den Young Driver Tests traditionell nicht. Kubica soll dem Vernehmen nach aber auf Anhieb schnell unterwegs und auf Augenhöhe mit den anderen Fahrern gewesen sein. Technische Schwierigkeiten gab es nicht zu verzeichnen.

Robert Kubica bei seinem ersten DTM-Test für BMW, Foto: BMW Motorsport
Robert Kubica bei seinem ersten DTM-Test für BMW, Foto: BMW Motorsport

Nach der BMW-Premiere am Donnerstag erhält Kubica am Freitag eine weitere Einsatzmöglichkeit im rund 600 PS starken Turbo-Tourenwagen des Autobauers aus München. An seiner Seite fährt der Österreicher Philipp Eng.

Kubica weiter: "Man ist immer gespannt, welche Eindrücke man haben und wie wohl man sich im Auto hinsichtlich des Feelings und der Reaktionen des Fahrzeugs fühlt. Es ist natürlich etwas ganz anderes als das, was ich aus den vergangenen Jahren gewohnt bin. Aber ich denke, dass es bisher ein produktiver Tag war und für mich eine gute Gelegenheit, ein bisschen herauszufinden, was in dieser für mich neuen Kategorie die Schlüsselfaktoren sind."

Kubica: Test mit angepasstem Lenkrad

Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com verwendete Kubica beim Test ein auf seine Bedürfnisse angepasstes Lenkrad. Seit seinem schweren Rallye-Unfall 2011 ist die Bewegungsfähigkeit am rechten Arm des 97-fachen Grand-Prix-Starters beeinträchtigt.

BMW-Ingenieure passten das beim DTM-Test verwendete Lenkrad entsprechend an, sodass Kubica mit Schaltwippen ausschließlich auf der linken Seite die Gänge sowohl hoch- als auch runterschalten kann. Das ist vor allem bei starken Lenkeinschlägen hilfreich. Üblicherweise schalten Fahrer in der DTM mit einer Wippe auf der rechten Lenkradseite in den nächsthöheren Gang, auf der linken in den nächstniedrigeren.

Kubica schaltet im BMW M4 ausschließlich mit der linken Hand, Foto: BMW Motorsport
Kubica schaltet im BMW M4 ausschließlich mit der linken Hand, Foto: BMW Motorsport

Schon beim Simulator-Test am Mittwoch vergangener Woche drehte Kubica mit einem angepassten Lenkrad seine virtuellen Runden. In Jerez wurde durch die Verlegung der Schalteinheit auf die linke Seite das Element rechts entfernt. Auch ein paar Knöpfe wurden entsprechend nach Kubicas Wünschen auf dem Lenkrad verlegt. Die Grundanordnung blieb dabei gleich, es handelte sich lediglich um die unterschiedlichen Funktionen.

In der Formel 1 schaltete Kubica ebenfalls die Gänge mit der linken Hand durch. Zudem wurden die relevantesten Knöpfe auf die linke Seite des Lenkrads verlegt, um ihm die Arbeit im Cockpit zu erleichtern. Kubica musste eine ganze Weile warten, bis ihm Williams ein Lenkrad komplett nach seinen Vorstellungen liefern konnte. Erst nach der Sommerpause bekam er das Volant-Update.

Kubica: Nächstes BMW-Kapitel wäre schöne Geschichte

An diesem Freitag steht für Kubica, der von 2006 bis 2009 für BMW Sauber neun Podiumsplatzierungen und einen Sieg erzielte, der zweite und letzte Testtag in diesem Jahr bevor.

Ob er tatsächlich in die DTM einsteigt, steht offiziell noch nicht fest. BMW hat seinen Fahrerkader für die Saison 2020 noch nicht bekanntgegeben, vermutlich auch wegen Kubica. Dessen Vertrag bei Williams läuft bis zum 31. Dezember 2019. Voraussichtlich wird es erst nach Ablauf konkrete Neuigkeiten über seine Zukunft im Motorsport geben.

BMW Motorsport Direktor Jens Marquardt zu Motorsport-Magazin.com: "Er war mit BMW schon einmal extrem erfolgreich unterwegs. Es wäre eine schöne Geschichte, da noch ein Kapitel hinzuzufügen. Aber soweit wollen wir noch nicht schauen. Jetzt machen wir den Test in Jerez, dann sehen wir weiter."

DTM Young Driver Test 2019: Video-Highlights zu Tag 2 in Jerez (05:13 Min.)