"Ich lasse mir noch was einfallen, wahrscheinlich läuft es auf Kerker hinaus", antwortete Mercedes-Motorsportchef in der Pressekonferenz scherzhaft auf die Frage, wie er nach dem Rennen mit Gary Paffett verfahre. Der britische Meisterschaftsanwärter hatte seinen sicheren Sieg verspielt, indem er nach dem zweiten Boxenstopp die weiße Linie am Boxenausgang überfahren hatte und eine Durchfahrtsstrafe erhielt. "Er selbst ärgert sich sicher am meisten. Der Gary braucht keinen Rüffel heute", stattdessen gelte es nun, Paffett nach dem folgenschweren Fehler aufzubauen, äußerte Haug abseits der humoristischen Einlagen.

Mit drei Fahrzeugen in den ersten beiden Startreihen hatten die Stuttgarter beste Erfolgsaussichten; auch im Rennen überraschte Mercedes mit einem Speed, der sich vor der Ingolstädter Konkurrenz nicht zu verstecken brauchte. So setzte sich Paffett insbesondere in der Anfangsphase deutlich ab und distanzierte so auch den hinter Mika Häkkinen drittplatzierten Mattias Ekström, der sich wiederum rundenlang dem drängelnden Bernd Schneider stellen musste.

Nachdem Bernd Schneider die gegen Ekström beim ersten Boxenstopp gewonnene Position auf der Strecke wieder verloren hatte, sah Mika Häkkinen den herannahenden blauen Audi im Rückspiegel, unterlag im skandinavischen Duell allerdings erst in Folge der zweiten Boxenstopps. Beim Versuch, den dritten Rang zurückzugewinnen, schoss der Finne vor der Mercedes-Tribüne im wahrsten Sinne des Wortes über das Ziel hinaus und landete prompt in der Auslaufzone - womit er auch den bis dahin fünftplatzierten Tom Kristensen ziehen lassen musste.

Summiert mit der paffettschen weißen Linie war so der Weg frei für den Audi-Doppelsieg. Eine überzeugende Mannschaftsleistung bot Mercedes dennoch. Neben Gary Paffett, nach einem kurzen und schmerzlosen Duell mit Häkkinen Dritter, sowie seinem finnischen Kollegen schafften es Bernd Schneider, Jean Alesi und Jamie Green mit unauffälligen Vorstellungen auf die Ränge fünf, sieben und acht. Die gewohnt souveräne, allerdings infolge der Trainingssresultate dennoch unerwartete Performance der C-Klasse veranlasste Norbert Haug zum Urteil: "Ich war sehr zufrieden mit unserem Speed, mit unseren Boxenstopps und mit unserer Strategie."

Auch der neue Meisterschaftszweite Paffett befand, dass "unser Auto sehr konstant ist". Und so ist das Verbesserungspotenzial eher auf fahrerischer Seite zu sehen - was ein Fahrer vom Format eines Gary Paffett auch ohne Kerkerstrafe einsehen wird...