Die Kulisse des Qualifyings zum Saisonhighlight und Audi-Heimspiel auf dem Norisring präsentierte sich ganz nach den Vorstellungen der DTM-Verantwortlichen: Bestens besetzte Tribünen, strahlender Sonnenschein und ab und an im Rummel der Fans, Fahrer und Fahrzeuge auftauchende Motorsportlegenden, die auf ihren großen Auftritt beim "Rennen der Legenden" warteten. Was wäre da unpassender gewesen als ein haushoher Triumph der haushohen Favoriten?

Stattdessen sorgte insbesondere einer für die Sensation, derer die DTM gerade an einem solchen Tag bedarf: Das dänische Dynamit, auch bekannt als Tom Kristensen, siebenfacher Le-Mans-Sieger und Audi-A4-Fahrer, sprengte die befürchtete Mercedes-Dominanz. Nach einem dritten Rang beim Qualifying zeigte Tom Kristensen in der Super Pole eine weitere Leistungsexplosion, als er seinen Audi mit neun Tausendsteln Vorsprung denkbar knapp vor der C-Klasse Gary Paffetts platzierte: "Ich freue mich sehr über die Pole Position, denn der Abstand ist wirklich minimal. Ich habe nicht damit gerechnet, hier die Pole zu holen. Der Norisring ist so eng, man muss unglaublich genau fahren."

Kristensen nimmt Glückwünsche von Ekström entgegen, Foto: Sutton
Kristensen nimmt Glückwünsche von Ekström entgegen, Foto: Sutton

Das genaue Fahren gelang Audi-Teamkollege und Titelanwärter Mattias Ekström weniger gut; mit Hilfe eines starken Verbremsers vor der Grundig-Kehre steuerte der amtierende DTM-Meister jedoch immerhin den Rauch zur dänischen Explosion bei und wurde schließlich Fünfter. Trotz der im Vergleich zu seinem schwedischen Konkurrenten guten Ausgangsposition für das Rennen zeigte sich Gary Paffett, dessen Team bei der Abstimmung zu sehr auf Topspeed gesetzt und sich damit im zweiten Sektor einen Rückstand auf Audi eingehandelt hatte, nicht zufrieden: "Es ist immer enttäuschend, nicht auf der Pole zu stehen. Aber so knapp ist wirklich ärgerlich."

Als starke Konkurrenz zum dänischen Dynamit zauberte C-Klasse-Jahreswagenfahrer Bruno Spengler sogleich die kanadische Version aus dem Hut - und deklassierte angesichts eines dritten Ranges seine Jahreswagen-Kollegen von Audi und Mercedes, die nicht über die Ränge 13 bis 19 hinauskamen. Mercedes-Motorsportchef kommentiert voller Enthusiasmus: "Bruno Spengler ist die Überraschung des Wochenendes. Mit einem Vorjahreswagen auf Platz drei zu fahren, ist eine tolle Leistung. Das finde ich toll, auch für das Konzept der DTM." Stolz verweist Spengler auf seine starke Konkurrenz: "Ein tolles Gefühl, vor einem Formel-1-Weltmeister zu stehen und wenn einem Mika Häkkinen gratuliert."

Fässler und Reuter - erneutdie besten Opel-Piloten auf dem Norisring, Foto: Sutton
Fässler und Reuter - erneutdie besten Opel-Piloten auf dem Norisring, Foto: Sutton

Jener Formel-1-Champion hatte sich ebenso wie Audi-Pilot Allan McNish, der Rang zwölf und somit das drittbeste Ergebnis der Ingolstädter einfuhr, offenbar mit dem ihm unbekannten mittlerweile angefreundet und landete auf Rang sieben - einen Startplatz hinter Manuel Reuter: "Wir sind mit der dritten Startreihe zufrieden. Die guten Ergebnisse aus den Trainings konnten wir auch in der Supe Pole umsetzen", gab der 43-jährige Opel-Pilot zu Protokoll. Seine Teamkollegen Marcel Fässler und Heinz-Harald Frentzen kamen allerdings mit den Rängen acht und elf nicht ganz über das Mittelfeld hinaus - woraufhin Opel-Sportchef Volker Strycek betont: "Unsere Bestzeit im ersten Sektor ist nicht unterboten worden. Die Strecke wurde gegen Ende immer besser. Unsere Tests unter Rennbedingungen waren gut, und ich erwarte eine ähnliche Leistung für morgen."

"In der Summe zufrieden" zeigte sich auch gerade angesichts der Spengkraft seines Schützlings Kristensen auch Dr. Wolfgang Ullrich, äußert allerdings, wenn auch wohl unabsichtlich, etwas zweideutig: "Die Strecke ist sehr fahrerabhängig. Wir werden dennoch versuchen, unsere Führung in der Gesamtwertung zu verteidigen" - je nach Interpretationsweise durchaus eine weitere Motivation für seine Piloten, dem dänischen Beispiel nachzueifern...