Die vergangene Saison dürfte nicht nur den drei Protagonisten in recht guter Erinnerung geblieben sein: Der Audi-Pilot Mattias Ekström (26) und das Mercedes-Duo Gary Paffett (24) und Christijan Albers (25) sorgten für einen spektakulären Dreikampf um die Meisterschaft, der letztlich zu Gunsten Ekströms ausging. Anfängerfehler oder eine allzu ungestüme Fahrweise suchte man sowohl bei der schwedischen Audi-Speerspitze als auch beim Briten in der schwarzen Mercedes C-Klasse vergeblich – lediglich Albers überraschte in der zweiten Saisonhälfte mit einer ansteigenden Fehlerquote und wurde somit nur dritter Sieger des rasanten Trios. Gemeinsam fuhren sie acht von zehn zu vergebenden Siegen und 18 von 30 möglichen Podiumsplätzen ein.

Dass sich die Routiniers mit den Nebenrollen begnügen mussten, war angesichts solcher Zahlen zwar unausweichlich. Lediglich der dänische DTM-Neueinsteiger Tom Kristensen (37) und der vierfache DTM-Meister Bernd Schneider (40) vermochten mit je einem Sieg die Ehre der alten Garde halbwegs zu retten. Bestätigt sich der Generationswechsel auch in dieser Saison?

Audi – Vertrauen in Jung und Alt

Das Fahrerquartett (Durchschnittsalter: 28 Jahre) des auch optisch stark veränderten Audi A4 des Jahrgangs 2005 präsentiert sich ausgeglichen; neben dem Youngster-Duo, bestehend aus dem amtierenden DTM-Meister Mattias Ekström und Martin Tomczyk (23), vertraut man in Ingolstadt auch auf zwei Piloten reiferen Alters; neben Tom Kristensen greift erstmals auch Allan McNish (35) in der DTM ins Lenkrad.

Dass der meisterschaftsgekrönte Schwede als Favorit in das markeninterne Rennen geht, erscheint angesichts der letztjährigen Ergebnisse logisch. Der äußerlich so harmlos wirkende, aber nach eigener Aussagen nach dem Motto "Go hard or go home" fahrende Ekström beeindruckte im vergangen Jahr mit einer fahrerisch fast schon als vollkommen zu bezeichnenden Leistung; neben einem hohen Grad an Konstanz, einem hohen Speed in Qualifying und Rennen und dem nötigen Mut, um harte, aber faire Manöver zu fahren, stellte er sich oft als Stärkster der Audi-Piloten heraus.

Doch auch Martin Tomczyk wusste zu überzeugen. Der seit jeher im Qualifying starke junge Rosenheimer machte die Pannenserie von 2003 vergessen, scheiterte nur einmal am Einzug in die Super Pole und fuhr vier Podestplätze heraus, wobei er in Oschersleben nur knapp am ersten DTM-Sieg vorbeifuhr. Eine weiter ansteigende Form Tomczyks sollte nicht überraschend sein.

Ein gutes DTM-Debüt hatte Tom Kristensen 2004 zu verbuchen; am Ende der Saison standen ein Sieg sowie ein vierter Meisterschaftsrang zu Buche. Der sechsfache Sieger der 24 Stunden von Le Mans sollte durchaus in der Lage sein, die beiden Youngsters des Teams stark unter Druck zu setzen.

Angesichts seiner DTM-Unerfahrenheit erscheint es realistisch, dass Allan McNish es zunächst schwer gegen seine Fahrerkollegen des neuen A4 haben dürfte. Bedenkt man, dass der Toyota-F1-Pilot von 2002 in seiner Karriere die Teams und Rennserien so oft wechselte wie kaum ein anderer DTM-Pilot, dürfte es jedoch kaum überraschen, wenn sich der Schotte schnell an sein Arbeitsgerät mit dem prägnanten Kühlergrill gewöhnen und sich zumindest ab und an bedrohlich groß im Ekströmschen Rückspiegel zeigen würde.

Mercedes-Benz – drei Namen mit großer Vergangenheit...

Nachdem der Meisterschaftsdritte des Jahres 2004, Christijan Albers, seine Mercedes C-Klasse gegen einen F1-Boliden von Minardi eingetauscht hat, pilotiert mit dem amtierenden Vizemeister Gary Paffett nur noch ein junger Wilder eine aktuelle C-Klasse. Somit setzt man in Stuttgart-Untertürkheim eher auf Reife und Alter (Durchschnittsalter: 35 Jahre): Neben Bernd Schneider und Jean Alesi (40) gibt der Formel-1-Weltmeister von 1998 und 1999 Mika Häkkinen (36) nach dreijährigem Erziehungsurlaub ein viel beachtetes Motorsportcomeback in der DTM.

Ähnlich wie Mattias Ekström bei Audi nimmt auch Gary Paffett bei Mercedes eine Favoritenrolle im markeninternen Duell gegen seine drei Kollegen ein, die ihm zunächst nur im Alter weit voraus sind. Mit drei gewerteten Siegen landete der Brite in der Siegbilanz auf dem zweiten Platz hinter seinem schwedischen Kollegen und brauchte sich vor diesem auch angesichts der fahrerischen Gesamtleistung kaum zu verstecken – und das, obwohl er erst in der vergangenen Saison von einem CLK-Jahreswagen in eine aktuelle C-Klasse umstieg.

Mit dem schottischen F1-Piloten David Coulthard verbindet Bernd Schneider nicht nur eine gute monegassische Bekanntschaft, sondern auch eine unübersehbare Schwäche im Einzelrunden-Qualifying. Auch wenn in Anbetracht vierer DTM-Titel kein Zweifel daran bestehen sollte, dass der gebürtige Saarländer nach wie vor zu den unangefochtenen Top-Piloten der Serie zählt, bleibt abzuwarten, ob Schneider dieses Problem abzustellen vermag. Ansonsten könnte es wie 2004 dazu führen, dass er ein weiteres Mal gegen seinen jungen britischen Kollegen das Nachsehen hat und sich den Weg in den Titelkampf verbaut.

Jean Alesi sorgte bei seinem Einstieg in die DTM vor drei Jahren für ähnlich viel Furore wie heute sein langjähriger Formel-1-Kollege Häkkinen: Nach einem Podestplatz im ersten Rennen folgte bereits drei Rennen später der erste Sieg. Doch trotz zweier weiterer Siege fehlte es Alesi bislang an der nötigen Konstanz, um ernsthaft in die Vergabe des Titels eingreifen zu können. Ob der temperamentvolle Franzose dies in seiner vierten Saison abzustellen und Gary Paffet in Bedrängnis zu bringen vermag, darf bezweifelt werden.

Schon allein der Name Mika Häkkinen schürt in der DTM große Erwartungen. Und in der Tat sollte es bei dem Finnen nicht an Talent mangeln. Ebenso wie bei allen anderen DTM-Neulingen wird allerdings auch bei ihm eine gewisse Eingewöhnungszeit unvermeidbar sein – hinzu kommt die Tatsache, dass der 20-fache Grand-Prix-Sieger in den vergangenen drei Jahren nicht allzu viele Gelegenheiten nutzte, seine Renn- und Zweikampfpraxis aufzufrischen. Auch bei ihm darf bezweifelt werden, dass er Paffett die Favoritenrolle streitig machen kann.

Opel – eine Abschiedstournee mit fahrerischer Routine

Mit dem durchschnittlich ältesten Fahrerquartett (36 Jahre) bestreitet Opel seine Abschiedssaison: Der auch nicht mehr wirklich als Youngster zu bezeichnende Marcel Fässler (28), Laurent Aiello (35), Heinz-Harald Frentzen (37) und Manuel Reuter (43) pilotieren den Opel Vectra GTS der neuen Generation. Die Rüsselsheimer gaben dem DTM-Senior Reuter gegenüber dem einzigen Youngster des Teams, Timo Scheider, der in der vergangenen Saison nach Punkten am besten abgeschnitten hatte, bei der Besetzung des letzten freien Cockpits den Vorzug.

Nach einer nahezu beängstigenden Pechsträhne zu Beginn der vergangenen Saison gelang es Marcel Fässler, immerhin viermal Punkte zu erobern und sich nach Punkten als zweitstärkster Vectra-Pilot zu etablieren. Insbesondere im Qualifying reichte der Schweizer jedoch nicht an die Leistungen des jüngeren Timo Scheider heran.

Laurent Aiello, der 2002 im Abt-Audi TT-R Meisterschaftsehren errang, fuhr im vergangenen Jahr seiner Form hinterher – die Bilanz der gebeutelten Routiniers vermochte er 2004 in keiner Weise zu verbessern. Zwar reichte es für ihn ebenso wie bei seinem Schweizer Kollegen viermal zu einem Punkterang, doch insbesondere im Qualifying konnte der Franzose angesichts eines nur zweimaligen Erreichens der Super-Pole nicht überzeugen. Ob ihn die angesichts des Opel-Ausstiegs unumgängliche Suche nach einem neuen Cockpit beflügeln wird, bleibt abzuwarten.

Das erste DTM-Jahr des Heinz-Harald Frentzen war derart stark von oft unverschuldeten Unfällen und technischen Problemen geprägt, dass es lange schwierig erschien, seine fahrerische Leistung zu bewerten. Nach durchwachsenen Ergebnissen setzte der dreifache Grand-Prix-Sieger lediglich in Brünn mit Rang 6 einen Akzent. Dass sich Frentzen mit der fahrerischen Konstanz ebenso schwer tun wird wie Jean Alesi, erscheint durchaus im Bereich des Möglichen zu sein.

Der älteste Pilot im Starterfeld und langjährige Opel-Pilot Manuel Reuter errang für die Rüsselsheimer zwar den einzigen Podestplatz der Saison, blieb ansonsten jedoch fahrerisch eher unauffällig. Ob der ITC-Meister von 1996 allmählich seinen Zenit überschritten hat, bleibt abzuwarten. Bestätigte sich dies jedoch, so würde er wohl zum Symbol des Generationenwechsels in der DTM…

Fazit

Gegen eine Fortsetzung der Überlegenheit der Youngsters spricht nicht allzu viel – bei entsprechendem Material wäre es nicht überraschend, wenn Titelverteidiger Mattias Ekström und Gary Paffet den Meisterschaftskampf unter sich ausmachten. Auch mit dem aufstrebenden Martin Tomczyk ist zu rechnen.

Betrachtet man jedoch die rennfahrerischen Lebensläufe der Routiniers, so ist das Potenzial, es den jungen Wilden sehr viel schwerer zu machen als in der vergangenen Saison, nur äußerst schwer zu übersehen…