Wäre der Norisring ein Schlachtfeld, könnte man angesichts des Geschehens in Kurve eins des Sonntagsrennens der DTM von einem Massaker sprechen. Mit Timo Glock, Maximilian Götz, Mike Rockenfeller und Augusto Farfus schieden insgesamt vier Piloten bereits in der Anfangsphase des Rennens aus - infolge von Scharmützeln bei der Anfahrt auf die Grundig-Kehre nach dem Start. Im Grunde genommen ereigneten sich dort nur zwei Zwischenfälle. Doch einer hatte es in sich.

Unfall 1: Der kleinere Vorfall geschah auf der Außenbahn und kostete Rockenfeller das Rennen. "Ich habe ein bisschen spät gebremst und wollte außen überholen. Aber in dem Moment ist da Costa von der Mitte nach außen gezogen. Mit dem Speed, den man da drauf hat, kann man sich nicht auf einmal in Luft auflösen und so bin ich ihm mit stehenden Reifen ins Heck gefahren", schildert der Audi-Fahrer Motorsport-Magazin.com den Unfallhergang.

"Es war meine Schuld. Ich war der, der hinten drauf gefahren ist. Ganz klar. Dementsprechend war mein Auto leider kaputt und das Rennen schon nach einer Kurve erledigt", gibt Rockenfeller frei heraus zu. Immerin der Leidtragende dieser Situation, da Costa, konnte ohne Beschädigung an seinem BMW weiterfahren.

Augusto Farfus stand ganz am Ende der Kettenreaktion, Foto: BMW AG
Augusto Farfus stand ganz am Ende der Kettenreaktion, Foto: BMW AG

Dramatische Kettenreaktion

Unfall 2: Wesentlich gravierender gestaltete sich Vorfall Nummer zwei, diesmal auf der Innenbahn. Alles begann mit einer Berührung zwischen Edoardo Mortara und Maximilian Götz. "Ich hatte einen guten Start und lag in guter Position. Ich war innen, das hatte ich mir so ausgerechnet. Beim Anbremsen von Kurve eins war es dann sehr eng. Alle haben sehr spät gebremst und ich habe einen Schlag auf der rechten Seite bekommen. Das soll keine Ausrede sein. Aber es gab eine Berührung mit Mortara. Dann sind meine Räder stehengeblieben und es gab nicht mehr ausreichend Verzögerung", beschreibt der Mercedes-Fahrer.

"Ich habe auch nicht erwartet, dass sich vor mir so ein Stau bilden würde. Ich bin voll auf die Bremse gestiegen, war aber wahrscheinlich etwas zu spät und bin auf Timo Glocks Auto aufgefahren. Das hat eine Kettenreaktion ausgelöst. Andere Fahrer hatten Glück und erwischten eine Lücke, bei mir war es leider Timo. Man kann viel im Vorfeld planen, aber wenn die Ampeln ausgehen fährt man einfach. Dann kommt es oft anders, als man es sich vorher ausrechnet. Diesmal ist es blöd geendet in Timos Heck. Ich würde das als Rennunfall abhaken. Trotzdem lerne ich daraus. Beim nächsten Mal werde ich es vielleicht anders gestalten und einfach mehr Luft lassen", ergänzt Götz.

Hier war Glocks M4 noch komplett, Foto: DTM
Hier war Glocks M4 noch komplett, Foto: DTM

Plötzlich stand er mir im Kofferraum ...

Genauso sah es die Rennleitung. Crashes am Start seien immer Rennunfälle, hieß es. Dem Betroffenen der Szene - Timo Glock - hilft das nicht mehr weiter. Der BMW-Fahrer musste wie Götz sein Auto abstellen. Sonderlich überrascht war Glock allerdings nicht. "Wenn du mittendrin starten musst, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass du in irgendetwas verwickelt wirst. Heute hat es leider mich getroffen", klagt Glock gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Beim Anbremsen in die erste Kurve habe er noch in den Rückspiegel geschaut und festgestellt, dass alles relativ ruhig aussah. "Zwei Sekunden später hat es einen Schlag getan und der Maxi Götz stand mir im Kofferraum und hat mich in ein anderes Auto hineingeschoben. Eigentlich war das Rennen da schon vorbei. Du versuchst natürlich weiterzufahren und die Motorhaube sah im ersten Moment auch so aus, als sei sie nicht so extrem beschädigt gewesen. Aber ich sehe ja nicht, was vorne ist. In Runde zwei kam dann auch noch Temperaturalarm und die Motorhaube ist mit einem Schlag weggeflogen. Dann war Ende", schildert Glock die kuriosen Bilder seines "Yellow Beasts".

Gekracht war der ehemalige F1-Pilot in Adrien Tambay, der wiederum in Augusto Farfus geschoben wurde. Während Tambay weiterfahren konnte, hatte Farfus vorzeitig Feierabend. "Das war ein sehr kurzer Auftritt für mich. Ende der Start-Ziel-Gerade bin ich beim Einbiegen in die erste Kurve massiv an der Seite getroffen worden. Mein Auto war danach so stark beschädigt, dass ich es in der Garage abstellen musste. Ich bin sehr enttäuscht, dass mein Rennen schon nach wenigen Sekunden vorbei war", sagte "Gustl".