Nach der Saison ist vor der Saison. In Hockenheim ist gerade die Saison 2014 zu Ende gegangen, da wirft das Jahr 2015 bereits seinen Schatten voraus. Kommen weiterhin Option-Reifen zum Einsatz? Wie sieht das Format aus, zwei Rennen pro Wochenende? Und natürlich die jährliche Frage nach dem Fahrerfeld für die kommende Saison.

Anders als in der Formel 1, wo die Silly Season schon innerhalb der Saison häufig mehr Aufruhr bringt als so manches Rennen, geht es in der DTM eher abwartend zu. Start für die Saison 2015 ist im Mai, in der Vergangenheit wurden Fahrerkader öfters erst im März bekannt gegeben. Motorsport-Magazin.com gibt einen Überblick, wie weit die Personalplanungen der drei Hersteller kurz nach dem Saisonfinale für 2015 bereits sind.

Mercedes möchte am aktuell Personal für 2015 festhalten, Foto: DTM
Mercedes möchte am aktuell Personal für 2015 festhalten, Foto: DTM

Mercedes: Keine Experimente

Mercedes wird erleichtert sein, dass die Saison vorüber ist. Das schlechte Abschneiden wird aber nicht an den Fahrern festgemacht. "Ich bin für Stabilität und den Fahrern ist kein Vorwurf zu machen. Ich will jetzt keine großen Experimente bei der Fahrerwahl", erklärte Toto Wolff beim DTM-Finale am Hockenheimring. Mit Ex-Champion Gary Paffet, der in dieser Saison weit unter seinen Möglichkeiten blieb, hat Mercedes zuletzt für die Saison 2015 verlängert. Christian Vietoris und Robert Wickens dürften ebenfalls für die kommende Saison gesetzt sein.

Geht es nach dem Willen von Mercedes, sind auch Paul Di Resta, Pascal Wehrlein und Daniel Juncadella 2015 wieder am Start. Alle drei bewegen sich jedoch im Umfeld der Formel 1 und könnten sich unter Umständen 2015 für höhere Aufgaben empfehlen: Juncadella durfte in Monza für Force India testen und Paul di Resta wäre sicher einem Rückkehr-Angebot in die Formel 1 nicht abgeneigt - obwohl die Chancen aktuell sehr gering sind.

Mercedes-Überflieger Pascal Wehrlein hat dieses Jahr den Sprung zum Mercedes-Formel-1-Testfahrer geschafft. Mercedes möchte den 20-Jährigen in der DTM halten - um ihn zu fördern, ist aber vieles denkbar. "GP2? Eine Möglichkeit, aber in der GP2 braucht man ein richtig gutes Team. Möglich wäre auch DTM und Freitagsfahrer in der Formel 1 für ein anderes Team", sagte Wolff auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com zu Wehrleins Aussichten für 2015.

Nicht entschieden ist der Verbleib von Vitaly Petrov. Der Russe bleibt der Saison 2014 vor allem als punktelos in Erinnerung. Ihm könnte allerdings die Tatsache entgegen kommen, dass die DTM auch 2015 wieder in Russland gastiert. Außerdem aktuell noch ungeklärt: Fährt Mercedes 2015 mit acht Autos? Wenn ja, kann um das offene Cockpit nur spekuliert werden. Eine Möglichkeit wäre der aktuelle Formel-3-Europameister Esteban Ocon - immerhin gewann er den Titel mit einem Mercedes-Motor im Heck. Zwar gehört der Franzose zum Lotus-Nachwuchsprogramm, doch spätestens seit dem Motorendeal sollte dies keine Hürde mehr sein.

BMW hat bislang nur Marco Wittmann für 2015 bestätigt, Foto: BMW AG
BMW hat bislang nur Marco Wittmann für 2015 bestätigt, Foto: BMW AG

Wundertüte BMW?

Auf Entscheidungen angesprochen, packt BMW Motorsport Direktor Jens Marquardt gern mal die viel zitierte Wundertüte aus. So lässt er sich auch für den Fahrerkader 2015 alle Option offen. "Der Druck ist nicht riesig. Wichtig ist, dass wir unser Gesamtpaket jetzt schnüren und das beinhaltet auch unsere Aktivitäten in der USA und den Langstrecken. Dann haben wir ein klares Bild, wie wir aufgestellt sein wollen und welcher Fahrer wo am besten eingesetzt ist", verkündete Marquardt. Offiziell bestätigt für die Saison 2015 ist bislang einzig Champion Marco Wittmann.

Als sicher gelten Timo Glock, Bruno Sprengler und Augusto Farfus. Gute Chancen dürften als bester Rookie der Saison Maxime Martin und - entgegen aller Gerüchte - auch Martin Tomczyk haben. Dagegen gilt der Abschied von Joey Hand als beschlossene Sache. Der Amerikaner könnte in den Langstreckensport zurückkehren. Fragezeichen stehen hinter dem Verbleib von Felix da Costa. Dem Portugiesen wird vorgeworfen, sein volles Potenzial nicht ausgeschöpft zu haben. "Ich hoffe in der DTM weitermachen zu können. Wir werden diese Diskussionen in den nächsten Wochen haben. Ich liebe diese Familie, dieses Auto, diese Meisterschaft, " erklärte da Costa bei Motorsport-Magazin.com.

Eine interessante Personalie für kommendes Jahr könnte Jens Klingmann sein. Von Motorsport-Magazin.com auf den derzeitigen BMW-Testfahrer angesprochen, sagte Marquardt: "Die Wundertüte wird immer größer..." Klingmann, dieses Jahr mit Schubert im ADAC GT Masters erfolgreich, wäre nach Wittmann und Martin der dritte Testfahrer, der den Sprung ins DTM-Cockpit schafft.

Der Markentitel hat zusammengeschweißt. Bleiben alle Fahrer?, Foto: Audi
Der Markentitel hat zusammengeschweißt. Bleiben alle Fahrer?, Foto: Audi

Audi: Alles beim Alten?

"Große Veränderungen sehe ich Moment nicht", beantwortete Audis DTM-Leiter Dieter Gass die Fragen nach den Audi-Fahrern 2015. Die Mischung aus Jung und Alt stimme bei Audi, betonte Gass. Auf interessante Kandidaten angesprochen, lässt sich Gass aber doch aus der Reserve locken: "Es ist keine Überraschung, dass René Rast im ADAC GT Masters stark gefahren ist. Man muss sich ihn anschauen." Allerdings schafft es Rast trotz seiner Erfolge seit Jahren nicht, ein DTM-Cockpit zu ergattern. Sein Interesse ist nicht mehr so stark wie früher, Nein sagen würde er aber sicherlich auch nicht.

Vom 18-Jährigen Südafrikaner Kelvin van der Linde, an Rasts Seite jüngst Meister im ADAC GT Masters, hält Gass einiges: "Vielleicht sollte man Kelvin van der Linde im Auge behalten. Könnte mir vorstellen, dass wir ihn zum Young Drivers Test einladen."

Gute Aussichten für 2015 im Team zu bleiben hat Jamie Green. Gass bestätigte den Briten mehr oder weniger in Hockenheim: "Die Performance von Jamie sind gut und ebenso die Konstanz, das ist wichtig. Ein Kandidat, auf den wir nächstes Jahr schauen sollten." Auch Timo Scheider gab im Exklusiv-Interview mit Motorsport-Magazin.com bekannt: "Ich habe einen Vertrag für 2015 und mein Ziel ist es ist nach wie vor, DTM zu fahren. Diesbezüglich habe ich keine anderen Pläne."

Adrien Tambay, Nico Müller, Edoardo Mortara und Mike Rockenfeller sollten ebenfalls Chancen haben bei Audi zu verbleiben, wobei Rockenfeller immer wieder mit Audis Le Mans Programm in Verbindung gebracht wird. Ein Wackelkandidat, der sein Cockpit räumen könnte, ist Miguel Molina - der steht allerdings seit Jahren zur Debatte, konnte sich am Ende jedoch immer durchsetzen. Auch dieses Mal wieder?

Die spannende Frage bei Audi ist aber: Was passiert mit Matthias Ekström? Der DTM-Dauerbrenner - seit 2002 dabei - ist offiziell noch nicht bestätigt für Audi in der DTM. Zuletzt war viel spekuliert worden um seinen Verbleib in der Serie. Gegenüber Motorsport-Magazin.com erzählte Ekström schon vor Wochen, dass er bleibt - sein Spaß an den V8 Supercars und seinem RallyCross-Projekt sind allerdings kein Geheimnis im Fahrerlager...