Die Deutsche Tourenwagen Masters schwebt derzeit von einem Hoch zum nächsten. Spannende Rennen, vergleichsweise günstige Ticketpreise und ein offenes Fahrerlager mit echter Fannähe lassen die Zuschauerrekorde von Rennen zu Rennen purzeln und machen die DTM zu einer der Top-Motorsportserien weltweit.

Da konnte selbst die Ankündigung des Opel-Rückzugs am Ende des kommenden Jahres keine schlechte Stimmung aufkommen lassen. Schon gleich gar nicht, da kurz darauf Mercedes das Renncomeback eines Formel 1 Weltmeisters verkündete: Mika Häkkinen wird 2005 für Mercedes an den Start gehen.

Der Häkkinen-Effekt

Für motorsport-magazin.com-Kolumnist Jacques Schulz war diese Meldung "der absolute Hammer": "Man kann, darf und muss dieser Serie alles Gute wünschen. Denn alles was die ITR & Co da auf die Beine gestellt haben verdient absolute Hochachtung. Manche Rennen sind dabei durchaus attraktiver als die Formel 1", gesteht der Premiere-TV-Kommentator offen ein.

Demzufolge sendet Schulz sogar eine Warnung an Bernie Ecclestone: "Die Formel 1 muss sich nach dem Häkkinen-Comeback in einem Werks-Mercedes in der Tat warm anziehen."

Während sich die DTM mit ihren Zuschauerrekorden und steigenden TV-Zuschauerzahlen also auf dem Weg nach oben befindet, beklagt man sich in der Königsklasse des Motorsports unterdessen auf hohem Niveau zu Tode. "Wenn sich die Formel 1 auch weiterhin hinter den Kulissen einen solch ruinösen Machtkampf erlaubt, der bis zum bitteren Ende geführt werden könnte", warnt Schulz weiter, "dann muss die Formel 1 aufpassen, dass ihr die DTM nicht den Rang abläuft."

Und eins ist sicher: Ein Auffangbecken für "alternde F1-Stars", wie nach Heinz-Harald Frentzens DTM-Wechsel gespottet wurde, ist die DTM keinesfalls. Denn neben den fünf Ex-F1-Piloten Bernd Schneider, Mika Häkkinen, Jean Alesi, Heinz-Harald Frentzen und Allan McNish mischen in der DTM auch solche jungen Wilden wie Gary Paffett oder mit, welche den Etablierten bereits 2004 immer wieder in die Suppe spucken konnten.

Audi – Die Titelverteidigung im Visier

Mit ganzen acht Autos, vier 2005er sowie ebenso viele Vorjahresmodelle, möchten die Ingolstädter ihren Dreifachtriumph des Vorjahres wiederholen. Während Abt Racing hierbei den amtierenden DTM-Champion Mattias Ekström sowie Allan McNish, Tom Kristensen und Martin Tomczyk ins Rennen schicken wird, gehen für Joest Racing Christian Abt, Rinaldo Capello, Pierre Kaffer und Frank Stippler an den Start.

Das Ziel der Ringmeister ist dabei klar umrissen: "Ich bin mir sicher, dass wir mit dieser Konstellation die beste Ausgangsposition für die Titelverteidigung geschaffen haben", erklärte Audi Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich.

Mercedes – Der Titel muss her

In Stuttgart teilt man diese Meinung der Ingolstädter Kollegen natürlich nicht. Denn hier hoffen die Schwaben natürlich ihrerseits mit einem ihrer Piloten in der Gesamtwertung ganz vorne zu landen.

Und sogar der Neueinsteiger Mika Häkkinen, der sich von den Anlaufschwierigkeiten seiner Kollegen Alesi und Frentzen wenig beeindruckt zeigte, möchte schon in seinem ersten DTM-Jahr um den Titel mitfahren.

"Ich bin ein Gewinnertyp! Für mich zählt nichts anderes. Ich werde mich mit maximalem Einsatz einbringen", sprudelt der Finne nach seiner Auszeit geradezu vor Energie. "Ich hoffe, im nächsten Jahr zu dieser Zeit DTM-Champion zu sein. An diesem Plan werde ich mit Vollgas arbeiten und 110 Prozent geben – so wie ich es in meiner Karriere immer getan habe."

Neben dem Doppelweltmeister begrüßt Mercedes aber auch noch einen weiteren Neuling im Team: Den Meister der F3 Euroserie Jamie Green. "Mit seinem Engagement setzen wir unser Förderkonzept für den Rennsportnachwuchs fort", begründete Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug diese Entscheidung, "und wir denken, dass Jamie sich in der DTM profilieren wird und so wiederholt, was etliche unserer Junioren in der DTM geschafft haben."

Opel – Die Abschiedstournee beginnt

Für Opel scheint der Titelgewinn hingegen auch im Abschiedsjahr ähnlich weit entfernt zu liegen wie in der vergangenen Saison. Dennoch möchten sich die Rüsselsheimer würdig aus der DTM verabschieden.

"Von Resignation ist bei uns nichts zu spüren", betont Sportchef Volker Strycek. "Nicht zuletzt nach der Aussage des Vorstands, dass Opel auch nach 2005 im Motorsport vertreten sein wird, ging ein Ruck durch die Mannschaft. Jeder sieht die große Chance, 2005 DTM zu fahren."

Der neue Wagen gewann zumindest schon ein Rennen: Jenes um das erste Roll-Out, welches der Vectra GTS schon im Dezember hinter sich brachte. "Das neue Auto lief absolut problemlos", freute sich der Sportchef, der auch betonte: "Ich würde es nicht als Neukonstruktion, sondern als Evolution bezeichnen." Als Grund gibt er dafür an, dass es 2004 nicht "DAS große Problem" am Auto gegeben habe. "Es ging um Details, die uns daran gehindert haben, unser Potenzial auf den Punkt zu bringen."

Auf den Punkt bringen sollen die Leistung im Abschiedsjahr Heinz-Harald Frentzen, Marcel Fässler, Laurent Aiello sowie Manuel Reuter, welche die vier Opel Vetra GTS steuern werden.

Rover – Der vierte im Bunde?

Neben den bekannten drei Herstellern wird in der Saison 2005 aber auch noch ein vierter Automobilkonzern in der DTM mitmischen. Wer dies jedoch sein wird, wurde noch nicht offiziell bekannt gegeben.

Allerdings deutet vieles darauf hin, dass Rover als langfristiger Ersatz für Opel einspringen soll. Offiziell bestätigt wurden diese Gerüchte allerdings noch nicht und werden sie es wohl auch nicht vor Ende Januar, wenn der Kauf von 70% der Rover-Anteile durch ein chinesisches Konsortium namens Shanghai Automotive (SAIC) über die Bühne gegangen ist.

Es wird jedoch bereits darüber spekuliert, dass Rover mit drei bis vier von Zytek auf der Basis eines Rover 75 ZT260 gebauten Autos an den Start gehen wird. Für das Design soll dabei der frühere F1-Konstrukteur Tm Holloway verantwortlich zeichnen. Als Fahrer werden neben den von Opel nicht weiter verpflichteten Piloten Timo Scheider, Peter Dumbreck und Jeroen Bleekemolen auch Anthony Reid, Jamie Campbell-Walter und Nicolas Minassian in den Medien gehandelt.