Mercedes spielte im Qualifying auf dem Nürburgring keine entscheidende Rolle. Keine Überraschung, hinken die Stuttgarter doch seit Saisonbeginn hinterher. Im Vorfeld war relativ klar gewesen, dass das an der Aerodynamik schwächelnde C-Coupé in der Eifel seine Probleme haben würde. So kam es auch. Mit Daniel Juncadella und Paul Di Resta schafften es zumindest zwei Sternfahrer in die dritte Runde des Zeittrainings. Dort wurden dem Duo mit den Plätzen sieben und acht allerdings klar die Grenzen aufgezeigt.

Trotzdem war die allgemeine Stimmung im Mercedes-Lager angesichts des Resultats relativ positiv. Nach all den Rückschlägen ist jeder Fortschritt wie ein kleiner Sieg. "Wir können einigermaßen zufrieden sein", sagte Wolfgang Schattling. "Wir verstehen unser Auto immer besser. Die Schritte, die wir damit machen, setzen wir auch um. Wir treffen das Setupfenster besser, da robbst du dich mit kleinen Schritten heran."

Paul Di Resta in den Top-10 der Startaufstellung, Foto: DTM
Paul Di Resta in den Top-10 der Startaufstellung, Foto: DTM

Politik der kleinen Schritte

Mercedes fährt aktuell die Politik der kleinen Fortschritte - der Knall soll erst erfolgen, wenn die Zusatz-Homologation abgeschlossen ist. Am Nürburgring tritt Mercedes wieder mit einer unveränderten Version des C-Coupés an. Bevor dieser Schritt nicht erfolgt ist, erwartet niemand Wunderdinge. "Die Basis des Autos stimmt ja nicht, gab Schattling unumwunden zu. "Etwas nicht so Gutes gut zu machen ist schwieriger als etwas Gutes zu verbessern."

Klare Sache also: Mercedes bläst erst mit der finalen Version des Autos zum Großangriff. Wann es soweit ist, steht bislang noch nicht fest. Bis kurz vor dem vorletzten Saisonrennen in Zandvoort hat der Hersteller Zeit, die genehmigte Extra-Homologation durchzuführen. "Wir haben noch keine Upgrades am Auto. Deshalb ist es schwierig, große Fortschritte zu erzielen", bestätigte Gary Paffett im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Wir müssen das Auto verändern, um auf Strecken mit Kurven eine bessere Performance zu zeigen."

Pascal Wehrlein schleppt eine 3-Platz-Strafe aus Spielberg mit, Foto: DTM
Pascal Wehrlein schleppt eine 3-Platz-Strafe aus Spielberg mit, Foto: DTM

Auf dem Weg zum besten Tag

Paffett erlebte am Samstag ein ziemliches Debakel: Der Brite wurde im Qualifying Letzter. Sein Zwischenfazit in der Eifel: "Ich bin mit dem Auto ziemlich glücklich." Was verwunderlich klingt, erklärte Paffett so: "Wir holen im Moment das Meiste aus dem Auto heraus. Wir verstehen das Auto als Fahrer, und das ist das Wichtigste. Schon in Spielberg haben wir das Auto besser verstanden, wir hatten bessere Systeme und Abläufe. Das machte alles Sinn."

Einem Fahrfehler auf seiner schnellen Runde war es geschuldet, dass Paffett im Q1 rausflog. "Dabei war ich heute auf dem Weg zum besten Tag des Jahres", ärgerte er sich über seinen eigenen Patzer.

Wann packt Mercedes das finale C-Coupé aus?, Foto: Sönke Brederlow
Wann packt Mercedes das finale C-Coupé aus?, Foto: Sönke Brederlow

Welche Rolle spielt Bell?

Allgemeine Aufbruchsstimmung also bei Mercedes trotz der schwierigen Lage. Die Auswirkungen der prominenten Verpflichtungen aus der Formel 1 in jüngster Zeit spielte Schattling unterdessen herunter. Neben dem neuen HWA-Einsatzleiter Michael Wilson liefert inzwischen auch der aus der F1 bekannte Bob Bell seinen Input.

Schattling: "Der gibt hier und da einen Tipp, und damit hat es sich. Bob ist nicht der Ersatz für Gerhard Ungar, er ist nicht ständig beim Team. Aus seiner Erfahrung heraus kann er ein paar Dinge ansprechen. Es geht um eine bessere Struktur und bessere Prozesse, aber nicht darum zu sagen: Jetzt baue ich ein neues Auto."