Der beste Mercedes-Pilot startet am Sonntag in Oschersleben von Platz zehn. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff konnte nach dem Qualifying nur feststellen: "Absolut nicht zufriedenstellend." Allerdings betonte er, dass man nicht von einem zum anderen Rennen alles ändern könne. Es dauere, bis Veränderungen greifen. "Wir haben einen Entwicklungsrückstand in verschiedenen Bereichen. Das aufzuholen ist eine Sache im besten Fall von Wochen."

In dem kurzen Zeitraum zwischen den Rennen in Hockenheim und Oschersleben habe man sich vor allem die Arbeit auf der Strecke angesehen, das mechanische Setup. Alles andere - ob Aerodynamik oder Fahrzeugdynamik - dauere wesentlich länger.

Wolfgang Schattling, Leiter DTM bei Mercedes, erläuterte, wie Mercedes genau vorgeht: "Schritt eins: analysieren was falsch läuft. Zweiter Schritt: was wir dagegen machen können. Dritter Schritt: richtige Personen in die richtige Position bringen. Schritt vier: wenn nötig externe Leute einstellen. Wenn wir niemanden dafür brauchen, ist es auch gut so."

Mercedes steht voll und ganz hinter der DTM

Schattling wollte sich nicht festlegen, wo genau Mercedes in diesem Plan steht, meinte aber, dass Schritt eins sicher und Schritt zwei möglicherweise bewältigt ist. "Wir machen uns Gedanken um Prozess-Veränderungen. Wie weit wir fortgeschritten sind, kann ich nicht sagen, wir können das auch noch nicht konkretisieren. Das muss man gewissenhaft machen", sagte er und wollte nichts davon wissen, dass die Stuttgarter die Flinte ins Korn werfen könnten. "Mercedes steht voll und ganz hinter der DTM."

Oschersleben betrachte Mercedes als Übergangsrennen, betonte er gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Wir sind gerade bei der Analyse und Neustrukturierung unseres DTM-Systems, deswegen haben wir keine großen Erwartungen an dieses Rennwochenende gehabt." Im Qualifying von Oschersleben habe er noch keinen bemerkenswerten Schritt gesehen - höchstens von Pascal Wehrlein, der mit Platz zehn die beste Startposition einfuhr und damit das Maximum aus dem Auto herausholte. "Nur mit Blick auf das Resultat kann man keine Schlüsse ziehen, aber Pascal ist ein großes Talent. Er zeigt, dass unsere Zuversicht in seine Person richtig ist."

Das Auto ist nicht schön zu fahren

Auch Mercedes-Speerspitze Gary Paffett lobte die Leistung seines Teamkollegen. "Wenn man sich die Performance im Vergleich zur Konkurrenz ansieht - ok, wir sind etwas leichter - dann ist Pascal viel näher dran als in Hockenheim", sagte er. Er selbst bemerke Fortschritte, auch wenn sich das mit Startplatz 18 nicht niederschlägt.

Problematisch für Mercedes ist, dass es derzeit keine Testfahrten gibt und sie daher an den Rennwochenenden so viel testen müssen wie möglich - auch im Rennen, selbst wenn da im Vordergrund steht, die ersten Punkte einzufahren. "Jeder Punkt zählt. Wir müssen versuchen, Punkte einzufahren, aber es ist vielleicht noch wichtiger, alle Autos ins Ziel zu bringen und Daten zu sammeln", meinte Paffett.

Das Rennen in Hockenheim sei mehr oder weniger ein Test gewesen, alle Autos kamen ins Ziel und Mercedes konnte viele Daten sammeln. "Es ging darum, die Daten zu analysieren, was das Setup angeht, ob wir das Maximum aus dem Abtrieb herausholen. Man muss sichergehen, dass das Auto die Reifen und den Abtrieb nutzt."

Die Balance ist ein großes Thema bei Mercedes., Foto: DTM
Die Balance ist ein großes Thema bei Mercedes., Foto: DTM

Großes Thema ist neben der Performance die Balance, die weder in Hockenheim noch jetzt in Oschersleben schön gewesen sei. "Wenn das Auto schön zu fahren wäre und einfach nur langsam wäre, dann würde man sagen, dass es einfach nur die Performance ist, nur die Aerodynamik oder nur der Grip. Aber das ist nicht der Fall. Das Auto ist nicht schön zu fahren", klagte Paffett. "Wir müssen das Auto leichter fahrbar machen und dann müssen wir versuchen, Performance im Auto zu finden."

Christian Vietoris, der im Vorjahr als Gesamtvierter bester Mercedes-Pilot war, unterstrich jedoch, dass die Zusatzhomologation erst in eineinhalb Monaten ist und bis dahin noch einige Änderungen vorgenommen werden können. In Oschersleben sah er erste Fortschritte und das auf einer Strecke, die Mercedes nicht gerade liegt. "In Hockenheim waren die Positionen gleich, aber die Lücke deutlich größer", analysierte er. "Dass wir hier nicht um den Sieg fahren, war von vorneherein klar. Wir müssen Schritt für Schritt nach vorne kommen. Die Schritte sind klein, das ist auch klar."

Auch Wehrlein sah noch einen deutlichen Abstand zu Audi und BMW, obwohl sich nicht nur er persönlich - von Startplatz 15 auf Startposition 10 - sondern auch Mercedes steigerte. "Ich hoffe morgen auf Regen, sonst versuche ich auch im Trockenen in die Punkte zu fahren."