Auf den ersten Blick hat die DTM ihre Premiere auf dem Moskau Raceway nahe der russischen Metropole sauber über die Bühne gebracht: Präsentationsfahrten vor dem Kreml, unzählige begeisterte Anhänger, ein sehenswertes Rennen. Was aber nur die wenigsten mitbekamen: Hinter den Kulissen zwang die Logistik Mensch und Maschine ans äußerste Limit.

"Wenn man es nicht erlebt hat, kann man sich kaum vorstellen, welchen Strapazen die Fahrer der Team-LKW ausgesetzt waren", verrät Ernst Moser, Teamchef des siegreichen Audi Sport Team Phoenix. Durchschnittlich rund 2.600 km legten die Trucks auf dem Weg nach Moskau über Polen, Lettland und Estland zurück. Zwischen vier und fünf Tagen dauerte die Anreise bei rund 40 Stunden Nettofahrtzeit.

Was erschwerend hinzukam: Eigens für die Anreise engagierte Scouts verfügten nicht über die nötige Ortskenntnis, weswegen über 100 Kilometer abseits asphaltierter Straßen zurückgelegt werden mussten. "Die Scouts und unsere Navigationssysteme waren selten einer Meinung", führt Moser weiter aus. "Jedoch mussten wir den Scouts folgen. Abseits der asphaltierten Straßen haben sich etliche LKW Reifenschäden eingehandelt, zudem litt die Fracht extrem unter der Verstaubung."

Immerhin hatten die zusätzlichen Strapazen einen moralischen Aspekt, denn wie Moser verriet, hielt die aus verschiedenen Teams bestehende Kolonne bei Reifenschäden unisono an, um den Leidtragenden schnellstmöglich zu helfen. "Dieser Zusammenhalt untereinander auch bei konkurrierenden Marken war wirklich schön", berichtet Moser. "Auch als einige LKW rivalisierender Teams gemeinsam für einen Tag an der russischen Grenze warten mussten, haben die Fahrer gemeinsame Picknicks veranstaltet."

Selbst unmittelbar vor der Strecke rissen die Strapazen jedoch nicht ab, als stunden- und kilometerlange Staus den Tross immer wieder aufhielten. Am Moskau Raceway angekommen, galt es zunächst einmal, die geladenen Rennautos und die LKW mit Pressluft vom Staub zu befreien. "Insgesamt waren wir zwei Tage damit beschäftigt, Reparaturen an den LKW vorzunehmen, Reifenschäden zu beheben und den Staub zu beseitigen", so Moser.

Dass nach der erneuten Tortur bei der Rückfahrt die Gefahr besteht, nicht mit voll funktionsfähigem Transportequipment zum DTM-Lauf am Nürburgring anzureisen, glaubt Moser nicht: "Die durch die abenteuerliche Streckenführung entstandenen Schäden sind alle reparabel. Wir werden auch am Nürburgring wieder LKW bereitstellen." Auch in der Eifel werden sie also wieder abseits sämtlicher Kameras ihren unverzichtbaren Dienst verrichten - die "heimlichen Helden" der DTM.