Man ist geneigt zu sagen: Alles beim Alten. Mit Robert Wickens steht einmal mehr ein Mercedes beim Rennen auf dem Norisring auf der Pole-Position. Doch es war knapp - wie eigentlich immer. Bruno Spengler verpasste nach furiosem letzten Sektor die Pole nur knapp, doch auch dahinter ging es eng zu. Mercedes-Routinier Gary Paffett nimmt das Rennen von Rang drei in Angriff, dahinter startet mit Edoardo Mortara der beste Audi-Pilot. Eine herbe Enttäuschung musste Mr. Norisring Jamie Green hinnehmen, der Brite zählt nach Rang 14 am Samstag nicht zu den Favoriten von Motorsport-Magazin.com.

Robert Wickens, Mercedes-Benz, P1

Für den Kanadier ist es die erste Pole-Position seiner Karriere in der DTM. Ob das so ein gutes Omen ist? Ralf Schumacher sicherte sich just an gleicher Stelle ebenfalls seine erste Pole, ein Frühstart beendete den Traum vom ersten Sieg allerdings rasch. Bei einer Sache hat Wickens jedenfalls keine Bedenken: "Ich bin mir sicher, dass es fair wird, weil jeder Meister fair ist", spielte er auf das Duell mit Landsmann Bruno Spengler an.

Für Wickens spricht auf jeden Fall die traditionelle Stärke der Mercedes auf dem Norisring. Doch nicht nur auf dem Norisring sind die Mercedes traditionell stark, auch die Renn-Pace der Silbernen zeigte sich in den bisherigen Rennen immer als vorbildlich. Schlüsselpunkt wird ein guter Start, ist sich Wickens sicher. "Ich hoffe, dass ich in der ersten Kurve meine Position halten kann." Doch auch die Gefahr von weiter hinten sollte er nicht außer Acht lassen, Options-Reifen erlauben alternative Strategien, DRS erleichtert das Überholen - vor allem auf dem Norisring - ungemein.

Bruno Spengler, BMW, P2

Bruno Spengler komplettiert am Sonntag die erste rein-kanadische Startreihe der DTM-Geschichte. Der amtierende Meister und dreifache Norisring-Sieger dürfte dabei wohl auch der größte Konkurrent seines Landsmannes werden. Spengler wittert gleich mehrere Chancen, ist sich aber auch der Tatsache bewusst, dass er nach hinten schauen muss: "Alle bis auf den Führenden dürfen DRS verwenden, das macht ein Absetzen schwierig. Auch die Strategie wird nicht einfach, weil die Optionsreifen ein echtes Fragezeichen auf dieser Strecke sind."

Spengler weiß, wie man am Norisring gewinnt, Foto: Sutton
Spengler weiß, wie man am Norisring gewinnt, Foto: Sutton

Dass es zu einem erneuten BMW-Debakel wie zuletzt am Lausitzring kommt, glaubt der Champion nicht. "Es war ein guter Tag, wir haben uns gegenüber der Lausitz, wo wir hart kämpfen mussten, deutlich verbessert, das Team hat da einen großartigen Job gemacht." Für Spengler spricht sicher die Erfahrung, schließlich ist er nach Jamie Green der erfolgreichste Norisring-Pilot im Feld. "Ich liebe diese Strecke. Ich liebe die Stimmung hier, die Leute und das Fahren am Limit", so sein Rezept. Um seinen vierten Erfolg feiern zu können, hat sich Spengler schon eine Taktik zurecht gelegt, wie er zu Motorsport-Magazin.com sagte: "Von der Innenseite zu starten, ist immer gut."

Gary Paffett, Mercedes-Benz, P3

In der jungen Mercedes-Mannschaft ist Gary Paffett ohne Zweifel das Familienoberhaupt. Heute musste der erfahrene DTM-Pilot aber feststellen, dass auch der Nachwuchs ordentlich etwas auf dem Kasten hat. "Ich habe immer wieder versucht, auf Robert aufzuschließen. Immer, wenn ich an seinen Zeiten dran war, ist er noch einen Tacken schneller gefahren", so Paffett.

Am Rennsonntag muss sich Paffett allerdings nicht nur gegen den hauseigenen Nachwuchs, sondern auch gegen den amtierenden Meister Bruno Spengler behaupten - die ersten beiden Startreihen versprechen viel Spannung. Der große Vorteil von Paffett: Die Mercedes-Boliden waren in den bisherigen Rennen immer sehr stark unterwegs und sind auf dem Norisring Seriensieger. Paffett selbst gewann 2004 und 2005 in Nürnberg, in diesem Jahr könnte er sich bei einem Erfolg wieder im Titelrennen zurückmelden - zumal Tabellenführer Mike Rockenfeller nur aus dem hinteren Mittelfeld startet.

Edoardo Mortara, Audi, P4

Der letzte Audi-Sieg am Norisring liegt weit, weit zurück. 2002 gewann Laurent Aiello, seitdem regierte Mercedes. Umso erstaunlicher, dass Edoardo Mortara als bester Audi-Pilot heute nur 0,106 Sekunden langsamer war als der Pole-Mann Robert Wickens. Bitter dagegen: Auf dem Norisring ging es mal wieder so eng zu, dass Mortara nur auf dem vierten Startplatz steht. Trotzdem bleibt er optimistisch.

Eng wird es am Sonntag auf jeden Fall zugehen, Foto: DTM
Eng wird es am Sonntag auf jeden Fall zugehen, Foto: DTM

"Unser Auto war gar nicht für die Pole Position abgestimmt, sondern viel mehr für das Rennen. Da ist sehr viel für uns drin. Für eine Runde haben wir einfach nicht das optimale Paket", so Mortara, dem man angesichts des Teamergebnisses bei Audi zumindest bei der letztgenannten Tatsache absolut zustimmen muss. Für Mortara ist das Rennen am Sonntag jedenfalls eine Chance, sich zu präsentieren - hat er doch in den ersten vier Rennen lediglich zwei Zähler gesammelt. In der laufenden Saison konnte er aber selbst aus guten Qualifyings, wie etwa am Red Bull Ring, keinen Profit schlagen.